Wie nachhaltig Handeln uns überfordert
Wie werde ich eigentlich aktiv? Wie kann ich mein Engagement nach außen tragen? Ich sage: Einfach mal machen!
Ich bin ja von Haus aus eher ein vorsichtiger und ängstlicher Mensch. Ohne genauen Grund bin ich nicht gerne in der Frontline, hasse Konflikte und Konfrontationen und nehme mir diese immer schnell zu Herzen. Das führte leider dazu, dass mir für vieles immer der mut fehlte.
Volle Kanne bei Greenpeace einsteigen? Vielleicht mal in Hamburg dabei sein oder – großer Traum – auf einem der Schiffe mitfahren? Uiuiui, ich weiß nicht. Ich trau mich nicht. Meinen Wunsch, Meeresbiologin durchziehen? So viele Gegenargumente. Kann ich vermutlich gar nicht, ach ich lass es lieber. Alleine wandern oder auf Reisen gehen? Alleine?! Also – schluck – na ich weiß nicht. Vor Menschen meine Meinung kund tun ohne zu wissen, wie sie ticken? Au weia. Da könnte mich ja einer nicht mögen.
So zog sich das durch mein Leben, bis ich Anfang 30 begann zu reflektieren und mich ernsthaft selbst fragen musste: Warum steht du dir eigentlich selbst im Weg? So vieles von dem, was du gerne wolltest, hast du nicht mal ausprobiert!
Die Angst ist ein Berg, hinter ihm lebt der Traum
Seit dem versuche ich Schritt für Schritt trotz meiner Sorgen, Zweifel und Ängste zu tun, was mir wichtig ist. Oft genug mit Bauchweh vor Nervosität. Hibbelig und mit „aber was wenn…?“ Gedanken. Trotzdem.
Ich will nicht den Rest meines Lebens aus Ängstlichkeiten nicht tun, was ich von Herzen möchte. Schlimm genug, dass ich es so lange getan habe. Damit ist Schluss. Scheitern ist eine normale Sache, negative Erfahrungen bleiben nicht aus, nur weil ich nichts unternehme. Dann ist das Nichtstun nämlich am Ende meine negative Erfahrung im Leben. Und das will ich nicht. Werde für meinen privaten Spaß, noch für mein Engagement in Umweltthemen.
Einfach mal machen und gucken was passiert
Im Lauf des letzten Jahres wurde mir klar, ich will nicht mehr nur online aktiv sein und ab und zu auf eine Demo gehen. Ich wollte mich mehr engagieren. Also trat ich in eine Partei ein. Erstmal nur so, inzwischen mit der Idee, auch zu kandidieren.
Und ich wusste: Ich möchte das, was ich hier und auf Instagram erzähle an die Leute direkt bringen. Vor Ort etwas verändern, Ideen verbreiten. Es ist ja schön und gut, dass in München viel läuft und auch auf Facebook und Instagram. Die meisten hier im Ort holt das aber nicht ab. Hier ticken – trotz Einwohnerzahl – die Uhren langsamer, es geht beschaulich zu und viele Neuerungen, Infos, Trends oder Bewegungen kommen erst verzögert hier an.
Engagement vor Ort: Mein Infostand
Also beschloss ich, einen Infostand zu machen über die Mögichkeiten, wie man seinen Einkauf ökologischer gestalten kann. Bei uns im Ort bieten sich dieses Jahr zwei Veranstaltungen, bei denen so ein Stand gut ankommt: Der Radl- und Pflanzenmarkt der Grünen, auf dem gezogene Pflanzen der SoLaWi Waldgärtner, Fahrräder und anderes angeboten werden und beim einjährigen Geburtstag vom hiesigen Bioladen.
Ich fragte einfach mal nach und siehe da, beide waren sehr begeistert. Also plante ich meinen Stand. Vom Einkaufskorb und -beutel über „bring’s mit!“ Produkte wie Gläser und Behälter bis hin zu kaufbaren nachhaltigeren Alternativen wie Zahnbürsten, Wachstüchern, Stohhalmen, festes Shampoo und Co sollte möglichst einführend und übersichtlich alles dabei sein.
Den Stand am Radl- und Pflanzenmarkt habe ich letztes Wochenende gemacht und kann nur sagen: Man, war ich nervös und man, war das toll. Natürlich habe ich dort niemanden bekehrt. Wer kein Interesse hatte, der kam nicht. Und generell war das Publikum von Grund auf offen für grüne Themen. Aber es ergaben sich tolle Gespräche über Feinheiten (zB Kuhjoghurt im Pfandglas vs Sojajoghurt im Plastikbecher) und Anfragen zu Erfahrungen zB mit Rasierhobel oder festem Shampoo.
Meine Tips um aktiv zu werden
Mein Fazit: Es ist toll, sich zu engagieren und draußen aktiv zu sein. Mit Menschen zu sprechen, zu diskutieren, zu lernen und zu informieren. Ich habe viel mitgenommen aus dem Stand.
Es nicht so gruselig ist, wie ich es mir ausgemalt habe (Interessiert das überhaupt jemand? Will mir jemand an den Karren fahren?). Außerdem habe ich gemerkt, dass ich reden kann, dass es mir taugt freundlich zu informieren. Dabei waren wir nicht immer einer Meinung, aber die Basis passte.
Wenn ihr euch also fragt, wie kann ich aktiv werden? Dann kann ich euch nur raten: Überlegt euch, was für eine Art Engagement ihr einbringen wollt. Wollt ihr informieren? Oder vielleicht einen Clean Up veranstalten? Sucht euch dafür einen lokalen Zusammenhang. Kann man jemanden ins Boot holen? Veranstaltet vielleicht eine Partei eine Veranstaltung, bei der es sinnvoll ist, den eigenen Stand anzuhängen? Kann der Bauhof helfen beim Clean up? Kann ich die Schulen begeistern oder animieren, Teil einer Aktion zu werden?
Auf lokaler Ebene kennst du sicher viele Leute bereits. Du kannst schauen, wo Menschen tätig sind, die einen gemeinsamen Nenner haben mit dir. Und die Zeiten sind unglaublich günstig. Immer mehr Menschen und Gemeinden sind für Themen zum Klima- und Umweltschutz sensibilisiert.
Also nur Mut und einfach mal machen!
2 Comments
Hallo Janine!
Glückwunsch zu deinem Infostand. Das ist eine super tolle Idee von dir! Zu Greenpeace kann ich nur sagen: Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich habe so viel in Sachen Umweltschutz gelernt und vor allem viele Gleichgesinnte getroffen. Manchmal muss man wirklich nur den ersten Schritt gehen!
Liebe Grüße
Tati
Hallo Tati,
danke! Bei Greenpeace war ich lange. Aber „nur“ in einer Ortsgruppe, nicht aufm Schiff. Leider. 🙂
Momentan tanze ich auf zu vielen Hochzeiten um auch noch bei Greenpeace mitzumachen.
LG Janine