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Fairtrade, fairer Handel also – das bedeutet einen gesicherten Preis für die Bauern des globalen Südens unabhängig vom Weltmarktpreis. Es bedeutet aber auch Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und gute Arbeitsbedingungen. Doch der faire Handel kann die Probleme der Weltwirtschaft nicht lösen. Dafür sind die Organisationen viel zu klein. Vielmehr kann er ein Wachtposten und ein Vorbild sein, wie eine bessere Wirtschaft funktionieren kann.
Für uns Verbraucher*innen sind die Strukturen des fairen Handels genau so schwer zu durchschauen wie die der herkömmlichen Handelsorganisationen. Und durch die vielen Label und Siegel wissen wir oft genug gar nicht, welches die richtige Wahl ist. Erschwerend ist nämlich, dass der Begriff „Fair“ nicht geschützt ist. Es gibt kein staatliches Fairtrade-Siegel (vom neuen, etwas traurigen „Grünen Knopf“ Siegel mal abgesehen) und damit keine Anhaltspunkte, was fairer Handel eigentlich bedeutet.
50 Jahre Fairtrade
Die Grundlagen für eine Definition oder eine Orientierung bieten andere: Nämlich die Akteure der ersten Stunde, die sich aus Bewegungen der späten 1950er herausgebildet haben und zunächst rein als Fairhandelshäuser und „Dritte Welt Läden“ für ein Bewusstsein über die schlechten Bedingungen im globalen Süden sorgten.
In der Schweiz, Deutschland, Österreich und England breitete sich der faire Handel in Weltläden aus und schaffte es sogar, größere Konzerne, wenn auch oft nur für kurze Zeit, mit ins Boot zu holen. Seit den 1990ern versuchte man dann, die vielen Akteure unter ein Dach zu bringen. Zunächst als FLO (Fairtrade Labelling Organisation International), seit 2004 als betreuende Organisation Transfair / Fairtrade International e.V und kontrollierende Tochterinstitution Flocert die bis heute bestehen. Innerhalb der Organisation änderte sich im Laufe der Jahrzehnte einiges. Die anfängliche Überzeugung, der engagierte Norden würde dem armen Süden helfen fand 2014 endgültig sein Ende, als die drei Fairtrade Produzentenoragnisationen Asien, Lateinamerika und Afrika 50% der Stimmen in allen Gremien erhielten. Endlich hatten beide Seiten, Produzentenaus dem Süden und Vermarktung aus dem Norden, gleiches Stimmgewicht. Auch der reine Fokus auf soziale Gerechtigkeit erweiterte sich immer mehr, so dass heute auch Fragen des ökologischen Landbaus und des existenzsichernden Grundeinkommens Bedeutung gewinnen.
Das who is who des fairen Handels
Neben der Organisation Transfair existieren weiterhin ursprüngliche Akteure wie die Gepa, Welt Partner (DWP) oder El Puente. Ihre Produkte werden hauptsächlich über die Weltläden verkauft. Eine Ausnahme bildet hier die Gepa, deren Produkte auch in Supermärkten zu erwerben ist. Ebenfalls dazugekommen sind einige eigenständige Siegel, die mit Transfair teilweise in Kooperation stehen. Da ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Wer ist also wer im fairen Handel?
Organisationen
TRANSFAIR mit seinem bekannten Siegel (schwarzes Männchen auf blau-grünem Grund) verbietet Zwangsarbeit und illegale Kinderarbeit und bietet Unterstützung, Schulungen und Beratung für Produzenten in den Anbauländern. Bei Mischprodukten müssen alle Zutaten, die als Fairtrade-Rohstoffe verfügbar sind, aus Fairtrade-Quellen bezogen werden, außerdem ist ein Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten von 20 % festgelegt. Reine Produkte sind natürlich 100% fairtrade.
Die WORLD FAIR TRADE ORGANIZATION (WFTO) überprüft ein gesamtes Unternehmen, nicht einzelne Produkte. Das unterscheidet sie von Transfair, welches ein Produktsiegel ist. Mitglieder sind u.a. El Puente, Produzentengruppen in Ländern des globalen Südens und der Weltladen Dachverband.
BANAFAIR ging Mitte der 80er Jahre aus der Nicaragua-Solidaritätsbewegung hervor und steht für Bananenanbau nach Naturlandstandard. Außerdem handelt Banafair mit Kleinbauern.
