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15. November 2019Einfach nachhaltiger: rasieren

Eine Rasur ist seit Jahrzehnten nicht mehr nur was für Männer. Frauen sowie Männer rasieren sich an allen möglichen Stellen des Körpers. Neben dem elektrischen Rasierer (von Frauen eher selten genutzt) gibt es eine unzählige Auswahl für Einmal- und Wechselklingenrasierer. Ein Blick ins Drogerieregal zeigt: unter „Mach3“ und „Fusion“ oder „Power“ läuft hier bei Männern gar nix. Und ein Regal weiter bei den Damenrasieren: Bikinitrimmer, Smooth und Extra Smooth, 4, 5 oder 6 Klingen, mit Gelenk und Spa Feeling, mit Seidengefühl und Aloe. Das ist ja schlimmer als im Waschmittelregal wo jedes Mittel weißer als das andere wäscht.
Rasierer mit Pink Tax
Ein kurzer Exkurs: Habt ihr schonmal von der „Pink Tax“ gehört? Es bedeutet, weil etwas für Frauen ist, ist es teurer als das Produkt für Männer. Das beginnt beim Friseur, bei dem der Grundpreis für die Frauen höher ist als für Männer und endet im Supermarkt/der Drogerie, wo zB Frauenrasierer teurer sind als das männliche Gegenstück.
Warum machen wir das eigentlich mit? Im Fall des Rasierers, weil man uns erzählt, wir würden ohne Aloe Vera Pad fürchterlichsten Ausschlag bekommen, ohne extra Dreifachklingenschutz verbluten oder ohne geschwungenen Gelenkgriff nicht gescheit rasieren können. Doch ist das wirklich so?
Was braucht es denn eigentlich für eine Rasur? So grundlegend? Eine scharfe Klinge mit Griff und ggf Schaum.
Angstgegener: Der Rasierhobel
Alle, die schon länger in Sachen Zero Waste unterwegs sind, haben von ihm gehört: Dem Rasierhobel. Er ist quasi die langlebigere Variante eines normalen Nassrasierers und in meinen Augen wesentlich weniger gruselig als zB ein Rasiermesser. Excuse me, nie Western geguckt?
Ich weiß, dass viele Angst haben, weil es keinerlei Schutzgitter gibt. Ich verrate euch was: Während der Nutzung von Schutzgitterrasierern aus der Drogerie habe ich mich im Leben sicher einige mal geschnitten (Schienbein!). Mit dem Rasierhobel ohne Gitter das ganze halbe Jahr noch nicht einmal. Selbst wenn ich mich in den nächsten Jahren doch mal schneiden solle: Es wäre nichts neues.
Jetzt lässt sich die Pink Tax natürlich auch mit einem Rasierer aus der Herrenabteilung umgehen. Klar. Macht aber immer noch mehr Müll als der Hobel (ja ich gebe zu, der Name klingt nicht schön). Rasierer kommen in einer überdimensionierten Plastikverpackung. Sie bestehen aus Kunststoff oder einem Kunststoff-Metall-Gemisch. Gleiches gilt für die Klingen. Auch sie kommen in einer Kunststoffverpackung und liegen dann noch mal in so einem Klingenschieberpastikteil und sind ebenfall ein Materialgemisch.
Der Rasierhobel kommt bestenfalls komplett unverpackt und ist aus 100% Metall. Die Klingen kosten einen Bruchteil der anderen Rasierklingen und bestehen ebenfalls aus 100% Metall. Dreht man die Klinge um, kann man eine Klinge doppelt so lange nutzen. Wenn man sich nicht nur 1x aus Jux rasiert, sondern regelmäßig, hat man sein Geld schnell wieder raus. Meiner kommt aus dem Unverpacktladen und kostet irgendwas bei 30-40 Euro. Die Klingen kosten pro Stück so wenig, dass es sich zu rechnen nicht lohnt. Dekadent geht natürlich auch hier die Welt zugrunde und so kann man sich selbstverständlich auch einen Hundertirgendwas Euro teuren rosegold Rasierer zulegen. Muss man aber echt nicht.
Rasierschaum, oder was?
Braucht es eigentlich Rasierschaum? Ich habe keine fundierte Ahnung, tendiere aber zu nein. Denn ich nutze ihn nicht. Früher habe ich immer eine Dose daheim gehabt. Aber irgendwann bin ich dazu übergegangen maximal einfache Seife oder festes Shampoo zu nutzen. Konkret rasiere ich die Achseln ohne Seife nur nass und die Beine mit Seife, weil sonst zu trocken. Weder hatte ich Pusteln noch kaputte Stellen.
Es gibt übrigens auch feste, schäumende Rasierseife. Diese kommt entweder in einer wieder auffüllbarn Schale daher oder ganz ohne alles. Einfach aufschäumen und ab auf die Haut. Natürlich kann es sein, dass bei festem Haar (Bart) das Weichmachen der Haare mit Seife, Öl oder Schaum sinnvoll ist. Wer so gar nicht auf Rasierschaum verzichten will, greift ganz klar zu Naturkosmetik. Damit spart man zwar keinen Müll, verhintert aber ungewollte Inhaltsstoffe, beugt Tierversuchen vor und mindert die schädlichen Substanzen im Abwasser.
Was für Frauen gilt …
…gilt natürlich auch für Männer. Statt Einweg oder Plastikmüllrasierer können auch Männer zum Hobel greifen, so sie sich nicht elektrisch rasieren. Oder es eben lassen. Denn wer sich wo wie oft was rasiert geht niemanden etwas an, als die Person selbst. Dass heute – so las ich es – Männer keinen behaarten Schambereich mehr kennen, finde ich schräg. Aber wenn Frau (und Mann) sich rasieren will, wo auch immer, dann kann sie Geld sparen und nachhaltig handeln. Übrigens sind Achsel- und Beinhaare kein Zeichen von Ungepflegtheit und Schamhaare nichts schlechtes. Macht es, weil es eucht taugt, aber nicht, weil die Gesellschaft oder irgendwelche Stars und Sternchen aus TV oder Zeitschriften euch suggerieren, dass man das machen muss.
1 Comment
Super geschrieben. Aus Männersicht kann ich die Erfahrungen mit einem Rasierhobel voll unterschreiben. Bin von Elektro aus einer Reise-Situation zu Nass gewechselt und dann ganz schnell zu einem Rasierhobel. Die 100er Packung Klingen hält jetzt schon seit mehreren Jahren. Die feste Rasierseife verbraucht sich auch do langsam, dass ich fast hoffe, dass sie bald leer wird und ich endlich mal eine andere „ausprobieren“ kann.