Mit links Stricken. Ein kleines Update und ein Lichtblick für alle Anfänger:innen
Dieser Beitrag ist für alle, die linkshändig stricken. Für alle, die gerne über ihren Tellerrand gucken. Für alle, die linkshändig Strickende kennen und für alle, die (egal ob linkshändig oder rechtshändig) immer denken, dass sie „komisch stricken“.
Es ist ein sehr langer Beitrag mit viel Inhalt. Also nichts für mal eben zwischendurch. Sucht euch am besten einen gemütlichen Platz und lest ihn in Ruhe durch. Vielleicht kann ich der ein oder anderen helfen. Denn der Beitrag ist entstanden aus der Erkenntnis, dass „irgendwas mit dem Stricken“ bei mir nicht stimmt.
Anfang 2018 strickte ich am No Frills Cardigan von PetiteKnit. Ein von oben nach unten in eins zu strickendes Teil, also eines, wo man die Ärmel gleich in einem Zug mitstrickt. Und genau dort, beim Übergang von Reihen zu Runden an den Ärmeln, erkannte ich: mein Maschenbild stimmt mal wieder nicht. Das war mir nicht neu, ich kannte das Problem schon vom Coal Cardigan, ignorierte es aber einfach. Diesmal ärgerte es mich aber, denn ich wollte den No Frills perfekt haben. Daher begann ich zu recherchieren, was mein Problem ist und dieser Beitrag hier ist das Ergebnis.
Schaut man sich im Netz und in Büchern (in der europäisch-amerikanischen Sphäre) um, so erscheint es, als gäbe es nur eine Art zu Stricken. Fertig. Und die „richtige“ Art zu stricken ist die so genannte westliche Art. Dieses „western“ oder „normale“ Stricken lernt man in fast allen Anfängerkursen und findet sie auch in YouTube Videos. Auch Anleitungen sind mit fast 100% Wahrscheinlichkeit an diese Art angepasst. Aber wie es immer ist auf dieser Welt: es gibt noch mehr! Viele Wege führen nach Rom bzw. zum fertigen Strickwerk.
Neben der „western“ Methode gibt es zum Beispiel die „eastern uncrossed“ Version. Diese liefert das gleiche Maschenbild wie die „western“ Methode und wird einfach nur genau andersrum gestrickt. Und dann gibt es da noch die Methode des „combined knitting“ – eine Mischung aus „eastern“ und „western“.
Außerdem kann man alle drei Methoden nicht nur rechtshändig stricken, sondern auch linkshändig. Und den Faden „continental/picking“ oder „english/throwing“ halten.
Verwirrt? Ich versuche euch heute einiges davon zu erklären, bin mir der Lückenhaftigkeit meines Wissens aber bewusst.* Denn bis Ende Januar 2018 wusste ich von all dem NICHTS. Ich wusste nur, ich stricke nicht wie andere.
*Wenn ihr Fragen habt oder Anregungen: Her damit. Ich bin erst am Anfang eines ganz neuen Wissens!
Ich bin eine left handed, combined knitting, continental Strickerin!
Ich kann euch sagen, dass diese Info für mich eine Offenbarung ist. Denn endlich hat meine Technik einen Namen und ist nicht mehr nur ein „komisches stricken“. So erschien es mir nämlich, seitdem ich feststellen durfte, dass meine Art zu stricken mit „niemandem“ überein stimmt. Nicht nur, weil ich linkshändig stricke, sondern auch generell. Selbst beim schärfsten Umdenken von rechts auf links sahen Videos und Bilder von Stricktechniken nie aus wie bei mir.
Bis ich neulich Jeni Brown im Netz fand. Plötzlich gab es Fotos von einer Strickerin, die GENAU SO wie ich strickt: linkshändig, in der gemischten Ost-West-Technik, den Faden „continental“ haltend!
Also stricke ich nur auf eine andere – durchaus bekannte – Weise, und nicht falsch oder komisch! Diese Information ist für mich wichtig. Denn sie sagt mir: Es ist alles richtig, was du tust, du musst nur gewisse Dinge beachten.