Faire Handelshäuser
Das sind WeltPartner, Gepa und El Puente. Sie sind WFTO geprüft und handeln komplett fair. Gepa und Gepa+ (höherer Standard) Produkte finden sich immer häufiger im Supermarkt, ansonsten in Weltläden und online. Produkte von El Puente oder Welt Partner kann man ausschließlich online oder in Weltläden beziehen. Alle drei Handelshäuser setzen auf höhere Fairtrade-Anteile in Mischprodukten als Transfair.
Weitere Siegel
NATURLAND FAIR ist das selbst entwickelte Siegel von Naturland. Hier liegt der Fokus auf bio und fair und bezieht auch Rohstoffe aus dem globalen Norden mit ein. In einer so zertifizierten Schokolade findet sich daher nicht nur fairer Kakao aus dem globalen Süden, sondern auch faire Milch aus dem globalen Norden.
Rapunzel hat ebenfalls ein eigenes Siegel: HAND IN HAND findet sich auf allen Rapunzelprodukten, die mindestens zu 50% von Hand in Hand Partnern stammen. Außerdem sind alle Fairtrade Produkte auch bio.
Daneben gibt es auch Eigenkreationen wie bei Aldi (FAIR/ONE WORLD) oder Lidl (FAIRGLOBE). Sie haben eigene Siegel entworfen und gehen für einen Bruchteil ihrer Produkte eine Kooperation mit Fairtrade International ein. Das wurde und wird hart kritisiert (wie auch der Gang von Bioland in die Discounter).
Nicht fair, aber oft dafür gehalten:
UTZ CERTIFIED wird oft als faire Organisation verstanden. Sie fördern nachhaltigen Anbau der vor allem Menge und Qualität steigern soll. Hierfür bietet UTZ extra Schulungen an. Allerdings gibt es weder einen Mindestpreis noch eine Prämie. Auch eine Zusammenarbeit mit Nestlé spricht wenig für das Siegel.
RAINFOREST ALLIENCE ist ebenso wie UTZ kein faires Handelsunternehmen. Mit dem Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit gibt es zu lasche Standards für die Produzenten.So gibt es keine Mindestpreise und keine Prämien. Lediglich die Befähigung sich am Markt zu behaupten solle erreicht werden. Bekannt wurde die Organisation unter anderem durch die Zertifizierung von Chiquita Bananen als ökologisch unbedenklich. Dass die Arbeiter ausgebeutet wurden, interessierte scheinbar nicht. Auch hier wird neben Unilever und Tchibo auch mit Nestlé zusammengearbeitet.
Fairtrade Waren im Supermarkt
Für die Produzenten ist es tatsächlich egal, ob wir unsere fairen Produkte im Weltladen oder im Supermarkt kaufen. Sofern es eine Preisregelung wie zB bei Transfair oder den fairen Handelshäusern gibt, kommt am Ende das gleiche Geld an, egal ob man seinen Kaffee bei Aldi oder im Kirchencafé kauft. Das Problem liegt ein bisschen tiefer.
Supermärkte und Discounter haben sich eine gerechte Wirtschaft eben nicht auf die Fahnen geschrieben. Im Gegenteil: Harter Preisdruck, Konkurrenzkampf und Niedrigpreise machen den meisten Produzenten schwer zu schaffen. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass Supermärkte und Discounter Fairtrade Produkte nicht aus Selbstlosigkeit oder Überzeugung einführen. Eher ist davon auszugehen, dass es dem Image dient. Es soll Kund*innen anlocken und zeigen: Schaut, wir haben ein Bewusstsein. Ihnen das abzukaufen fällt schwer, liegen neben den fairen Bananen doch Mangos aus ausbeuterischen, menschenunwürdigen Handelsbeziehungen. Der Autor Caspar Dohmen nennt dies die Gefahr des ‚Fair Washing‘, schließlich arbeitet der faire Handel nun mit den Akteuren zusammen, die verantwortlich sind für die Probleme des konventionellen Systems.
