Nachhaltige Dekoration mit Filzweihnachtsbäumen
Nachhaltigkeit, Müllvermeidung, ja gar „zero waste“ ist mehr als nur ein Trend oder ein Lifestyle. Wir alle wissen, dass wir umdenken müssen, wollen wir Klimaziele erreichen, irreparable Schäden verringern und ein lebenswertes Leben für alle Menschen dieser Welt erreichen. Aber so sehr wir auch wissen, wie nötig ein Wandel ist, so abstrakt bleibt doch alles. Dazu kommt, dass wir uns selbst oft ohnmächtig fühlen, denn die großen Ziele müssen aus der Politik und Wirtschaft heraus kommen.
Das stimmt soweit auch, nur wird sich erst auf Druck etwas verändern. Ein Beispiel ist der bekannte Satz, man stimme jedes Mal mit seinem Einkaufszettel ab. Es gibt kleine Dinge, die wir selbst ändern können. Beispielsweise indem wir durch unseren veränderten Konsum Firmen dazu zu bringen, Alternativen anzubieten. Aber auch, weil die ersten, kleinen Schritte meist die sind, die uns zu größeren Entscheidungen und Veränderungswillen bringen. Statt in Schockstarre zu geraten vor den großen Problemen, lasst uns klein anfangen. Jeder Schritt ist wichtig und jedes Mal entwickelt sich ein bisschen mehr Bewusstsein.
Deswegen möchte ich heute eine kleine Reihe starten mit Dingen, die man im Alltag leicht umsetzen kann. Jeden Monat möchte ich mir ein anderes Thema vornehmen. Vieles werdet ihr vielleicht schon tun. Anderes kennt ihr eventuell noch gar nicht. Es ist wichtig, sich mit Alltagsthemen auseinanderzusetzen, Zusammenhänge zu verstehen und Stück für Stück zu schauen, wo man etwas verändern kann. Denn am Anfang aller Veränderung stehen immer erstmal wir selbst.
Weil Weihnachten kurz bevor steht, dachte ich mir, fangen wir doch mit diesem Thema an. Denn Weihnachten ist nicht nur das „Fest der Liebe“ sondern auch, Hand aufs Herz, das Fest des Konsums. Selten sind wir so großzügig im Geld ausgeben für Geschenke. Ich selber ertappte mich die letzten zwei Jahre immer wieder dabei, mehr zu kaufen als ursprünglich geplant.
Jetzt soll hier aber kein einfacher Aufruf zum Verzicht stehen, das wäre ja nicht „einfach“ sondern für uns alle vor allem anstrengend. Nein, ich möchte euch heute ein paar Tipps mitgeben, wie ihr Weihnachten nachhaltiger begehen könnt. Denn da gibt es viele Möglichkeiten. Fangen wir an.
Dekorieren gehört zum Advent und zu Weihnachten dazu wie Feuerwerk zu Silvester, ist klar. Ich wette, so gut wie jede/r von uns hat einen (oder mehrere?) Kartons Weihnachtsdeko im Keller. Da sammelt sich einiges an im Laufe der Jahre. Warum also dem nächsten Farbtrend oder Dekotrend hinterher rennen? Zwei Punkte auf den „R-Listen“ der Zero Waste Communitiy lauten: „reuse“ und „reduce“ also „wiederverwenden“ und „reduzieren“.
Wie wäre es also, einfach die Dinge Jahr für Jahr zu benutzen, die eh schon vorhanden sind? Die alten Kugeln, Sterne, Kerzenhalter, Anhänger und was nicht alles. Es muss nicht einmal türkis und dann rot und dann silber sein am Weihnachtsbaum. Und wenn ihr doch neues kaufen wollt/müsst: Schaut einmal in den Kleinanzeigen zB von Quoka und Ebay, ob da nicht jemand seinen Keller ausmistet. Denn alles, was second hand gekauft wird, verbraucht keine Ressourcen mehr.
Eine andere Möglichkeit wäre, im Wald nach Schätzen für Tischdeko zu suchen: Zapfen, Moos, Beeren. Da gibt es auch im Dezember so viel. Oder trocknet Orangen- und Apfelscheiben, legt die Mandarinenschale auf die Heizung für einen weihnachtlichen Geruch.
Ich gebe zu, das wird jetzt nicht einfach. Denn Traditionen und Dinge, die an Kindheitserinnerungen geknüpft sind, sind sehr schwer zu verändern. Aber ich möchte es erwähnt haben. Laut statista wurden 2017 29,5 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland verkauft. 29,5 Millionen gefällte Bäume. Gut, vielleicht waren ein paar eingetopfte dabei, aber die fallen wohl kaum ins Gewicht. Und ja, natürlich wurden diese Bäume genau für den Zweck, als Weihnachtsbaum zu enden, gezüchtet – allerdings in Monokulturen auf denen gespritzt und gedüngt werden muss, damit die Bäume auch ja gut wachsen und aussehen. In einer Untersuchung 2017 fand der BUND in in 13 von 17 Weihnachtsbäumen Pestizide und Herbizide. Diese gelangen während der Aufzucht in die Natur und sind für Insekten, Wasser und Boden schädlich. Aber auch nach dem Fällen sind die Rückstände nicht verschwunden, sondern landen in unseren Wohnzimmeren. Daher rät der BUND zu Bio-Weihnachtsbäumen:
„Bio-Weihnachtsbäume tragen das Siegel der Öko-Anbauverbände Naturland, Bioland, Demeter und Biokreis. Kunstdünger und Pestizide sind hier tabu.“
Eine Liste mit zertifizierten Verkaufstellen findet ihr ebenfalls im BUND Link.