Also, nochmal zusammengefasst:
Meine Strickmethode ist linkshändig (soviel wusste selbst ich schon),
die östliche und westliche Technik verbindend = combined
und mit dem Faden auf der Seite der nicht arbeitenden Nadel/non working needle = continental, was bei mir die rechte Hand ist.
Ich versuche nun, genauer auf die einzelnen Komponenten der Technik einzugehen und diese Erkenntnisse miteinander zu verbinden. Fangen wir mit dem linkshändig Stricken an, unabhängig von „western“/“eastern“ oder „combined“.
Linkshändig Stricken – Kein so großes Problem
Die meisten Menschen stricken rechtshändig, weil sie Rechtshänderin sind oder weil ihnen auch als Linkshänderin das Stricken mit rechts beigebracht wurde. Das macht für links Strickende das Lesen von Strickanleitungen schwieriger, denn logischerweise orientieren sich diese an der Mehrheit und sind damit für rechtshändig Strickende ausgelegt.
Nun ist es prinzipiell aber meist nur mit ein bisschen Kopfweh verbunden, die schriftlichen Anleitungen spiegelverkehrt zu lesen. Ich zumindest lese im Text stoisch „links“ wo „rechts“ steht und andersherum. Natürlich nicht bei der Frage ob linke oder rechte Masche, sondern bei Begriffen wie „linke Nadel“ oder „rechte Hand“. Genau so bin ich bisher auch bei Anleitungen für besondere Techniken verfahren. Immer wenn es bezogen auf die Händigkeit Begriffe gibt, passe ich sie auf meine Linkshändigkeit an.
Strickschriften lesen
Strickschriften werden in Strickrichtung gelesen. Das bedeutet: In der ersten Reihe von rechts nach links, in der zweiten Reihe von links nach rechts und so weiter. Eben in Strickrichtung für rechtshändig Strickende. Wir linkshändig Strickenden stricken aber die erste Reihe von links nach rechts und folgerichtig die zweite Reihe von rechts nach links. Also stimmt die Strickschrift mit der Strickrichtung nicht überein.
Das hat mir noch nie größere Probleme gemacht. Bei den meisten Musterfolgen ist es tatsächlich egal ob sie links oder rechts beginnen und somit habe ich bisher immer wie die rechtshändig Strickenden gelesen und kam ans Ziel. Bei gestrickten Bildern (zum Beispiel Rentiere gucken alle nach rechts) würde das Muster einfach spiegelverkehrt erscheinen (die Rentiere gucken alle nach links). Ich habe das allerdings noch nicht ausprobiert, es erscheint mir aber logisch.
Ansonsten ist es bei symmetrischen Anleitungen völlig egal. Denn Pullis und Jacken haben zwei gleiche Armausschnitte, der Halsausschnitt ist symmetrisch und so weiter. Linkshändig strickt man dann eben den rechten Ärmelausschnitt oder den rechten Raglan zuerst. Was solls.
Anders ist es bei asymmetrischen Anleitungen, zum Beispiel, wenn Knopflöcher direkt in das Pattern eingestrickt werden. Hier muss sich die linkshändig Strickende die Frage stellen, wo sie diese haben will. Denn wenn die Anleitung nicht angepasst wird, sind sie auf der entgegengesetzten Seite. Das bedeutet bei Frontleisten mit Knöpfen also: Ändern wir nichts an der Anleitung, liegt bei uns die Knopfleiste anders herum. Mir persönlich kommt das sehr entgegen, denn die für Rechtshänderinnen ausgelegte (!) Standardknopfleiste ist eh falsch herum für mich. Möchte man die Leiste aber wie vorgesehen knöpfen (weil z.B. die Jacke für eine Rechtshänderin gestrickt wird), muss man die Seite mit den Knopflöchern in der Anleitung tauschen.
Laut Karen von The Left Handed Knitter kann man symmetrische Strickschriften sogar einfach andersherum lesen, also in der eigenen, links beginnenden Strickrichtung. Hier gelten als Ausnahme Anleitungen, in denen an einem Rand eine Abnahme (bind off) vorgesehen ist. Das finde ich sehr interessant und werde das auf jeden Fall mal testen. Dann spart man sich auch das anpassen der Abnahmen (siehe unten) und die o.g. Rentiere würden wieder in die „richtige“ Richtung gucken.
