Einfach nachhaltiger: Weihnachten feiern
Habt ihr euch schon mal überlegt, Waschmittel selbst herzustellen? Dann seid ihr sicher auch schon über Artikel zum Thema „Kastanienwaschmittel“ gestolpert. Ich habe das letzte Jahr ein wenig experimentiert und möchte heute meine Erfahrungswerte, Tipps und Anmerkungen zu meiner „Versuchsreihe“ mit euch teilen.
Angefangen hatte alles im Oktober 2017. Spontan sammelte ich eine Handvoll Kastanien für einen ersten Feldversuch. Denn ich hatte im Netz von der Möglichkeit gelesen, aus Kastanien Waschmittel herzustellen. Und wie es immer ist: Versuch macht klug.
Ich habe die gesammelten Kastanien also erstmal gewaschen, zerkleinert und in heißem Wasser ziehen lassen. Das dann entstandenene Seifenmittel habe ich durch ein Sieb ins Waschmaschinenfach gekippt und damit unsere Wäsche gewaschen. Und sie war hinterher sauber.
Es sprach also nix dagegen, mal in Produktion zu gehen, oder? Kostenloses Waschmittel – wie genial ist das bitte? Dank Claudia, die mich über Instagram kontaktierte, bekam ich einen ganzen Berg Kastanien geschenkt um daraus Waschmittel zu machen. Wie toll, dieses Internet und die Menschen dahinter!
Warum Kastanien?
Nun, Kastanien sind voller Saponine. Und die wiederum sind zum waschen geeignet. Ähnlich also wie die Waschnüsse aus Indien, nur eben heimisch. Und kostenlos. Sie eigenen sich daher hervorragend zum waschen und haben durch ihren einheimischen Charakter auch eine super Ökobilanz.
Die Herstellung
Für die Herstellung von Waschpulver aus Kastanien finden sich meines Wissens zwei Anleitungen im Internet:
1. Die frischen Kastanien werden gewaschen und abtrocknet, anschließend klein geschrotet und dann im Backofen oder an einem anderen warmen Ort getrocknet.
2. Die Kastanien werden gewaschen und richtig getrocknet um sie erst später bei Bedarf in kleinen Portionen zu schroten.
Dann kam der Tag der Wahrheit. Die Kastanien waren trocken und nun wurde es Zeit, sie vom Trockenkellerfußboden aufzulesen und einen Teil von ihnen in kleine Stücke zu schroten.
Schroten mit dem Blender
Weil ich überzeugt war, mein Blender könne alles (er kann auch Eis, Nüsse und Kaffeebohnen), war er meine erste Wahl. Tatsächlich ging es auch ganz gut. Aber mehr als 3-4 Kastanien schaffte er nicht auf einmal. Und es war so laut, dass ohne Hörschutz arbeiten gar nicht ging! Die Kastanien wurden hier zwar richtig fein, wie Pulver. Aber es dauert ewig und ich glaub, auf Dauer hätte er das nicht ausgehalten.
Schroten im Standmixer
Weil mir der Blender zu laut und ineffektiv war, wechselte ich zu unserem Standmixer. Gut, der hatte nicht genug WUMS, aber da er auch kein wichtiges Teil in unserem Haushalt, sondern als Zubehör-Teil beim Kauf der Küchenmaschine dabei war, ging ich das Risiko ein.
Zunächst lief alles super. Weniger laut und in kürzester Zeit feinstes Schrot. Toll! Doch dann kam das böse Erwachen: Die Kastanien bekamen so eine Fliehkraft beim Schroten, dass sie das Plastikgehäuse sprengten. Ob da schon ein Riss war oder die Kastanien solche Kraft hatten, ich werde es nie erfahren. Hin ist hin und ich ärgere mich darüber ein wenig. Zum Glück haben wir ihn nie gebraucht.