Wer übrigens ganz auf den gefällten Baum verzichten mag (oder eher kann, denn da hängt schon ein Stück Emotion dran), dem sei die Suche im Internet nach Alternativen ans Herz gelegt. Es finden sich wirklich interessante Möglichkeiten für einen nachhaltigen Weihnachtsbaumersatz: sei es ein Weihnachtsbaumdruck zum Aufhängen, ein Treibholz- oder Lattenbaum, eine umfunktionierte Leiter oder ein Spiralbaum.
Weitere Tipps rund um den Baum findest du auch bei Utopia.
Das Weihnachtsmenue – im Dezember häufen sich die Rezeptvorschläge für das große Mahl am Heiligen Abend oder den Feiertagen. Es wird gegessen, was das Zeug hält. Es schmeckt auch einfach so gut und mal ehrlich, wir freuen uns doch auch so richtig auf Plätzchen, Festtagsmenü und Nachtisch. Und das darf auch so sein. Aber …
Gleichzeitig wissen wir, dass in Deutschland gut 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel aus privaten Haushalten in die Tonne gelangen (Quelle: BMU). Lasst uns also darauf achten, nicht zu viel zu kaufen und unsere Reste auch zu verwerten. Auch das ist nachhaltig. Einfrieren; später aufessen; gut berechnen, wie viel wirklich gegessen werden wird. Unter Zu gut für die Tonne finden sich Rezepte und Tipps rund um das Thema Essensverwertung, eine praktische App (noch nicht von mir getestet) gibt es übrigens auch.
Achtet auch darauf, was auf den Tisch kommt.
Wusstet ihr, dass der Verzehr von tierischen Produkten einen großen Einfluss auf die Klimaveränderung hat? Laut WWF lassen sich „nahezu 70 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen unserer Ernährung (…) auf tierische Produkte zurückzuführen.“ Und weiter: „Wenn jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte das zu einer jährlichen Einsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen. Das entspricht umgerechnet 75 Milliarden PKW-Kilometern.“
Weder möchte ich euch zu Veganern machen noch ein schlechtes Gewissen erzeugen, aber viele Studien und Rechnungen zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen unseren Klimaproblemen und unserem Fleischkonsum. Und wann, wenn nicht an Weihnachten ist die Fleischdichte so hoch, wie fast sonst nie? Wie wäre es, diese Summe zu verringern? Statt Braten und Wurst an drei Tagen dieses Mal vegetarische oder vegane Alternativen zu suchen? Noch nie waren die Alternativen so massenhaft vorhanden, lecker und einfach zu bekommen wie heute.
Ein paar Ideen gefällig? Wie wäre es mit Schupfnudeln mit Sauerkraut und Räuchertofu. Oder lasst euch eine Gemüsequiche schmecken. Besonders lecker ist auch Tomatensuppe mit Basilikum und kleinen Nudeln. Oder ein vegetarischer Auflauf. Ersetzt doch das ein oder andere Fleischgericht damit.
Noch so ein Ding. Was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Es macht aber auch echt viel Freude, andere zu beschenken. Oder? Andererseits – wie oft stand ich schon da und dachte „Was schenk ich bloß?“ oder kaufte irgendein „Verlegenheitsgeschenk“. Nach Liebe und Freude sieht es zumindest sehr selten aus, wenn man in der Adventszeit in die Einkaufszentren Deutschlands schaut.
Schenken soll aber Freude machen, da sind wir uns einig. Und es gibt sie, die Wünsche, die man erfüllen möchte. Die glänzenden Kinderaugen. Für mich der schönste Teil des Festes. Doch muss es immer mehr und immer größer sein? Muss es immer neu sein?
Ich hätte da ein paar Anregungen, wie man auch das Thema Geschenke etwas nachhaltiger angehen kann.
Wie auch immer ihr euer Weihnachten nachhaltiger feiern mögt: Macht kleine Schritte. Kauft weniger, bewusster, qualitativ hochwertiger. Reduziert Fleisch, hinterfragt Traditionen. Weihnachten ist eine Sache des Herzens, nicht des „immer schon so gewesen“. Bedenkt aber auch, dass andere Menschen vielleicht nocht nicht bereit sind, eure Schritt mitzugehen. Redet also darüber. Über Alternativen. Über eure Gedanken. Macht Kompromisse. Fangt heute an und baut darauf auf. Weihnachten kommt jedes Jahr und es muss nicht bereits 2018 super nachhaltig sein. Fangt mit dem an, was sich für alle gut anfühlt.
In diesem Sinne: Ich wünsche euch einen gesegnenten 2. Advent und eine stressarme Vorweihnachtszeit.
2 Comments
Liebe Janine,
danke für deinen positiven Artikel und die vielen Tipps, Du hast es sehr gut hinbekommen, praktikable Alternativen zu zeigen, ohne den Zeigefinger zu heben.
Weiter so!
Grüße
Sandra
Liebe Sandra,
danke für dein Feedback. Genau das war mein Ansinnen. Was hilft uns allen der Zeigefinger? Wir starten doch alle an unterschiedlichen Punkten und wichtig ist nur, dass wir starten.
Ich wünsche dir gesegnete Weihnachten. Liebe Gürße, Janine