Strickrichtung beachten
Manchmal muss man an ein Strickstück neue Maschen anschlagen, zum Beispiel für eine später angestrickte Knopfleiste. Dann ist es wichtig im Kopf zu haben, dass man spiegelverkehrt strickt. Das bedeutet: Wo rechtshändig Strickende oben am Strickstück mit Maschenaufnahme beginnen sollen, müssen wir unten beginnen und umgekehrt (sonst stricken wir auf der falschen Kleidungsseite). Das wiederum bedeutet, dass wir – sofern wir der Anleitung blind folgen – die Knopflöcher auf der linken Seite des Kleidungsstückes (also der Innenseite) stricken. Wenn man das nicht möchte, muss man die Anleitung modifizieren, indem man zB eine Reihe früher oder später (auf der rechten Seite) mit Löchern beginnt. Noch wichtiger ist es, dieses „Problem“ im Kopf zu haben, wenn die Knopflöcher nicht von oben bis unten durchgehen! In diesem Fall reicht es, sich einen Überblick zu schaffen, wann in der Anleitung die Löcher gestrickt werden und dann rückwärts zu zählen.
Sagen wir, die Löcher beginnen von oben kommend 6M vom Hals. Dann wird in Abständen die gewünschte Lochzahl gestrickt und dann weiter reinfach rechts bis zum Bündchen. Die Angabe zur Maschenanzahl fehlt hier meistens, weil irrelevant. In dem Fall werden linkshändig Strickende vom Bündchen her kommen und müssen nun ausrechnen, wie viele Maschen bis zum letzten Loch der Anleitung (also dem für sie ersten Loch) zu stricken sind. Das ist eine leichte Rechenaufgabe und nicht wirklich schwierig.
Hier mal ein Beispiel mit 50 Maschen für die Knopfleiste:
Original Anleitung: 6M stricken, Umschlag, 2M zusammenstricken, 4M stricken, Umschlag, 2M zusammenstricken, 4M stricken, Umschlag, 2M zusammenstricken, den Rest stricken. Es entstehen 3 Löcher im oberen Teil.
Modifizierte Anleitung: Wir rechnen 50M – 20M (6M+2M+4M+2M+4M+2M)= 30M und stricken: 30M stricken, 2M zusammenstricken, Umschlag, 4M stricken, 2M zusammenstricken, Umschlag, 4M stricken, 2M zusammenstricken, Umschlag, 6M stricken.
So schlimm ist es gar nicht, oder?
Abnahmen sind ein Thema für sich. Manchmal haben sie keine Funktion außer, dass das Strickstück kleiner werden soll. Manchmal aber haben sie eine dekorative Funktion oder werden zusammen mit Umschlägen für Lacemuster gebraucht. Und manchmal ist ihre Richtung wichtig, z.B. bei Raglanärmeln.
Abnahmen beim linkshändigen „western“ Stricken
Es gibt links geneigte Abnahmen und rechts geneigte Abnahmen. Bei Rechtsstrickerinnen erzeugt das so genannte SSK (= slip slip knit/ 2M wie beim rechts stricken abheben und dann wie gewohnt verstricken) eine links geneigte Abnahme. Und das K2TOG (= knit two together / 2M rechts zusammenstricken) eine rechts geneigte Abnahme.
Bei Linksstrickerinnen ist es, weil wir ja spiegelverkehrt stricken genau andersherum!
Links geneigte Abnahmen durch K2TOG
Rechts geneigte Abnahmen durch SSK
Wenn man das erstmal weiß, ist es ganz leicht. Tauscht einfach die Begriffe in der Anleitung aus. Dort, wo die Richtung nicht relevant ist, könnt ihr auch einfach immer 2 Maschen zusammenstricken.
Bitte beachtet, dass Abnahmen beim linkshändig Stricken mit „combined“ Methode nochmals anders ist. Mehr dazu gibt es weiter unten.
