
#allesGeschichte | Da muss der Mönch ran

#allesGeschichte | Die größte Urkundenfälschung des Mittelalters

Heute geht es um die Zeit. Und auch ein bisschen um Konfessionen. Stell dir vor: Du wacht morgens auf und dir fehlen zehn Tage.
Gerade noch war Donnerstag, der 4. Oktober. Zack, schlägt das Kalenderblatt um auf Freitag, den 15. Oktober. Quasi Zeitumstellung in extra krass. So passiert ist das im Jahr 1582. Blöd, wer da Geburtstag hatte. Um das alles einzuordnen, schmeiße ich das Schlagwort „Gregorianische Kalenderreform“ in den Ring. Der bis dato genutzte Julianische Kalender ist nämlich nicht sonderlich passgenau, das Sonnenjahr ist zu lang. Macht auf Kürze nix, ist aber auf Dauer eine ordentliche Zahl an Tagen und beeinträchtigt auch Frühlingsanfang und den Ostertermin. Daher macht sich Papst Gregor XIII. Gedanken und erlässt 1582 die oben genannte Reform. Und Bäm, fehlen einfach zehn Tage.
Zumindest für einen Teil der Menschen. Denn bis 1700 gilt der neue Kalender nicht überall im Heiligen Römischen Reich (geschweige denn „Europa“). Warum? Als der Papst die Kalenderreform erlässt halten die Protestanten und Reformierten das Ganze für dummes Zeug. Sie sind ja eh nicht gut auf Katholiken zu sprechen. Aus Prinzip wird da schon mal nicht gemacht was der Papst sagt. Wäre ja noch schöner! Sie bleiben also fast gänzlich bis 1700 beim alten Kalender. Daher stehen sich im 30jährigen Krieg katholische und protestantische Truppen mit zehn Tagen Differenz gegenüber. Für die Betroffenen ist das weniger problematisch. Die mochten sich ja eh nicht, da wollte man sich auch nicht verabreden. Und wenn es doch nötig war, wurden auf Urkunden eben zwei Daten geschrieben. In Riga und Augsburg kommt es aber tatsächlich zu Unruhen und Streit. Denn dort, wo Konfessionen aufeinandertreffen, ist die Frage des Datums für hohe religiöse Feste eben keine Nebensache. Und so arbeiten Protestanten am (katholischen/gregorianischen) Heilig Abend und feiern Weihnachten dann 10 Tage später.