Weltläden – Urgesteine des fairen Handels
Im Gegensatz dazu bekommt man in Weltläden ausschließlich faire Waren. Deutschlandweit gibt es etwa 900 solcher Läden. Sie sind tatsächlich Fachgeschäfte für den fairen Handel. Oftmals haben sie einen christlichen oder stark sozialen Hintergrund, viele Läden sind auch Teil einer politischen Bewegung, die mit Kampagnen, Aktionstagen und Informations- und Bildungsarbeit den fairen Handel ins Bewusstsein der Menschen bringen wollen. Ein Weltladen kann ein fester Laden sein oder aber ein mobiler Verkaufsstand. Oftmals werden Fairkaufstände in Kirchengemeinden organisiert, schließlich liegt der Ursprung der Fairtradebewegung bei christlichen Organisationen.
Deutsche Weltläden beziehen ihre Ware in der Regel von den auf Fairtrade spezialisierten Importorganisationen wie der Gepa, DWP oder El Puente. Manchmal sogar direkt von Kleinbauernkooperativen und Genossenschaften in den Ländern des globalen Südens. In der Kritik stehen Weltläden, weil die Mitarbeiter*innen meist ehrenamtlich tätig sind, also keinen Lohn für ihre Arbeit erhalten. Dies müsste eigentlich anders laufen unter fairen Bedingungen.
Mit Fairtrade im Supermarkt kaufen jetzt alle faire Waren!
Das wäre ja wunderbar. Und tatsächlich steigt der Absatz von Fairtradeprodukten bislang. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Die Steigung liegt auf einem extrem niedrigen Niveau im Vergleich zum Weltmarkt. Der Spitzenreiter Kaffee (32% des Gesamtumsatzes fairer Waren) hat lediglich einen Marktanteil von 4,4% in Deutschland. Das heißt, nur jede 20. Tasse Kaffee ist fair. Dabei ist der reguläre Börsenpreis derzeit für Kaffee so niedrig, dass viele Bauern den Anbau aufgeben. Hinzu kommt die durch den Klimawandel bedingte Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten und die niedrigere Ernte. Es ist also sehr viel schwieriger, Kaffee für den Weltmarkt lohnend anzubauen. Aber der Anteil von fairen Bananen klingt toll. Er liegt auf dem deutschen Markt bei 14%. Lidl plante 2018/19 groß ins faire Bananen Geschäft einzusteigen. Aufgrund eines Preiskampfes der Konkurrenten machte Lidl jedoch einen Rückzieher mit der Aussage, dass die Kunden nicht bereit seien 10-20ct mehr pro Kilo Bananen auszugeben.
Es gibt eine Diskrepanz zwischen Wertschätzung und Umsatz
Und hier liegt vielleicht ein großes Problem des fairen Handels: Zwar geben 69% der Befragten in einer Umfrage des Forum Fairer Handel 2018 an, faire Produkte zu kaufen, der Umsatz von fairen Lebensmitteln und Handwerksprodukten liegt aber im gleichen Jahr im Durchschnitt bei ganzen 20,50€ pro Kopf. Da stimmt doch etwas nicht.
Caspar Dohmen spricht von drei Kriterien, die es braucht damit das Konzept der fairen Siegel funktioniert:
- Konsument*innen müssen die Siegel kennen
- die Siegel müssen halten, was sie versprechen
- die Konsument*innen müssen die Produkte auch kaufen.
Nun kann man davon ausgehen, dass Konsument*innen bereits zumindest die gängigen Siegel kennen. Auch sprechen die Umfragewerte für ein hohes Vertrauen, ein Wissen um die Missstände und ein Verständnis der Prinzipien des fairen Handels.
Es bleibt die Diskrepanz zwischen der Aussage, faire Waren zu kaufen und dem tatsächlichen pro Kopf Umsatz. Die Studie von CeVal „Verändert der Faire Handel die Gesellschaft?“ aus dem Jahr 2016 kommt zu folgender Erklärung:
- schätzen sich Befragte evtl. besser/höher ein in der Konsummenge von fairen Waren. Das heißt: Tatsächliches und gewünschtes Verhalten weichen voneinander ab.
- Eine Kaufentscheidung ist ein komplexer Vorgang. Und hier spielt der Preis oft die größte Rolle. Durch die Discounter entstand in Deutschland eine „Niedrigpreismentalität“. Eine Mehrheit von 68% sind nicht bereit sind, mehr für faire Waren zu bezahlen.
Es ist also tatsächlich die Frage: Was sind uns faire Bedingungen wert? Was sind wir bereit oder können wir dafür ausgeben? Und was bedeutet das für unseren Alltag. Denn im Hinterkopf müssen wir noch bedenken fair bedeutet nicht wirklich 100% fair.