Weitere Webtips (englisch) zum Thema linkshändig (oder „mirror“) Stricken:
Combined Stricken – auch hier: Kopf an
Nun ist es aber mit dem linkshändig Stricken bei mir nicht getan. Denn ich stricke nicht „western links“, sondern „combined links“. Das birgt ein paar andere Herausforderungen, die ich versuche hier zu entschlüsseln.
Meines Wissens gibt es drei Arten glatt rechts zu stricken (also Hinreihe rechts, Rückreihe links):
„WESTERN“ – hier wird über das vordere Maschenbein gestrickt, bei rechten Maschen wird der Faden im Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt, bei linken Maschen gegen den Uhrzeigersinn.
„EASTERN“ – hier wird über das hintere Maschenbein gestrickt, bei rechten Maschen wird der Faden gegen den Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt, bei linken Maschen im Uhrzeigersinn.
„COMBINED/COMBINATION“ – hier werden rechte Maschen über das hintere Maschenbein, linke Maschen über das vordere Maschenbein gestrickt. Der Faden wird immer im Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt.
„Combined“ ist also eine Mischung aus westlicher und östlicher Strickart. Eine gute Übersicht zur Maschenanatomie findet man bei Tina von Tichiro.net. Das ist generell ein sehr aufschlussreicher Text, weil er viel über Varianten und Maschenbild erklärt.
Wichtig ist nun zu wissen, dass bei der „Combined“ Methode die rechten Maschen verschränkt gestrickt werden. Das ist nicht schlimm, denn diese Verschränkung hebt sich auf dem Rückweg mit dem Stricken der linken Maschen wieder auf. Somit entsteht ein „normales“ glatt rechtes Maschenbild – solange man in Reihen strickt.
1. Stolperstein: Runden
Da in Runden die linke Seite entfällt, strickt man bei „Combined“ ausschließlich verschränkte rechte Maschen. So habe ich es tatsächlich lange Zeit getan, ohne davon zu wissen. Bei Socken fällt das nur minimal auf, bzw. tut nicht viel am Ergebnis. Nur wenn man die Käppchenferse mit Hin- und Rückreihen strickt, entdeckt man einen Unterschied im Maschenbild.
Unschön wird es bei Kleidung, die von oben nach unten am Stück gestrickt wird. Denn dort wo vom Reihenstricken auf Runden gewechselt wird (=Ärmel) verändert sich das Maschenbild sichtbar. So geschehen bei meinem ersten Cardigan. Erst dachte ich das sei vielleicht so – nein, ist es nicht. Dann hoffte ich, es „wäscht sich aus“ – vergebens. Jetzt erst, während ich den No Frills Cardigan stricke, verstehe ich, warum dieser Unterschied auftritt: Entfallen beim Runden stricken die linken Maschen, dann stricke ich verschränkte Maschen.
Um die verschränkten Maschen zu vermeiden, müssen beim Wechsel auf Runden die rechten Maschen nicht durch das hintere Bein abgestrickt werden, sondern indem man von vorn durch die Masche geht, sie also wie beim „westlichen Stricken„. Großer AHA Moment, als mir das klar wurde und ich auch Erfolg hatte beim Ausprobieren! Nach einer längeren Recherche fand ich bei Jeni dazu die Bestätigung.
Das bedeutet: Wer „combined“ strickt und auf Runden wechselt mitten im Strickstück, sollte dort auf „western“ wechseln. Das ist bei rechten(!) Maschen kein Problem und erfordert nur ein kurzes Umdenken. Also keine Sorge, dieser Wechsel der Methode ist recht unproblematisch.
Weil beim „combined“ Stricken also die verdrehte rechte Masche sich nur durch eine linke Masche aufhebt, ergeben sich noch ein paar weitere Stolpersteine, die aber nur bedingt „schlimm“ sind und alle Muster betrifft, bei denen die rechte Masche nicht durch eine linke Masche aufgelöst wird, zum Beispiel kleines Perlmuster oder kraus rechts.
