5 Schritte zu einem ernsthaft nachhaltigen Umgang mit Konsum
Warum Marie Kondos „Joy“ uns in einem nachhaltigen Leben nicht weiterbringt
Wer biologisch angebaute Produkte kaufen möchte, der steht schnell in einem Dschungel aus Siegeln. Deutsches Biosiegel, EU Bio-Siegel, Demeter, Fairtrade, Naturland, Bioland und und und. Welches ist jetzt gut und welches nicht? Gibt es da Unterschiede? Wieso ist ein Demeter Produkt teurer als das gleiche Produkt mit EU Siegel? Kann ich den Angaben trauen oder ist am Ende alles willkürlich?
Um ein bisschen Licht in das Gewusel zu bringen, habe ich euch heute mal die gängisten Siegel aufgelistet und ein bisschen erklärt. Als Grundlage habe ich den Infoflyer „BIO: Worauf Sie sich verlassen können und wo die Unterschiede liegen“ von Echt Bio verwendet. Einen weiteren guten Überblick über viele Biosiegel und -label findet ihr auf der Webseite vom BUND.
Das EU-Biosiegel
Das Bio-Logo mit dem Sternchenblatt habt ihr sicher alle schon gesehen. Seit 2010 gilt es für alle Bio-Lebensmittel europaweit. Auch für solche, die außerhalb der EU angebaut und importiert werden. Um das Siegel zu erhalten, müssen mind. 95% Bio Zutaten im Lebensmittel enthalten sein. Weiter gilt:
- Betriebe dürfen auch nur Teilumstellungen vollziehen, hierfür gibt es strenge Auflagen
- 5% der Futters für Schweine und Geflügel darf konventionell sein
- eigene Futterproduktion nicht zwingend
- Pro Hektar und Jahr dürfen 230 Hennen, 580 Hähnchen oder 14 Mastschweine gehalten werden
- Düngen mit organischem Stickstoffdünger auf 170kg pro Hektar begrenzt
- Rohstoffe für ein Produkt können aus der ganzen Welt importiert werden, es gilt aber die EU-Bio-Verordnung
- Natürliche Aromen sind erlaubt
- Nitritpökelsalz ist unter bestimmten Umständen erlaubt aber reglimentiert
- Es gibt keine spezielle Regelung für Verpackung, es gelten die allg. Anforderungen an Verpackungsmaterial
Das deutsche Biosiegel (grünes Sechseck) enspricht übrigens den gleichen Standards, wie das europäische. Mit dem EU-Biosiegel sowie auch mit dem deutschen Biosiegel, ist also ein Mindestmaß an ökologischen Kriterien gesichert.
Die Siegel der Anbauverbände
Zusätzlich zum EU Bio-Siegel gibt es noch weitere Siegel: Die der Anbauverbände, wie zum Beispiel Demeter, Bioland oder Naturland aber auch Gäa e.V. oder Bio Kreis. Diese Siegel gelten zusätzlich zu den Richtlinien der EU und sie sind auch schon viel älter. Zusätzliche Vorgaben sind zum Beispiel:
- Umstellung des gesamten Betriebs auf Bio
- Fast ausschließlich Biofutter, je nach Verband gibt es andere Regelungen
- Mindestens 50% des Futters muss vom eigenen Hof kommen
- Auf einen Hektar Land und Jahr dürfen 140 Hennen, 280 Hähnchen und 10 Mastschweine gehalten werden
- Begrenzung von Stickstoffdünger auf 40-112 kg pro Jahr je nach Verband
- Rohstoffe für das Produkt sollen möglichst aus Mitgliedsbetrieben des jeweiligen Anbauverbandes stammen. Ausnahmen ist Rohstoffknappheit, dann ist ein Bezug aus einem anderen Anbauverband erlaubt
- Kein Zusatz von natürlichen Aromen bei Demeter, Bioland und Naturland erlauben dies nur bei bestimmten Produkten
- Ebenso keine Erlaubnis für Nititpökelsalz bei Demeter. Bei Bioland erlaubt, aber Kennzeichnungspflicht
- Verpackungsempfehlungen wie der Leitfaden des Bundes Ökologische Landwirtschaft e.V.
Die Anbauverbände gehen teilweise weit über das Mindestmaß hinaus. Die strengsten Richtlinien bietet hier Demeter mit seiner biologisch-dynamischen Landwirtschaft, gefolgt von Naturland und Bioland.
Gemeinsamkeiten
Sowohl die EU Bio-Verordnung als auch die Anbauverbände verpflichten sich, auf synthetische Düngemittel und chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Ebenso ist die Verwendung von genetisch veränderten Pflanzen verboten.
In der Tierhaltung sind präventive Antibiotika und Wachstumsförderer untersagt und die Hersteller verpflichtet, den Stress bei Tiertransporten auf ein Minimum zu reduzieren.
Dennoch sind auch Bio-Betriebe gewinnorientiert und müssen ebenso wie konventionelle Betriebe die Tiere nutzen, mit all seinen Konsequenzen wie Kälbertrennung nach der Geburt und teilweise immer noch das Schreddern/Vergasen von männlichen Küken. (Es gibt aber inzwischen Bruderhahn-Projekte, die dem entgegen wirken wollen)
Bio-Eigenmarken
Nicht zu verwechseln mit Biosiegeln sind die Biolabel verschiedener Supermärkte. Dazu zählen zum Beispiel „Rewe Bio“, „BioBio“ (Netto), „enerBIO“ (Rossmann) oder „EDEKA Bio“. Alle diese Label sind an sich keinen Biorichtlinien unterworfen sondern müssen zusätzlich mindestens das deutsche oder europäische Biosiegel tragen. Das heißt, egal in welchem Supermarkt man einkauft, ausschlaggebend ist das Sternchenblatt auf grünem Grund, das sechseckige deutsche Siegel oder die Siegel der Anbauverbände mit strengeren Richtlinien.
Weitere wichtige Siegel
Neben den Siegeln für Lebensmittel gibt es inzwischen ein paar weitere Siegel, die dem Verbraucher bei der Kaufentscheidung helfen sollen. Ein paar liste ich euch hier kurz auf:
- das Fairtrade Siegel für faire und umweltverträgliche Produkte, vor allem aus Übersee. Faitrade an sich ist nicht Bio und setzt seinen Schwerpunkt in fairer Entlohnung und Arbeitsbedingungen der Produzenten. Dazu wird Wert gelegt auf nachhaltiges Wirtschaften.
- GOTS bietet höchsten Standard für ökologisch und fair Produzierte Stoffe und Textilien.
- bluesign oder fairwear zeichnen nachhaltige Outdoorkleidung aus.
- Ecovin ist ein Verband weltweiter ökologischer Weingüter.
Nicht geschützte Bezeichnungen
Ohne Siegel ist es schwer wirklich sicher zu sein, ob ein Produkt nun nach ökologischen Kriterien hergestellt wurde, oder nicht. Das liegt vor allem daran, dass die Begriffe „kontrollierter Anbau“ oder „kontrollierter Vertragsanbau“ nicht geschützt sind. Auch der Begriff „Bio“ ist bisher bei einigen Produkten (z.B. Textilien, Kosmetik oder Arzneimittel) ungeschützt.
Es ist daher gut, auf Siegel zu achten. Wenn man dann noch weiß, was sie in etwa unterscheidet, fällt die Orientierung und Entscheidung nochmals leichter.