[Engagagier dich!] Für mehr Müllbewusstsein sorgen
[Engagagier dich!] Für eine behütete Geburt und sichere Finanzen
Tati folge ich schon länger auf Instagram. Dort schreibt sie über wichtige Dinge unter InCapitalLetters und oft kann ich nur noch „Ja genau so!“ sagen. Außerdem kommt sie aus Hannover, meiner alten Heimat. Hach ja. Wobei, es muss heißen kam. Denn derzeit lebt sie auf dem Land in Sachsen und baut ein Tiny House! Entschuldigung, aber wie genial ist das denn?! (Hat hier noch jemand alle Folgen von Tiny Hous Nation geguckt und ist verliebt?) Auch darüber berichtet sie regelmäßig auf Instagram und was soll ich sagen? Tati, du bist einfach cool.
Hallo Tati. Stell dich doch bitte kurz vor. Wieviel Zeit hast du zur Verfügung? Und ist dir der Hang zum Engagement schon in die Wiege gelegt worden?
Ich bin Tati, 22 und komme ursprünglich aus Hannover, wo ich in den letzten Jahren Geographie studiert habe. Vor gut 6 Monaten bin ich allerdings in ein kleines Dorf in Sachsen gezogen, um zusammen mit meinem Freund ein Tiny House zu bauen. Aktuell sind wir damit auch noch ordentlich beschäftigt. Neben Hausbau und Studium schreibe ich online auf meinem Blog InCapitalLetters über meinen Weg zu mehr Nachhaltigkeit und gebe auch auf Instagram Tipps für ein umweltfreundlicheres und müllarmes Leben.
Wo engagierst du dich und wie bist du überhaupt zu deinem Engagement gekommen?
Zum Thema Umweltschutz und Aktivismus bin ich erst vor gut 3,5 Jahren durch mein Studium gekommen. Ich hatte mich dazu entschieden meinem Plastikmüll den Kampf anzusagen und wollte meine Fortschritte auf einem Blog dokumentieren. Nach einiger Zeit reichte es mir aber nicht mehr nur online darüber zu berichten. Ich wollte in einen direkten Austausch kommen, mich mit Umweltschützern vernetzen und noch mehr Menschen für die Nachhaltigkeit motivieren. So kam ich zur ehrenamtlichen Greenpeace-Gruppe in Hannover.
Meine Mitgliedschaft bei Greenpeace zeigte mir, wie viel man vor Ort doch mit Gleichgesinnten erreichen kann, sodass ich auf die Idee kam parallel noch einen Stammtisch zum Thema müllarmes Leben zu gründen. Dieser traf und trifft sich auch heute noch jeden 1. Donnerstag im Monat im LoLa Loseladen in Hannovers Südstadt. Auch wenn ich durch meinen Umzug selber nicht mehr daran teilnehmen kann, freut es mich doch sehr, dass der Stammtisch weiterhin besteht und so hoch frequentiert ist.
In meiner neuen Wahlheimat in der Region Zwickau bin ich aktuell noch auf der Suche nach weiteren Umweltschützern, weshalb ich einen neuen Nachhaltigkeitsstammtisch im benachbarten Unverpacktladen gegründet habe. Darüber hinaus versuche ich die örtliche Fridays For Future Gruppe noch weiter zu unterstützen. Auch meinen Blog, den ich inzwischen als Teil meines Engagements verstehe, führe ich noch und kann Tag für Tag mehr Menschen erreichen.
Wie viel Aufwand ist das eigentlich? Braucht man dafür nicht viel Zeit?
Was als Hobby begann ist inzwischen schon ein (unbezahlter) Nebenjob, aber ich würde meine Zeit nicht anders verbringen wollen. Der zeitliche Vorteil bei Greenpeace als große Umweltorganisation war, dass es verschiedene Arbeitsgemeinschaften gibt, die sich jeweils nur einmal im Monat treffen. Dazu kommen Gruppentreffen, sodass man alle ein bis zwei Wochen einen festen Termin hat. Zusätzlich kommt die Vorbereitung von Aktionen sowie die Veranstaltungen selber hinzu.
Als Studentin hat man den Luxus, dass man sich abgesehen vom Job und der Prüfungsphase, seine Zeit doch relativ frei einteilen kann. Es finden sich also immer ein paar Stunden für ehrenamtliche Tätigkeiten und in einer größeren Gruppe muss keiner alles alleine organisieren. Deshalb hält sich die Arbeit doch wirklich im Rahmen.
Das Vorbereiten eines Stammtisches benötigt schon mehr Zeit, vor allem wenn dieser einem Workshop ähnelt und man zum Beispiel langlebige Küchenprodukte vorstellen möchte. Andere Tipps wie Bücher oder Filme zum Thema Plastikmüll sind mit mehr Recherchearbeit verbunden, aber je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto weniger Vorbereitungszeit benötigt man. Außerdem verbinde ich den Stammtisch selber immer gleich mit einem Einkauf im Unverpacktladen, sodass sich der Weg dorthin gleich doppelt lohnt.
Braucht man für das, was du tust bestimmte Voraussetzungen?
Als ich anfing mich bei Greenpeace zu engagieren war ich noch nie auf einer Demo gewesen. Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Infostand auf der Straße anmeldet oder wie man Leute am besten anspricht.
Auch den Stammtisch habe ich mehr spontan ins Leben gerufen und einfach zusammen mit einer weiteren Bloggerin aus Hannover Werbung dafür über Instagram gemacht. Das Wichtige beim Engagieren ist es den ersten Schritt zu machen. Alles andere lernt man schon mit der Zeit und es werden sich immer Menschen finden, die einem dabei helfen.
Was fehlt ganz besonders, wenn du an dein oder allgemein an Engagement denkst?
Bei vielen Projekten fehlt es leider (neben dem Geld) vor allem an Mitstreitern. Gerade jetzt auf dem Dorf ist es nicht so einfach die Menschen zu mobilisieren und weitere Umweltschützer zu finden. Ich würde mir an dieser Stelle mehr Unterstützung von der Politik wünschen und von mir selber eindeutig Durchhaltevermögen.
Würdest du sagen, das Engagement hat dich verändert? Bist du ernüchtert? Oder fühlst du dich bereichert?
Mein Engagement hat mich vor allem mutiger gemacht. Müllsammelaktionen haben mir gezeigt, dass man auch als Einzelperson nur mit einer Mülltüte ausgestattet viel erreichen kann und mein erster Protest gegen billiges Supermarktfleisch bestärkte mich darin immer öfter den Mund aufzumachen. Inzwischen haben sich auch meine persönlichen Ziele und Wünsche geändert. Ich möchte auch beruflich das Gefühl haben etwas verändern zu können und so meine Energie für den Umweltaktivismus mit dem wichtigen Thema Geldverdienen verbinden, denn nur vom Ehrenamt kann man leider nicht leben.
Vervollständige bitte folgenden Satz: Engagement ist wichtig, weil …
… ohne Engagement ist es nicht möglich die Welt von morgen zu gestalten.
Liebe Tati, ich habe mich schon ein bisschen gefragt, ob ein Teil der alten Crew noch immer bei Greenpeace Hannover ist und du evtl sogar mit Leuten zusammen gearbeitet hast, mit denen ich vor 20 Jahren auch schon das Vergügen hatte? Wart ihr wohl in den selben Räumen? Ich wünsche dir viel Erfolg für dein Engagement in deiner neuen Heimat und bin weiterhin gespannt, davon (und vom Tiny Hous – fangirl -) zu lesen.