
[Engagagier dich!] Engagement und Familie

[Engagagier dich!] Für mehr Müllbewusstsein sorgen

Engagement, also der Einsatz für andere auf meist ehrenamtlicher Basis ist eine starke Säule unserer Gesellschaft. Habt ihr euch schon einmal überlegt, wie es ohne all die Ehrenamtlichen in sozialen und gesellschaftlich relevanten Bereichen aussehe? Ziemlich mau möchte ich meinen. Die letzten Tage habe ich für meine Reihe Engagier dich! sechs Menschen interviewt, die auf ihre Art und Weise engagiert sind. Fast alles davon ehrenamtlich. Weitere drei Interviews folgen noch. Ich glaube, ich kann sagen, dass sie alle Teil einer Gemeinschaft sein wollen, die füreinander da ist. Die sich um andere kümmert und die Misstände nicht achselzuckend hinnimmt sondern aktiv und lösungsorientiert angeht.
Fakt ist aber leider: Ehrenamtliche werden oft ausgenutzt. Sie werden wie lästige Anhängsel behandelt, bekommen kaum Anerkennung, dafür um so mehr Spott. „Was machst du das auch überhaupt? Schön blöd bist du!“ statt „Wow, danke für deine wertvolle Hilfe.“ Dass sich außerdem gerne auf Ehrenamtliche verlassen wird statt qualifizierte Kräfte einzustellen konnte man par excellence 2015 sehen, als Ehrenamtliche Flüchtlingen in monatelanger täglicher Hilfestellung die Ankunft erleichterten.
Macht Ehrenamt also keine Ehre mehr?
Kein Wunder, dass viele aufhören, enttäuscht und frustriert. Zu viel Last auf zu wenig Schultern. Unnötige Steine im Weg und kaum ein müdes Lächeln als Anerkennung von institutioneller oder staatlicher Seite. Und doch … Ich glaube trotzdem, dass die Funktion „Ehrenamt“ wesentlich ist für eine gesunde Gesellschaft. Etwas ohne eigenen Vorteil für andere zun, ist etwas, was uns stolz machen kann. Es sollte uns ein hohes Gut sein, für andere da zu sein. Und es sollte uns allen sehr viel wert sein, dieses Gut zu behalten. Ich wundere mich eh, warum Ehrenamtliche ab einer bestimmten Stundenzahl nicht zb Rentenpunkte bekommen. Denn wer statt Erwerbsarbeit Stunden ein Ehrenamt investiert, der sollte am Ende nicht in die Röhre gucken. Immerhin gibt es schon ein paar Ansätze oder zumindest Überlegungen, wie Ehrenamt belohnt werden kann. Zum Beispiel durch eine vergünstigte Fahrkarte für den ÖPNV. Oder durch Ermäßigungen durch Ehrenamtskarten. Ich verstehe das als erste Erkenntnis, dass Ehrenamt nichts ist, was man als gegeben annehmen kann, sondern für das man werben und was man unterstützen muss.
Und wo ist mein Platz?
Dass Ehrenamt etwas wichtiges ist, sehen nicht wenig Menschen. Etwa 31 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich für andere. Die Liste der Möglichkeiten ist lang und unüberschaubar. Oft schrecken Menschen zurück, weil sie sich das alles nicht zutrauen oder nicht wissen, wo anfangen. Dabei beginnt Engagement eben nicht erst ganz an vorderer Stelle und an den großen Schalthebeln, sondern viel früher. Auch viele Engagierte aus meinen Interviews sind wie die Jungfrau zum Kind gekommen, unerwartet und einfach so.
Ich glaube der beste Weg zum Engagement ist, sich über folgende zwei Punkte Gedanken zu machen:
- Was ist mir ein Anliegen? Tiere, Menschenrechte, Umweltschutz, Kinder, Müll? Möchte ich helfen oder etwas anpacken, was nicht richtig läuft?
- Was finde ich in meiner unmittelbaren Umgebung? Hand aufs Herz – wer erst 1 Stunde zum Treffen der Traum-Organisation fahren muss, der fährt vermutlich nicht all zu oft. Mitmachen funktioniert am besten vor Ort.
Wenn ich weiß, was ich in etwa will und mich schlau gemacht habe, was es vor Ort gibt, dann kann ich dort einfach mal vorbei schauen. Unverbindlich. Zum Schnuppern quasi. Das kann der Sportverein, die Schule, die Feuerwehr, der Hospizkreis, die Nachbarschaftshilfe, die Umweltschutzgruppe im Ort, die Bücherei, der Helferkreis für Asylbewerber:innen, eine Partei oder das Jugendbegegnungszentrum sein.