2. Stolperstein: Kraus rechts stricken
Beim kraus rechts stricken habe ich die Unterschiede zu „western“ erst im direkten Vergleich gesehen. Es entsteht ein anderes Maschenbild und die Höhe des Strickabschnittes wird größer, man braucht also weniger Reihen für die gleiche Höhe. Im direkten Vergleich sieht es tatsächlich auch nicht so schön aus, wie bei „western“gestrickten Maschen.
Daher würde ich sagen, ein kraus rechts gestricktes Stück ist vielleicht wirklich hübscher in der „western“ als in der „combined“ Methode. Wenn nur ein kurzes Stück, z.B. der Rand über zwei/drei Reihen kraus rechts gestrickt wird, finde ich es nicht so problematisch und würde einfach „combined“ stricken.
3. Stolperstein: „Combinded“ Methode und Abnahmen
Wie schon beim linkshändig Stricken muss auch beim „combined“ Stricken beachtet werden, dass die Neigerichtung bei Abnahmen anders ist als beim „western“ Stricken.
Rechtshändige „combined“ Strickerinnen – das sage ich der Vollständigkeit halber – können einfach K2TOG und SSK untereinander austauschen.
Linkshändige „combined“ Strickerinnen aber können das nicht. Die gute Nachricht: K2TOG linkshändig combined ergibt genau wie western rechtshändig eine nach rechts geneigte Abnahme. YEAH!
Für eine links geneigte Abnahme müssen wir aber K2TOG-TBL stricken. Also zwei Maschen zusammen stricken durch die hintere Schlaufe. „Hintere Schlaufe“ bedeutet in diesem Fall nicht „hinter der Nadel“ sondern das weiter hinten stehende Maschenbein, welches sich vor der Masche befindet. Es werden also nicht wie beim K2TOG zwei Maschen durch die hinteren Beine rechts abgestrickt, sondern die linke Nadel wird vorn von rechts nach links durch die 2. und dann die 1. Masche geschoben und dann wird regulär rechts abgestrickt. Toll erklärt hat dies Jeni Brown.
WICHTIG: Weil wir immer noch linkshändig stricken und deshalb mit der anderen Seite beginnen, als in den Anleitungen vorgesehen, ist es notwendig, 1) SSK durch K2TOG-TBL zu ersetzen und b) die Begriffe K2TOG und K2TOG-TBL (ehemals SSK) miteinander auszutauschen. So sind die Abnahmen immer korrekt.
Wenn die Abnahmen keinen zierenden Zweck erfüllen, spare ich mir das Denken übrigens und stricke immer einfach nur zwei Maschen zusammen.
Überblick
Western rechts | Western links | Combined rechts | Combined links | |
Rechte Masche |
Das vordere Maschenbein wird gestrickt, der Faden wird im Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt. |
Die Masche wird über das hintere Maschenbein gestrickt, der Faden wird im Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt. |
||
Linke Masche | Das vordere Maschenbein wird gestrickt, der Faden wird gegen den Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt | Die Masche wird über das vordere Maschenbein gestrickt, der Faden wird immer im Uhrzeigersinn um die Nadel gewickelt. | ||
Rechtsgeneigte
Abnahme |
K2TOG | SSK | SSK | K2TOG |
Linksgeneigte
Abnahme |
SSK | K2TOG | K2TOG | K2TOG TBL |
Und was ist „Continental“?
Diese Frage lässt sich recht schnell beantworten. „Continental“ ist eine der beiden Möglichkeiten, den Faden zu halten, nämlich auf der Hand mit der Arbeitsnadel oder eben auf der anderen Hand. Für linkshändig Strickende heißt das:
„English/throwing“ = Faden auf der linken Hand (Arbeitshand)
„Continental/picking“ = Faden auf der rechten Hand (nicht Arbeitshand)
(Für die rechtshändigen ist es umgekehrt, logisch)
Es scheint so, dass die Fadenhaltung Einfluss auf die Art der Strickmethode hat. Für Leute, die den Faden „continental“ halten ist die „western“ Art für linke Maschen ungleich umständlicher als für diejenigen, die den Faden „english“ halten. Es scheint auch so, dass linkshändig Strickende diese Fadenhaltung bevorzugen. Einfluss auf das Stricken hat die Haltung eben nur, wenn dadurch das Verstricken der Maschen komfortabel oder unkomfortabel wird.
