Wanderung zur Hochplatte bei Marquartstein/Chiemgau
Gefrierende Seifenblasen fotografieren
Wir waren unterwegs. Endlich mal wieder. Dank vieler Wochenendtermine und oftmals auch akuter Unlust liegt unser letzter Ausflug schon lange zurück. Um so schöner, dass wir es an Himmelfahrt geschafft haben, spontan doch loszufahren.
Unser Ziel: Die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen. Da sich die Anreise aber lohnen sollte, wollten wir mindestens noch bis zum Eckbauer Gasthof laufen. Ich malte mir sogar aus, dass wir von dort auch wieder ins Tal gehen würden, was sich als etwas zu hoch motiviert herausstellen sollte.
Da der Parkplatz nahe der Partnachklamm direkt an der Skischanze völlig überfüllt war, mussten wir ausweichen. Dies stellte sich als Glücksfall raus, denn nur ein bisschen weiter liegt der Parkplatz des Kainzenbad. Und der ist kostenfrei! Besser noch ist natürlich die Anreise mit Bahn & Bus. Vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen fahren regelmäßig Busse zum Skistadion mit einer Fahrzeit von knapp 15 Minuten. Informationen zu den Abfahrtszeiten findet ihr auf der Webseite bayern-fahrplan
Es lohnt sich dann auf dem Weg zur Klamm durchs Skistadion zu laufen und einen Blick auf die Schanzen zu werfen. Mir wurde ja schon beim hingucken anders. Völlig unverständlich, wie man da freiwillig runterspringen kann. Erstaunlicherweise sagte meine 15jährige Tochter gleich: „Hey, wir waren auf so einer mal oben drauf, mit Papa.“ Das sie sich daran erinnert! Das war 2010 in Lahti, Finnland und sie war 7 Jahre alt. Scheint ihr stark imponiert zu haben.
Der Weg zur Klamm ist logischerweise sehr gut ausgeschildert und für sehr lauffaule gibt es auch einen kostenpflichtigen Pferdekutschentransfer. Da man aber nur gut 20 Minuten läuft und das auch noch durch eine schöne Gegend, sollte man sich dieses Geld sparen. Währen mein Mann und ich schon mal auf Entspannungsmodus schalteten, vertrieben sich die Kinder den Fußmarsch mit imaginärem Pokèmon fangen. Wirklich imaginär, ohne Handy.
Durch die Partnachklamm
An der Klamm ist ein Eintritt zu entrichten, der sich aber in Grenzen hält. 5€ für Erwachsene, für Kinder zwischen 6 und 16 Jahre 2€. Und dann geht’s schon rein in die Klamm. Immer entlang der Partnach, durch Tunnel und oft in gebückter Halten liefen wir durch die kühle Klamm. Auf der Webseite und in diversen Büchern wird immer wieder erwähnt, dass es dort feucht bzw nass ist. Daher hatte ich erst Sorge um meine Kamera. Allerdings tropfte es nur an einigen Stellen und somit war das Fotografieren überhaupt kein Problem. Ob sich das ändert, zum Beispiel während der Schneeschmelze oder nach langen Regentagen, weiß ich nicht, kann es mir aber gut vorstellen.
Es ist schon arg imposant, wie sich das Wasser in den Felsen gefressen hat und durch Lichteinfall, Felsbewuchs und die schmalen Blickfenster gen Himmel kommt man sich schon sehr urzeitlich vor. Man sollte sich aber unbedingt mehr Zeit nehmen. An Himmelfahrt war, wie sollte es anders sein bei strahlendem Wetter, sehr viel los in der Klamm und anfangs habe ich mich mit dem Strom mitziehen lassen. Das wurde mir irgendwann zu hektisch und ich hatte das Gefühl, nur durchgeschleust zu werden. Also machte ich mich ganz dünn und blieb immer mal wieder länger stehen um zu staunen und Bilder zu machen.
Zwischenzeitlich wurde es ganz schön laut in der Klamm. Die Partnach rauscht beeindruckend durch die Felsen und macht dabei gehörig Lärm. Da man aber auf den schmalen Wegen eh nicht nebeneinander flanieren kann, sondern eher hintereinander gehen muss – allein schon wegen des Gegenverkehrs! – macht der Lärm gar nichts aus. Wer will sich schon unterhalten bei dem Spektakel?
Bücken ist übrigens für fast alle (ausser Kinder) immer mal wieder Pflicht. Für meinen Mann und mich gleich um so mehr. Zum Glück aber immer nur kurz und problemlos machbar. Der Weg ist gut gesichert, so dass Kinder ab sechs ganz entspannt allein laufen können. Jüngere/kleiner Kinder sollten schon sicherheitshalber an die Hand oder zumindest direkt beim Erwachsenen laufen. Denn gesichtert sind die Wege nur mit Drahtseilen.
Abkühlung vor dem Aufstieg
Schneller als man denkt ist man dann auch schon durch. Die Klamm endet und es öffnet sich das Flussbett der Partnach. Hier ist es wieder wärmer und nach dem Marsch freuen sich vor allem die Kinder auf eine Pause. Direkt am Ende der Klamm bietet ein flacherer Uferbereich dafür die perfekte Gelegenheit. Also Schuhe aus und nichts wir los.
