Interrail. Mit dem Zug nach England
Bamberg. Ein Wochenende im fränkischen Rom.
Brighton, die quirlige Stadt am Ärmelkanal polarisiert. Die einen halten sie für einen hippen, bunten Ort mit besten veganen Möglichkeiten und fast schon unenglischer Entspanntheit. Für die anderen ist sie heruntergekommen, ein überlaufenes Seebad für Londoner und sowieso seien die besten Zeiten halt vorbei.
Wir haben 2023 unseren Sommerurlaub dort verbracht und ich tendiere ganz klar zu ersterer Einschätzung, wenn auch manches von der anderen Seite stimmt. Denn Brighton ist sicher ein Strandbad für die Londoner, vor allem an den Wochenenden. Da kann man sich vor Menschenmassen in den Lanes nicht mehr retten. Und die besten Zeiten – nun ja, zumindest wirtschaftlich sind die in England für Engländer ja leider länger schon vorbei. Aber Brighton ist weiterhin bunt und entspannt, laut und alternativ und vor allem ein Mekka für Veganer. Ich habe noch nirgendwo so viel „normales“ Zeug in vegan gegessen. Sandwiches, Burger, Pizza, Eis, Kuchen – es gab einfach alles auch in vegan. Ein ElDorado.
Vom Glück, am Meer zu sein
Brighton hat aber noch ein bisschen mehr zu bieten, als nur gutes Essen und unenglische Lässigkeit. Wir haben diese Stadt als Basis in unserem Englandurlaub gewählt und einige Zeit dort verbracht. Denn wozu ständig unterwegs sein, wenn es auch an einem Ort schön ist. Von unseren weiteren Ausflugszielen in unserem Englandurlaub erzähle ich ein andern mal.
Brighton hat erstmal einen klaren Vorteil: Es liegt am Wasser. Es ist jedoch nicht nass und kalt, wie man sich England so vorstellt. Durch den Ärmelkanal ist das Wetter meist gut und wärmer. Perfekt für Strandfeeling ohne große Hitze also. Besonders bequem lassen sich das Meer und Strand in der Volk’s Electric Railway anschauen. Diese älteste elektrische Eisenbahn Großbritanniens pendelt zwischen Brighton Pier und Marina direkt am Strand hin und her. Bequemer und uriger geht es gar nicht.
Sehr beliebt für Fotos ist das Skelett des Westpiers. Dieser brannte 2003 ab und wurde 2004 durch einen Sturm endgültig zerstört. Inzwischen nisten dort viele Vögel. Am ehemaligen Zahlhäuschen direkt am Strand wurde 2016 der Aussichtsturm i360 eröffnet. Eine (zugegeben teure) Fahrt auf 138m Höhe eröffnet einem einen wahnsinns Blick auf die Stadt, in die Ferne und übers Meer.
Round an round it goes. Einen halben Tag Karussell fahren.
Natürlich hat Brighton auch einen intakten Pier und so manch einer könnte beim Besuch eine Überraschung erleben. Denn der Brighton Palace Pier ist kein einfacher Steg, so wie wir uns das vorstellen. Es ist ein Vergnügungsareal auf dem Meer! Ob Achterbahn, Spielhölle oder Teepavillon, für alle ist etwas dabei. Das tolle ist, der Eintritt ist frei, Fahrten bezahlt man entweder pauschal oder mit Einzelfahrtickets. Das macht es zu einem tollen Angebot für Kinder, deren Eltern nicht mitfahren wollen und lieber in der Sonne einen Kaffee trinken.
Ob man diese Form der Vergnügung nun mag oder nicht, die Farbenfreude im Kontrast zum Wasser ist einfach toll und ab und zu ist es gut, im Urlaub auch Kinderwünsche zu erfüllen. Wer online bucht, kommt übrigens noch günstiger weg.
Brightons Royal Pavilon
Wer in Brighton ist, sollte sich auf jeden Fall den Royal Pavilon anschauen. Erbaut wurde er im 19. Jahrhundert. Währen er außen nach dem Stil eines indischen Mogulpalastes gebaut wurde, ist seine Inneneinrichtung im chinesischem Stil gehalten. Das 19. Jahrhundert und seine (kolonialgeprägten) Vorlieben. König William IV. besuchte den Palast noch regelmäßig, die ihm nachfolgende Königin Victoria wurde aber weder mit dem Pavilon noch Brighton warm. Zu provinziell, zu wenig Privatsphäre. Am Ende kaufte die Stadt Brighton den Royal Pavilon. Im ersten Weltkrieg wird der Pavillon dann zum Lazarett für indische Soldaten. Die, so fand man, würden sich sicher wohl fühlen in so einem Gebäude. Im Pavillon kann man einige beeindruckende Fotografien sehen und viel über diesen Teil der Geschichte des Hauses lernen. Und wer genug von Kultur hat, der setzt sich in den Garten und beobachtet das Treiben der anderen Besucher.
The Lanes. Gut, wer nicht am Wochenende kommt.
Eine der schönsten Dinge in Brighton sind die North und South Lanes. Hier lässt sich auf dem Flohmarkt und in Antikläden stöbern, Kleidung und Schmuck kaufen, Souvenirs besorgen und Essen, was das Herz begehrt. Am Wochenende ist es hier extrem voll. Denn zu den allgemeinen Touristen und Einheimischen kommen dann noch Tagestouristen und andere Strand- und Partysüchtige zum feiern und genießen. Unzählige Junggesell*innenabschiede werden hier gefeiert. Daher lohnt sich ein Besuch unter der Woche. Hier gibt es veganes Fast Food a la McDoof, ausgewählte Küche, alternative Kleidung und hochkarätiger Schmuck. Alles in engen Gassen und alten Häusern.
Happy belly, happy mind. Englands Süden ist ein veganes Foodparadies
Kommen wir zu DEM Highlight: Das Essen. Generell habe ich noch nie so viele vegane Optionen gehabt, wie in England. Aber Brighton schlägt einfach alles. Außer in speziellen Fisch- und Muschelrestaurants gab es immer ein veganes Angebot. Egal ob schlimmster Papp-Burger (manchmal darfs das sein) oder blütenverziertes Mittagessen. Alles ist gelabelt (auch glutenfrei und Co) und wenn einmal etwas unklar ist: Das Personal weiß Bescheid und verweist einen garantiert nicht auf trockenen Salat oder Pommes.
Brighton macht wirklich Spaß. Das Meer vor der Tür, gutes Wetter, viel zu sehen, gute Infrastruktur und ein richtig gutes Schienen- und Busnetz ermöglichen einen tollen Urlaub vor Ort und viele Ausflüge. Uns hat es richtig gut gefallen und die Kinder waren so entspannt wie lange nicht mehr in unseren Urlauben. Weil es für jeden etwas gab, von Kultur und Achterbahnen bis hin zum Café mit Spielekonsolen am Tisch. Wer da als Kind nicht glücklich ist.