Fazit: Ein Hoch auf die Vielfalt!
So, jetzt habe ich alles zusammengetragene Wissen hier ausgebreitet. Puh. Und ich höre schon einige sagen: „Wäre es nicht einfacher, man würde wenigstens auf ‚western linkshändig‘ umsteigen?“
Vielleicht wäre es einfacher Strickschriften zu folgen. Aber einfacher zu stricken wäre es nicht. Eine angelernte Technik umzulernen bedeutet viel Arbeit und vermutlich mehr Kopfschmerzen als die Anleitungen anzupassen. Zumal ich glaube, dass die drei Komponenten „linkshändig“, „combined“ und „continental“ zusammenhängen. Linke Maschen auf „western“ Art mit „continentaler“ Fadenhaltung stricken geht nicht wirklich flüssig.
Also nein, ich möchte meine Art zu stricken nicht dauerhaft ändern. Ich liebe Vielfalt und ich weiß: Es gibt viele „Wege nach Rom“. Alle Methoden haben ihre Berechtigung und ich fände es schade, wenn eine verschwinden würde, nur weil die Mehrheit nunmal die andere Technik bevorzugt.
Ich mache aber einen Kompromiss: Da wo die rechte Masche kein linkes Pendant bekommt (wie kraus oder in Runden stricken) funktioniert es nur semi gut und ich bin gewillt, dort die rechten Maschen auf „western“ Art zu stricken. Linke Maschen nach „western“ Art sind für mich fürchterlich zu stricken und ich werde wohl nur in Runden gestrickte Bündchen so arbeiten, da ist das Ende vom Elend abzusehen.
Ganz arg am Herzen liegt mir, dass wir davon weg kommen, Menschen zu raten „einfach auf rechts umzulernen“. Solche Äußerungen verkennen die Tatsache, dass viele Linkshänderinnen eben nicht „einfach“ umlernen können. Es tut richtiggehend weh umzudenken. Und Linkshänderinnen können hervorragend mit links stricken, das ist also kein Problem. Es ist an uns allen, das Wissen über verschiedene Wege weiter zu geben und nicht aufzugeben, weil jemand uninformiert ist und dir sagt „du machst das falsch“ oder „lern es lieber anders“.
Natürlich brauchen linkshändig Strickende ab einem gewissen Punkt mehr Hintergrundwissen. Aber seit wann schadet das? Mehr Wissen, Fachfrau werden – was für ein genialer Nebeneffekt! Wenn man nicht mehr nur nach Schema strickt, sondern versteht, was da passiert. Ich sehe darin kein Problem.
Am Ende zählt, dass man bei dem, was man tut glücklich ist. Stricken soll Spaß und Freude bringen. Und zu wissen, dass nicht nur ein Weg zum Ziel führt, kann helfen, den individuellen richtigen Weg zu finden. Wenn es also mal hakt mit dem Handarbeiten, auch rechts und links gucken – vielleicht liegt dir ein anderer Weg einfach besser.
14 Comments
Ah, so glad my blog was able to help a fellow left-handed knitter! And you also give great explanations of the differences – now in German. Fantastic!
Happy knitting.
Hi Jeni,
I am so glad, I found your site. Finally I unsterstand why I am knitting the way I do. Because of that I felt it is important to share that knowledge with others 🙂
Thank you for your nice comment.
Janine
Jetz habe ich es endlich begriffen, habe als junge Frau in der DDR gestrickt und bin wieder eingestiegen ( Oma) Ich war total verwirrt, vielen Dank für Deinen Beitrag und Lg aus Hamburg Angela
Liebe Angela
Das freut mich jetzt aber riesig.
Ganz liebe Grüße nach Hamburg, bleibt gesund!
