Annemarie rettet Lebensmittel. Nicht für sich selbst, sondern weil es eine unfassbare Schweinerei ist, Essen zu entsorgen währen gleichzeitig andere nicht genug haben. Über das Retten, Pflanzen, Reisen und viel zu nachhaltigen Themen schreibt sie unter Todayis auf Instagram und ihrem Blog. Wer ihre Stories zu den Mengen abgegebener Lebensmittel sieht, dem wird ganz anders.

Hallo Annemarie. Stell dich doch bitte kurz vor. Wieviel Zeit hast du zur Verfügung? Und ist dir der Hang zum Engagement schon in die Wiege gelegt worden?

Meine Name ist Annemarie und ich bin 32 Jahre jung. Da ich von zuhause aus in meiner Selbstständigkeit arbeite, kann ich mir meine Zeit frei einteilen. Als Teenie dachte ich noch, die Politik und unsere Eltern regeln alles und wissen was sie tun. Damals war von Klimawandel und Umweltkatastrophen aber auch noch nicht die rede. Ich erinnere mich, dass wir früher noch mehr Respekt vor Ressourcen wie z.B. Lebensmitteln hatten.

Wo engagierst du dich und wie bist du überhaupt zu deinem Engagement gekommen?

Die meiste Zeit geht bei mir für das Retten und Fairteilen von Lebensmittel drauf. Dafür fahre ich täglich zu verschiedenen Kooperationsbetrieben (Supermärkte, Cafes & Co.) um dort noch gut genießbare Lebensmittel abzuholen, welche eigentlich in der Tonne landen würden. Durch einen Bericht im TV habe ich vom Containern und Foodsaving erfahren. Da wollte ich mich engagieren und habe auf Facebook nach einer Gruppe in Koblenz geschaut. Gesucht, gefunden und gleich selbst mit Hand angelegt. 

Wie viel Aufwand ist das eigentlich? Braucht man dafür nicht viel Zeit?

Es sind täglich sicher 1-2 Std mindestens. An Tagen wo Abholer fehlen und noch Termine frei sind, kann es auch schon mal mehr werden. Es ist eine Art Hobby geworden, daher ist das für mich vollkommen in Ordnung.

Braucht man für das, was du tust bestimmte Voraussetzungen?

Bestimmte Voraussetzung benötigt man eigentlich nicht. 

Was fehlt ganz besonders, wenn du an dein oder allgemein an Engagement denkst?

Vor allem fehlt mir der Altruismus. Engagieren sollte man sich immer ohne einen eignen Vorteil für sich zu sehen. Einfach mal selbstlos sein und Helfen, weil man es aus tiefsten Herzen möchte. 

Würdest du sagen, das Engagement hat dich verändert? Bist du ernüchtert? Oder fühlst du dich bereichert?

Manchmal frage ich mich natürlich wozu ich das Ganze mache. Und dann sehe ich ein Lächeln in den Gesichtern der Menschen, denen die Lebensmittel zu Gute kommen. Zu helfen bereichert mich ungemein. Es macht mich glücklich und stärkt mein Selbstbewusstsein.

Vervollständige bitte folgenden Satz: Engagement ist wichtig, weil …

… mir meine Mitmenschen und unsere Umwelt nicht egal ist und es eine Bereicherung für uns alle ist. 

Liebe Anni, ich danke dir für dieses Interview. Ich ziehe meinen Hut vor deinem Engagement und ahne, wie frustrierend und gleichzeitig bereichernd diese Arbeit sein kann. Gleichzeitig wünsche ich mir große Veränderungen im Umgang mit LEBENSmitteln und eine Legalisierung des Containerns bei gleichzeitiger Verpflichtung der Geschäfte nichts einfach wegzuwerfen.