Flüge kompensieren – ist das die Lösung?
Unterwegs auf dem Bodensee-Radweg
Innerhalb Deutschlands und Europas lässt sich gut Bahn fahren. Natürlich nicht immer und nicht überall hin. Soviel ist klar. Das kleine abgeschiedene Haus irgendwo in der tiefsten Provence erreicht man nicht per TGV. Aber vielleicht den nächstgelegenen Bahnhof mit Leihwagenangebot? Und nicht jeden von uns zieht es in die Abgeschiedenheit. Wir wollen Kultur, Städte wie Paris oder Barcelona sehen. Was oft fehlt: Das Wissen um vorhandene Bahnstrecken und wie man günstige Preise findet.
Weil ich selbst so gerne Bahn fahre – trotz aller Widrigkeiten – trage ich für euch heute einmal alles zusammen, was ich zu dem Thema „Reisen mit der Bahn“ weiß und recherchiert habe.
Als erstes: Überblick verschaffen
Die wenigsten wissen, wohin man überall mit der Bahn kommt. Oder, dass „Bahn“ nicht gleich „Bahn“ ist. Denn Europa hat in Sachen Schienenverkehr noch einiges an Vereinheitlichung nachzuholen. Allein das Umstellen des Gleisbetriebs zwischen Frankreich und Deutschland war ein riesen Akt. Inzwischen sind alle Eventualitäten abgedeckt und SNCF und DB fahren Strecken wie München – Stuttgart – Paris gemeinsam.
Wer einen guten ersten Überblick über das Schienennetz in Europa sucht, der wird auf der Webseite von Interrail/Eurail fündig. Dort gibt es sowohl einen Streckenüberblick als auch aufgelistete Top Strecken. Erstaunlich, wohin mal so alles mit der Bahn kommt auf der Schiene, oder? Binnen 6,5 Stunden kommt man von Berlin nach Amsterdam und Rom erreicht man aus München in 9 Stunden.
Wohin soll die Reise mit der Bahn gehen?
Natürlich sind nicht alle Ort in so kurzer erreichbar. Oftmals bedarf es einer anderen Reiseplanung, evtl. eines Zwischenstopps und der Überzeugung, dass der Weg schon Teil des Urlaubs sein kann. Es ist also durchaus sinnvoll zu schauen, von wo nach wo man reisen möchte. Was geht und wie gut kommt man per Bahn dort hin. Nach Barcelona zum Beispiel kommt man binnen 12 Stunden von München aus. Da man in Paris umsteigen muss, könnte man dort natürlich einen längeren Zwischenstopp einlegen.
Genau so kommt man auch gut binnen eines ganzen Tages von München nach Stockholm, allerdings ist die Strecke so lang, dass ein Zwischenstopp in Malmö oder Kopenhagen sicher bereichernd ist. Vor allem, wenn man die Strecke München – Hamburg mit dem Nachtzug zurücklegt, wie wir es auf unserer Reise nach Finnland getan haben.
Nachtzüge sind überhaupt eine tolle Sache. Schlafend ans Ziel gelangen und gleich morgens den ersten Espresso in Italien trinken oder ein Croissant in Frankreich essen. Einen guten Überblick der europäischen Nachtzüge findet ihr ebenfalls auf der Webseite von Interrail/Eurail und auf thetrainline.
Bei der Bahn muss man ein Sparfuchs sein
Oft wird sich beklagt darüber, dass Bahnfahren sehr teuer ist. Für spontan Reisende ist dies auch der Fall. Aber vor allem für den Urlaub bucht man ja doch länger im Voraus und wenn man weiß, wo und wann man günstig buchen kann, ist die Reise gar nicht so teuer.
Zunächst einmal lohnt sich eventuell der Erwerb einer BahnCard 25 oder 50. Diese Entscheidung hängt ab von der Häufigkeit des jährlichen Bahnfahrens. Einen tollen Überblick, ob sich für euch eine BahnCard lohnt und welche es sein könnte, findet ihr bei Bahndampf. In Deutschland fahren Kinder bis 14 Jahre übrigens kostenlos mit ihren Eltern und Verwandten mit. Im europäischen Ausland teilweise sogar länger, bzw. gibt es dort Jugendpreise. Danach gibt es günstige BahnCards für Jugendliche. Man kann übrigens als Familie auch unterschiedliche BC besitzen. Wir haben als Eltern die Bahn Card 25, während unsere Älteste eine My Bahn Card 50 besitzt weil sie regelmäßig spontan fährt und auch mal kurzfristig die Fahrt absagen muss.