Janine
Hallo, ich stricke „rechtshändig combined continental“, einfach weil ich es so beigebracht bekommen habe, und hab mich immer gewundert/geärgert, dass die Abnahmen nicht aussehen, wie sie sollen, bzw. ich bei rechtsgeneigten die Maschen erst vorher umdrehen muss etc. … vielen Dank für den Artikel. Das erklärt dann doch vieles und ermutigt mich, meinen eigenen Weg zu finden und mich noch mal neu mit meinem ganz eigenen Weg auseinanderzusetzen. (Und wie tröstlich, ich bin nicht allein in meinem struggle …). Es ist wie immer: Wissen schadet nur dem, der es NICHT hat 😉 Ganz liebe Grüße, Cora
Liebe Janine!! Was für eine Offenbarung dein Beitrag hier ist!! Ich stricke noch nicht sehr lang, hab es mir durch Videos selbst beigebracht und offensichtlich den für mich intuitiv einfacheren Weg des combined continental gewählt. Das war mir bis jetzt nicht bewusst und ich hab mich wie du gefragt: ist das hier überhaupt richtig 😅 das mit den Abnahmen ist jetzt auch viel klarer für mich, vielen vielen Dank! Liebe Grüße aus dem Norden, Johanna
Liebe Johanna.
Wie wunderbar. Genau deshalb habe ich das alles mal aufgeschrieben und ich freue mich so unglaublich, dass du viel daraus ziehen kannst. Ich wünsche dir ganz viel Spaß am Stricken und wenn du Fragen hast, meld dich gerne, ich versuche dann zu helfen.
LG Janine
Liebe Wolkenguckerin,
Vielen Dank für Deinen aufschlussreichen und sehr sympathisch geschriebenen Artikel. Ich war vor kurzen in einem Strickkurs und wurde auf meine „falsche Strickweise“ hingewiesen ohne das eine weitere Erklärung folgte. Tatsächlich habe ich immer gedacht, dass ich mir mit einem Ebook und Youtube die östliche Strickweise angeeignet habe, weiß aber nach der Lektüre Deines Artikels, dass dem nicht so ist. Ich stricke „rechtshändig continental, steche nach westlicher Art immer in die vordere Masche, drehe den Faden aber jeweils so. wie Du es für die östliche Art beschreibst, also bei rechten Maschen gegen den UZS und bei linken Maschen mit dem UZS. Also auch eine Kombination…. ..über diese wollte ich bei Tina Tichiro mehr erfahren, konnte aber auf die Seite nicht zugreifen, da mein Virenschutz gleich loslegte. Laut https://www.strickforum.de/forum/viewtopic.php?t=40588 ist die Seite gehackt worden (Warum auch immer?) also den Link vielleicht besser löschen.
Ich hab alle Varianten durchgestrickt und werde bei meiner bleiben. Ich stricke wie ich will! ; )
Liebe Grüße Julie
Hallo, ich bin zufällig auf diese Seite gestoßen und wundere mich ein bisschen über den Abschnitt des Combined strickens. Man strickt diese in Runden eigentlich eben nicht verschränkt sondern eher klassisch. Durch den Wegfall der linken Reihen erscheinen die Maschen ganz `normal` und werden auch so gestrickt. Auf keinen Fall verschränkt (ist auch viel anstrengender). Man geht immer in das betonte Maschenglied rein. In diesem Fall ist es wie beim Continental knitting das ‚vordere‘ Maschenglied. In Reihen gestrickt natürlich dann das hintere. Also einfach aufhören zu denken und so in die Masche stechen wie es am einfachsten erscheint. Man könnte auch sagen wir stricken die Maschen wie sie erscheinen. Ob es das vordere oder hintere/ rechte oder linke Maschenglied ist welches vorne/ betont ist, ist unerheblich. Nur wenn wir in das zurückliegende Glied stechen werden die Maschen verschränkt und das kann je nach Strickweise (Combined/ Continental) sowohl das linke wie auch das rechte Beinchen sein. Dann ist das Maschenbild beim Übergang von Reihen zu Runden auch wieder gleichmäßig und man kann keinen Unterschied erkennen. Beim Combined knitting liegen die Maschen einfach andersherum auf der Nadel und werden deshalb anders betont. In Reihen hebt sich der Effekt auf und die Maschen liegen wieder wie beim Kontinentalen Stricken auf der Nadel. Entsprechend wird das jeweils andere Beinchen/ Maschenglied betont/ liegt vorne. Es ist immer das rechte Maschenglied was näher an der Nadelspitze liegt und betont ist. Nur das es mal das vordere und mal das hintere Maschenbeinchen sein kann. Es ist aber immer deutlich leichter zu stricken als das unbetonte. Also einfach weniger denken und mehr intuitiv den leichteren Weg gehen dann ist es nicht nur einfacher und schneller sondern sieht auch noch besser aus und man hat keine sichtbaren Übergänge mehr.