Für viele endet der Weg hier bereits und sie machen sich auf den Rückweg. Doch wir hatten uns ja einen längeren Weg vorgenommen (es soll sich ja lohnen!) und stiegen zum Eckbauer auf.
Rauf zum Eckbauer
Der Weg ist gut ausgeschildert, geht aber ordentlich berg auf. Gleich zu Beginn nimmt man im Wald einige Höhenmeter mit. Später wird der Weg dann seichter und führt über Wiesen zur nächsten Steigung. Wer spontan schon keine Lust mehr hat, kann auch auf halber Strecke beim luxeriösen Forsthaus Graseck einkehren und von dort mit der Graseckbahn ins Tal fahren.
Wir aber gehen weiter bergauf entlang an blühenden Wiesen und einem wunderschönen Blick auf die Berge. Der Weg schlängelt sich immer höher und uns kommen immer mehr Menschen entgegen. Scheinbar sind sie alle mit der Eckbauerbahn hinauf gefahren und nehmen nun den entgegengesetzten Weg.
Auf dem letzten Drittel wird es nochmal steiler. Wer es gemütlich mag, nimmt die Serpentinen bergauf. Mein Sohn erklimmt lieber die „Abkürzungen“ und steigt so schneller auf. Überall am Weg stehen Bänke, die von unseren Mädels genutzt werden. Grad die Kleine tut sich immer schwerer den Berg zu erklimmen. Noch glaube ich, sie jammert auf hohem Niveau. Weil sie zwar Berge mag, bergauf laufen aber doof findet. Und dass das Teenagermädel auch jammert, macht die Stimmung zeitweilig sehr angespannt.
Dann stellt sich aber heraus, dass unsere Jüngste wirklich komplett am Ende ist. Beim letzten „Nimm mich auf den Arm, Papa“ pennt sie einfach ein. Jetzt beginnt der schweißtreibende Teil für meinen Mann. Der nimmt es aber mit Gelassenheit und trägt sie tapfer bis kurz vor Schluss. Ich hätte nich gedacht, dass diese Tour so ermüdend wird für unsere Sechsjährige. Aber vermutlich ist es doch ein bisschen zu viel und im Nachhinein stellte sich aus raus, dass sie wohl einen Infekt ausbrütete. Davon war allerdings nichts zu merken. Arme Kleine. Ein Glück, dass sie noch getragen werden kann.
Als dann der Eckbauer in Sicht kam, kamen ihre Lebensgeister zurück und die Aussicht auf Essen halfen auch. Leider mussten wir feststellen, dass an diesem Tag so viele Menschen dort eingekehrt waren, dass wir a) lange anstehen mussten und b) kaum noch essbares erwerben konnten. Also begnügten wir uns mit ein paar Getränken und Leberkäse für die beiden Jungs/Männer der Familie.
Mit dem Lift ins Tal
Nachdem nun alle erschöpft waren und vor allem unsere Jüngste wirklich am Ende ihrer Kräfte und ihres Willens war, beschlossen wir, nicht zu Fuß talwärts zu gehen, sondern die Eckbauerbahn zu nehmen. Das fand ich sehr schade, denn die eine Stunde abwärts hätt ich schon gehen wollen können. Aber als Familie muss man eben aufeinander achten und so wie alle mehr oder weniger tapfer mit mir den Berg rauf gelaufen sind, so musste ich nun also tapfer den Berg per Bahn abwärts fahren.
Die Bahn stellte sich als sehr urig heraus und so fuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer offenen Kabinenbahn. Dach ja, geschlossene Seitenwände nein. Und ich muss sagen: Das gefällt mir. So kann man den Geräuschen der Nautr lauschen und Fotos machen geht auch wesentlich besser ohne beschmierte, zerkratzte Fenster. Nur das Geräusch beim überfahren der Pfeiler trübte den Spaß für die Jüngste ein wenig.
Während die Gondel vor sich hin fuhr, gan gemächlich talwärts, konnten wir noch einmal bestaunen, wie weit wir hinaufgelaufen sind. Und die schöne Aussicht genießen. So eine Abwärtsfahrt bringt einen dann schon gut runter, innerlich. Nicht mehr laufen, nicht mehr schwitzen. Nur sitzen und schauen. Und wenn dann die Skischanze in den Blick kommt, weiß man auch gleich, dass man im Tal angekommen ist.
Fazit zur Wanderung
Ich kann jedem diese Tour nur empfehlen. Kraxe o.ä. für kleiner Kinder ist zumindest auf dem Weg zum Eckbauer empfehlenswert. Wie gut sie in der Klamm funktioniert aufgrund der Höhe, weiß ich allerdings nicht. Etwas geübtere Kinder (oder welche ohne Infekt) schaffen den Weg hoch gut. Und manchmal muss man über das Jammern hinweghören. Denn obwohl alle geschwitzt und zumindest zwei der drei Kinder sehr viel gejammert haben, verbuchten sie alle den Tag als wunderschön. (Eine weitere Wanderung in naher Zukunft wollten sie aber nicht *lach*)
Infos über die Klamm findet ihr hier