Für die Buchung eines Zuges heißt es, rechtzeitig zuschlagen. Innerhalb Deutschlands sind Sparpreise 3 Monate vor Fahrtantritt buchbar. Der Sparpreis Europa ist ebenfalls ab 3 Monate vor Fahrbeginn buchbar und schnell weg.
Wenn ihr im Ausland unabhängig von der Anreise herumreist, achtet unbedingt auf die Sparpreise der jeweiligen Anbieter. Diese können auch schon vier Monate im Voraus buchbar sein. Wie genau die Kondtionen sind, könnt ihr bei den jeweiligen Bahngesellschaften erfahren. Eine sehr gute Übersicht zu den einzelnen europäischen Ländern, ihren Bahngesellschaften, Zugarten und Buchungswege findet ihr auf der Seite von Interrail. Eine Buchung ist vorab von Deutschland aus problemlos online auf den jeweiligen Anbieterseiten machbar. Wenn ihr viel und lange herumreisen wollt, lohnt sich möglicherweise sogar ein Interrail Ticket.
Wenn mehr als nur ein Koffer mit muss
ICE sind ja dafür bekannt, dass sie als FERNreisezüge nicht gerade großzügig für Gepäck konzipiert wurden. Ein Unding wie ich finde. Inzwischen finden sich immer mehr ICE im Einsatz mit Gepäckinseln an den Ausgängen oder auch im Abteil. Das ist ein kleiner Lichtblick.
Darüber hinaus gibt es natürlichen einen Gepäckservice der Bahn, welcher Koffer von Haus zu Haus liefert. Dass dies gut klappt, konnte ich bei einer Mutter-Kind-Kur sehen. Das ganze Gepäck für vier Personen und drei Wochen wurde problemlos von München nach Rügen transportiert. Neuerdings können in Deutschland übrigens auch Fahrräder im ICE4 transportiert werden. Hierzu in der Online-Reiseauskunft unter „weitere Optionen“ die Fahrradmitnahme aktivieren.
Das Auto oder Motorrad soll mit? Mit dem OBB Nachtzug kann beides mitgenommen werden. Diese Züge decken u.a. Strecken in Deutschland, Österreich und Italien ab. Weitere Verbindungen und Anbieter von Autozügen findet ihr auf dem tollen Zugreiseblog von David.
Besondere Bahnrouten
Nun gibt es nicht nur Züge, die einen von A nach B fahren, sondern auch Strecken, die entweder selbst das Ziel der Reise sind oder zumindest die Fahrt zu einem Augenschmaus machen. Tolle Strecken in Europa findet ihr bei Travelzoo oder Basecamp. Wie wäre es mit einem Abstecher in unser Nachbarland Schweiz? Dort kann man mit dem Glachier Express und dem Bernina Express an erstaunlicher Kulisse voreifahren.
Sucht ihr das ganz große Abenteuer? Dann wäre vielleicht eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn eine gute Idee. Mit Umstieg in die Transmongolische Eisenbahn kommt man sogar bis nach Peking. Wenn das kein verrückter Trip ist!
Die Zukunft der Bahn entscheidet sich auch mit uns
Natürlich kommt man nicht überall hin, wo man will. Es ist auch nicht jede Strecke sinnvoll. Soviel ist klar. Auch klar ist, dass die Bahn und die Regierung massiv gespart haben die letzten Jahre und somit viele Strecken eingestampft wurden und die Verlässlichkeit der Züge oft zu wünschen übrig lässt. Bei Verspätungen, Ausfällen und anderen Problemen bietet die Bahn inzwischen einen recht guten Service. Verspätungen ab einer Stunde können finanziell ausgeglichen werden. Hierfür erhält man ein Fahrgastrechte-Formular.