Erst kleinhauen dann schroten
Was die Maschine nicht schafft, muss also die Menschenkraft machen. Dachte ich mir, holte Hammer und Unterlage aus dem Keller und zog mit dem Kastanien nach draussen. Die Nachbarn hatten Spaß. Es war generell sehr erfolgreich und auch nicht so laut. Aber für 2 Handvoll habe ich ewig gebraucht. Und es ist sehr ernüchternd, zwei Handvoll geschafft zu haben und den Berg Kastanien der noch aufs schroten wartet, zu sehen. Und das ich wirklich immet nur für einen Waschgang ein paar Kastanien mit dem Hammer zu Leibe rücken würde, daran glaubte ich nicht mal in der Hochphase meiner Euphorie.
Etwas gefrustet ging ich Also wieder rein und schrotete alle gehammerten Kastanien noch richtig klein im Blender. Das Pulver ließ ich dann auf zwei Blechen trocknen.
Zwischenfazit
Es braucht für die Variante Nr. 2 einen wirklich stabilen und leistungsstarken Mixer. Sonst ist es einfach nicht effektiv und im Zweifel ist das Gerät anschließend dahin.
Anleitung für Kastanienwaschmittel
Haz man sich aber für eine Herstellungsvariante entschieden, bleibt noch die Frage nach der Anwendung.
Folgende Anwendung habe ich getestet:
Pro Waschgang benötigt man 5-8 Kastanien bzw. 2-4 Esslöffel Kastanienschrot und 300ml Wasser.
Durch das Schroten verringert sich die Ziehzeit des Suds auf 30 Minuten. Würde man frische, geviertelte (nicht geschrotete) Kastanien nehmen, müsste alles 8 Stunden! ziehen. Das ist so ineffektiv, dass ich das gar nicht in Erwägung gezogen habe.
Nachdem ich zuerst den Sud durch ein Sieb in das Waschmittelfach geschüttet habe und dabei immer wieder feinstes Pulver durchsickerte, bin ich auf den ultimativen Tipp gestoßen: Das Schrot in einen alten Seidenstrumpf füllen, diesen wie ein Teesieb in das Wasser hängen und nach den 30 Minuten etwas ausdrücken und beiseite legen. So sind sehr wenig Rückstände in der Seifenlauge.
Den Schrot im Strumpf kann man nun noch einmal in Wasser ziehen lassen, diesmal dauert es aber ein paar Stunden. Ich habe es immer eine Waschmaschinenrunde lang oder über Nacht ziehen lassen. Klappte beides wunderbar.
Zusätzliche Tipps und Einschränkungen
Wer duftende Wäsche liebt, muss sich ein wenig behelfen. Denn Kastanienwaschmittel riecht nach nichts. Daher kann nach belieben Duft in Form von Duftölen hinzugefügt werden.
Wenn das Wasser sehr kalkhaltig ist, hilft laut Informationen von Smarticular die Zugabe von 1 TL Wasch-Soda pro Waschgang
Für Weißwäsche eignet sich Kastanienwaschmittel nur, wenn die Kastanien von ihrer Schale befreit wurden. Für Wolle und Seide ist Kastanienwaschmittel hingegen geeignet, aber die Zugabe von Soda ist nicht zu empfehlen.
Fazit
Was nehme ich aus den Tests nun mit?
- Waschen mit Kastanienlauge funktioniert
- getrocknete Kastanien zerkleinern ist nicht die beste Variante
- Man braucht Zeit um das Waschmittel herzustellen
Wir haben das Experiment abgebrochen, als das hergestellte Pulver leer war. Keiner hatte Lust, Kastanien zu zerhämmern oder einen weiteren Mixer zu zerstören. Deshalb waschen wir derzeit mit Bio-Waschmittel und überlegen uns andere Alternativen, die in unser Leben passen. Die Idee eines Waschmittel-Baukastens kam uns in den Sinn. Nun müssen wir uns in dieser Richtung noch schlau machen, denn wirklich Ahnung haben wir noch keine und viele der Baukästen sind scheinbar mit Palmöl versetzt.
Was sind eure Erfahrungen mit alternativen Waschmitteln?