Mit Fairtrade wird es weniger unfair
Wer ein Produkt mit Fairtradesiegel kauft, der ist sich sicher: Hier bekommt der Produzent*innen genug Geld. Doch was ist genug? Auch der faire Preis liegt oft unter dem existenzsichernden Grundeinkommen, dass ein gutes Leben je nach Land ermöglicht. Denn der Preis orientiert sich meist am Mindestlohn. Doch wo ist der Mindestlohn tatsächlich am Bedarf orientiert? Auch hier in Deutschland nicht. Das bedeutet also, fair produzierenden Bauern geht es besser, aber nicht wirklich gut.
Das heißt im Umkehrschluss aber nicht „dann ist es ja egal“. Denn der festgelegte Preis bei fairen Waren sorgt eben dafür, dass Produzent*innen mindestens diesen Preis erhalten, unabhängig vom Weltmarktpreis. Liegt der Weltmarktpreis über dem fixen fairen Preis, werden den Bauern/Kooperativen Prämien ausgezahlt. Ein weiterer Aspekt neben dem finanziellen Auskommen sind auch die sozialen Bedingungen. Gewerkschaften zu gründen, Mitbestimmung, menschenwürdige Arbeitsbedingungen – auch das soll mit dem fairen Siegel ermöglicht werden.
Trotzdem ist noch Luft nach oben. Immerhin sind existenzsichernde Löhne seit 2014 eine Bedingung für den Erhalt des Transfair Siegels. Dennoch steckt auch dieser Ansatz noch in den Kinderschuhen. So lange der Anteil an fairen Produkten noch so gering ist auf dem Weltmarkt, so lange lassen sich viele Veränderungen nicht herbeizaubern. Denn auch wenn zB Transfair oder Gepa immer wieder medial präsent sind, so sind sie doch kleine Organisationen. Bei Fairtrade International e.V arbeiten gerade einmal 120 Menschen. Bei Flocert sind es 100 und weltweit mit allen drei Produzentenorganisationen arbeiten unter 1000 Menschen für diese Organisation.
Was bringt die Zukunft für den fairen Handel?
Es braucht also mehr als den Status quo. Es braucht mehr Konsument*innen. Es braucht höhere Löhne für Produzent*innen. Es braucht neue Ideen für einen zukünftigen fairen Handel. Und nicht alles muss unter den altbekannten Organisationen laufen.
Fairtrade im globalen Norden?
Gleichzeitig mit dem Bedarf im globalen Süden steigt aufgrund von schlechten Bedingungen auch im globalen Norden die Frage nach gerechter Bezahlung und sozialen Standards. Wenn auch die Situation hier wesentlich weniger prekär ist als im globalen Süden, klagen doch viele Produzenten zu Recht über ungerechten Lohn für ihre Arbeit. Zweifelsfrei haben auch hiesige Bauern Probleme, für ihre Waren einen fairen Preis zu erzielen und aus Spanien und Italien werden immer wieder sklavenartige Arbeitsbedingungen v.a. illegaler Einwanderer bekannt. Hier müssen dringend Standards her, dass solches Unrecht endet. Ob dafür die alten Fairtrade Akteure zuständig sind oder doch eher die EU, die solche Zustände begünstigt und fördert, darüber wird eifrig diskutiert. Aufgrund ihrer Geschichte und Größe sind die traditionellen Fairhandelshäuser und Organisationen wie Fairtrade International e.V. nämlich nicht darauf ausgelegt, weltweit für faire Bedingungen zu kämpfen.
Fair und Bio
Derzeit steht die/der Verbraucher*in oftmals vor der Wahl Bio oder Fairtrade? Denn nicht jedes faire Produkt ist auch aus biologischem Anbau. Warum das so ist, ist leicht erklärt. Fairtrade ist in erster Linie ein Sozialsiegel. Biologischer Anbau ist daher kein Aufnahmekriterium. Ausschließen tun sich beide Schwerpunkte aber nicht. Inwiefern biologischer Anbau bei Kleinbauern möglich ist, hängt oft vom Kapital und der Anbaulage sowie des know hows ab. Doch der Markt wächst. Laut eigenen Angaben beträgt der Anteil biologischer Produkte bei Gepa und El Puente bereits etwa 80%, bei DWP sind 92% aller Produkte aus biologischem Anbau. Bei Transfair sollen es 70% der Waren sein. Alle setzen sich für einen Ausbau des ökologischen Landbaus ein, denn der kommt auch den Bauern zugute.