Manchmal klopft man irgendwo an und findet auf diesem Weg Gleichgesinnte oder eine Bestimmung und einen Platz. Aber auch ohne Gruppe kann man sich einbringen. Wer sich traut, der organisiert einen Clean Up (ein Ramadama) oder einen Nachhaltigkeitsstammtisch. Dazu kann man sich ebenfalls Gleichgesinnte suchen, im Freundeskreis oder unter Nachbarn. Überhaupt, unterschätzt die Nachbarschaft nicht. Auch da kann durch zB eine Talente-Tauschbörse viel ehrenamtlich gemacht und Begegnungen geschaffen werden.
Wusstet ihr übrigens, dass es eine Ehrenamptportal gibt, das nach Bundesländern sortiert viele Informationen zu Ehrenämtern bereit hält? Auch auf der App let’s act findet ihr Tätigkeiten bei euch ums Eck. Vor allen in Städten kann eine Internetsuche mit den Schlagwörten „Ehrenamt“ und „Stadtname“ nicht schaden. Es gibt also viele Möglichkeiten sich umzuschauen und sich nach seinen eigenen Interessen vor Ort einzubringen. Der Rest, das sollten die bisherigen Interviews gezeigt haben, kommt oft von alleine. Bekanntlich ist ja der erste Schritt der schwerste.
1 Comment
hallo, ich bin 68 jahre alt und arbeite seit gut eineinhalb jahren ehrenamtlich (40 Euro) in einem inklusiven nachbarschaftszentrum.
nach mehreren einblicken in unterschiedliche ehrenamtliche tätigkeiten bin ich dort hängengeblieben. der ort meiner tätigkeiten ist für mich gut erreichbar
mit bus und bahn. ich erhalte mtl. euro 40 aufwandsentschädigung. davon zahle ich fahrtkosten und immer wieder kleinigkeiten zum basteln etc., da
das geld dort dafür fehlt. anfangs war ich für die bastelgruppe 1 x wöchentlich zuständig, sehr schnell einen zweiten tag zum kuchen backen und ausrichten des nachmittaglichen kaffeeklatsches. während des lockdowns habe ich gemeinsam mit der einzigen dort angestellten leiterin das impfen für mehr nahezu 500 personen mitorganisiert. d.h. termine beim impfzentrum machen, unterlagen vorbereiten, fahrdienste organisieren und letztendlich zwei mal das mobile impfteam vor ort gehabt und alles organisiert. z.b. beköstigung für die impfteams an 6 tagen.
daneben für die optische verschönerung gesorgt. u.a. 2 meterlange fensterfronten, 4 m hoch geputzt und die innenbereiche einschl. toiletten gesäubert.
leider gibt es dort kein reinigungsteam. alles wird von buftis oder ehrenamtlichen erledigt.
von der geschäftsleitung kam niemals eine dankeschön, keinerlei anerkennung, oft nicht mal ein guten tag o.ä. die monatlichen 40 euro musste ich mehrfach anmahnen. mir zugesagtes fahrgeld in höhe von euro 20,00 insgesamt für die zusätzliche anfahrt an den 6 impfterminen wurde erst nach 3 monaten und viel ärger gezahlt.
ich habe mir in den letzten zweieinhalb jahren einiges im bereich „ehrenamt“ angesehen und bin erschüttert.
heute sehe ich eigentlich, dass hier sogenannte vereine aus dem boden sprießen, die schlechte dienstleistung oder geschenkte dienstleistung
von krankenkassen, öffentlichen haushalten etc. in anspruch nehmen und sich auf dem rücken der mitarbeiter finanzieren, die sie dann obendrein
schlecht behandeln.
wozu ich wirklich lust hätte wäre eine organisation zu unterstützen, bei der sich ehrenamtliche mit ihren erfahrungen melden können. wo es ein
bewertungssystem gibt für ehrenamtliche arbeit, die dahinterstehenden organisationen u.ä. was sind meine rechte und pflichten als ehrenamtlicher, wann steht mir eine aufwandsentschädigung zu. kann ich meine hilfe steuerlich absetzen (arbeitsspende), bin ich während meiner tätigkeit versichert, steht mir eine schriftliche vereinbarung zu, etc. es gäbe viel aufzuklären und auch ehrenamtlich tätige brauchen eine lobby.
vielleicht haben sie ideen???
über ihre rechte und pflichten aufzuklären