Hallo Miriam,
danke für die Erklärung. Ich kan nur sagen, dass es bei mir genau so war. Rechte Reihe verschränkt, aufgelöst durch eine linke Rückreihe. Was mir auch erst dann aufgefallen ist, als ich in Runden gestrickt habe (also die linken Reihen entfielen). Bei er Suche nach einer Antwort auf das Problem hat mir das Internet gesagt, das läge am Combined stricken. Inzwischen stricke ich aber eh in der Western Methode und habe das Problem nicht mehr.
LG Janine
Hallo, als western continental Rechtshandstrickerrin gehöre ich wohl der Mehrheit an und musste mich bislang nie über komische rechte Maschen und falschrum geneigte Abnahme wundern. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass es solche Unterschiede gibt.
Vor einiger Zeit habe ich zufällig erfahren, dass es Linkshändern möglicherweise leichter fällt „falschrum“ zu stricken.
Meine Tochter ist jetzt 8, Linkshänderin durch und durch und möchte Stricken lernen. Ich überlege mir jetzt gerade wie ich es ihr beibringen soll.
Soll ich mein Hirn verknoten und es ihr linkshändig bei bringen, oder soll sie sich im Hinblick auf späteres Stricken nach Anleitungen jetzt besser das rechtshändig stricken angewöhnen?
Über eine Tip hierzu würde ich mich freuen.
Liebe Grüße Hanna
Hallo Hanna,
also ich würde schauen, ob du Hilfe durch Videos und Bücher für Linkshänderinnen findest. Dem Buch „Stricken Basics“ liegt auch eine CD bei in der die wichtigsten Techniken für Linkshänderinnen als Videoanleitung anzusehen sind.
Ich würde nicht den Weg gehen,ihr das Stricken mit rechts beizubringen. Die Gehirnverknüpfungen sind ja einfach unterschiedlich und die Koordination dadurch anders. Das macht es schwieriger, mit der „falschen“ Hand zu arbeiten. Mich strengt zB die Nutzung von Dosenöffnern für Rechtshänder extrem an. Es ist auch überhaupt nicht kompliziert, mit links zu stricken. Man macht das gleiche wie mit rechts, nur anders herum.
Es erscheint halt denen schwer, die es jemanden beibringen wollen. So ginge es mir ja auch, ich müsste meinen Kindern das stricken mit rechts beibringen, denn sie sind alle Rechthänder*innen. Das stelle ich mir auch schwer vor, aber ich würde ihnen deshalb nicht das Stricken mit links beibringen.
Mein Tipp abgesehen von dem Buch oben wäre:
Setz dich ihr gegenüber, dann ist eh alles Spiegelverkehrt. Und benenne das Tun deiner Händer genau anders herum (links ist rechts, rechts ist links). Du könntest auch Namen für die Hände wählen (zB Nadelhand und Garnhand, aktive und passive Hand, …) anstatt linke und rechte Hand zu sagen.
Wenn deine Tochter erstmal rechte und linke Maschen stricken kann, dann ist das Lesen von Anleitungen nicht mehr schwer.
LG Janine
Vielen lieben Dank für deine Rückmeldung. Wenn der kalte Herbst da ist, werden wir uns an den Ofen setzen und stricken üben.
Da wünsche ich euch viel Spaß und gemütliche Stunden am Ofen.
LG, Janine