Lieferkettengesetz
Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist das sogenannte Lieferkettengesetz. Die Initiative fordert ein Gesetz, dass Unternehmen zwingt auch im Ausland Menschenrechte zu achten und Umweltzerstörung zu vermeiden Denn: „Wer Schäden anrichtet, muss Verantwortung übernehmen!“ Es kann ja nicht sein, dass ein deutscher Hersteller keinerlei Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden bei seinen Zulieferern zu tragen hat und stattdessen der Endverbraucher dafür sorgen muss, dass er ein faires und soziales Produkt kauft. Hier kann jeder einzelne etwas tun, denn die Initiative hat eine Petition gestartet, die möglichst viele unterzeichnen sollten: Zum Lieferkettengesetz
Nachtrag
Dieser Beitrag ist in sofern unvollständig, dass er sich hauptsächlich mit fairen Lebensmitteln beschäftigt. Dabei gibt es weitaus mehr Waren im fairen Handel, als der Supermarkt uns glauben lässt. Neben der immer bekannter werdenden Fairfashion haben vor allem Rosen/Blumen einen wichtigen Anteil im fairen Handel. Aus Kenia stammt etwa jede zehnte Blume. Bei Rosen sind es sogar 25%. Auch hier konnten durch fairen Handel Lebensgrundlage, Gesundheit und Arbeitsbedingungen verbessert werden. Ebenso weitergedacht werden muss die Frage der Frauenrechte und die Überlegungen eines Süd-Süd Handels mit fairen Waren.
Bei Edelmetallen, die zur Herstellung von technischen Geräten gebraucht werden wird die Frage nach fairen Bedingungen zum Glück auch immer lauter gestellt. Zudem muss sich der faire Handel wohl langfristig vom Produktsiegel hin zum Lieferkettensiegel wandeln. Nur wenn jeder Arbeitsschritt fair ist, kann von einem gerechten Handel gesprochen werden.
Quellen:
Caspar Dohmen: Das Prinzip Fairtrade. Vom Weltladen in den Supermarkt. Berlin: orange press, 2017.
2 Comments
Liebe Janine,
vielen Dank für den ausführlichen Artikel! Vieles habe ich in Form von Halbwissen bzw. irgendwann mal gehört schon gewusst, aber alles so gut aufbereitet und zusammengefasst zu bekommen, vielen Dank dafür!
Eine Frage, die sich mir diese Woche erst gestellt hat, ist wie das mit v.a. Kaffee aus Direct Trade ist. Dafür gibt es ja meines wissens kein Siegel und ich hab das Gefühl, der Café-Betreiber kann mir viel erzählen, ich kann es ja nicht überprüfen… hast du eine Meinung dazu?
Vg, Carina
Hallo Carina,
so wie ich das verstehe ist „Direct Trade“ inhaltlich nicht geschützt. Heißt, es kann sein, dass tatsächlich mehr beim Bauern ankommt, kann auch nicht sein. Und welche Richtlinien es im Anbau gibt ist auch unklar. Es ist tatsächlich so, dass viele Händler (ob Kaffee oder anderes) erzählen, sie würden keine Siegel nehmen weil teuer und außerdem zahlten sie den Bauern eh mehr. Darauf blind vertrauen würde ich wirklich nur im seltesten Fall.
Da der faire Handel eben auch Lücken aufweist, kann es unter Umständen für kleinbäuerliche Betriebe viel besser sein, ihre Bohnen direkt zu verteiben. Das als Außenstehende zu überprüfen ist aber fast unmöglich. Ich weiß auch darüber zu wenig und bin deshalb eher zurückhaltend.
Was mir jetzt neulich über den Weg gelaufen ist, ist fairer Kaffee aus Ruanda (Verkauf über Gepa), der dort nicht nur geerntet sondern auch geröstet und verpackt wird. Das bedeutet, dass endlich mal Produktion in ein sonst nur Waren exportierendes Land kommt. Das sind Ansätze, die ich viel eher unterstützen würde. Weil wir dringend weg müssen vom Rohwarenimport aus afrikanischen Ländern hin zum fertige Waren Import. Damit Länder auf dem afrikanischen Kontinent in Verhandlungsmacht kommen über Preise.
LG Janine