Familienwanderung durch die Partnachklamm zum Eckbauer
Reisefreiheit dank Reisepass
Im letzten Winter wurde es furchtbar kalt und ich erinnerte mich daran, dass ich eigentlich schon im Jahr davor das mit den gefrorenen Seifenblasen ausprobieren wollte. Das kennt ihr bestimmt. Die Kunst ist, die Seifenblase im Gefriervorgang und vorm Platzen abzulichten. Gar nicht leicht. Hier zahlt sich Geduld definitiv aus.
Das ist jetzt auch wieder so ein Hype irgendwie, aber ich finde es so faszinierend und es stellt einen fotografisch echt vor Herausforderungen. Und deshalb habe ich das mal getestet. Es sei euch verraten: Für schnellen Erfolg ist das nix. Ich pustete mir tausend Mal erfolglos den Wolf. Irgendwann aber schaffte ich eine Seifenblase, die sage und schreibe 10 Minuten stabil blieb und dann kam auch noch die Sonne raus. So viel Glück muss man erstmal haben. Kalte Finger, diverse Flüche und zwei Tage habe ich für diese Bilder gebraucht. Seifenblasen bei Minustemperaturen fotografieren braucht ein bisschen Know How, dann klappt es aber bestimmt.
Seifenblasen herstellen
Über die Frage, was die ideale Seifenblasenmischung ist, streiten sich ein wenig die Geister und man findet viele, viele Rezepte im Internet. Tatsächlich besteht meine Mischung aus selbstgemachtem Spühlmittel (Natron, Alepposeife, Wasser), Wasser und Zucker. Natron und Zucker sollen die Seifenblasen stabiler machen. Viele machen es auch ohne Hilfsmittel und mit normalem Seifenblasenwasser. Davon hatte ich aber keines im Haus.
Viel wichtiger ist aber das passende Zubehör. Aufgrund der Auflagefläche bietet sich ein Seifenblasenring nicht an. Die Blase löst sich nicht vom Ring und platzt schnell. Erfolg bringt hier ein Strohhalm. Da wir schon letztes Jahr auf Glasstrohhalme umgestiegen sind, war ich gespannt, ob das klappt. Und siehe da, kein Problem. Stohhalm ins Seifenwasser tunken, rausholen, vorsichtig Blase blasen und dann Luft anhalten und die Blase laaaaaangsam und behutsam absetzen. Möglichst auf einen kalten Untergrund, damit der Gefrierprozess schnell beginnt.
Wind & Licht beachten
Fotos von Seifenblasen funktionieren nur bei Windstille. Sobald der seichteste Windhauch geht – keine Chance. Die Seifenblasen sind extrem empfindlich und wenn sie nicht direkt wegfliegen, dann platzen sie sehr schnell. Also braucht man einen Tag ohne Wind oder einen windstillen Ort.
Sonne bzw Licht im Allgemeinen ist ebenfalls wichtig. Am schönsten fotografiert sich die Seifenblase im schrägen Gegenlicht oder direkt im Gegenlicht. Dann sieht man auch die Zeichnungen der Eiskristalle am besten. Wenn keine Sonne vorhanden ist, kann man sich auch mit künstlichem Licht behelfen, habe ich gelesen. Das würde ich auch mal ausprobieren wollen.
Die richtige Kameraeinstellung
Das ist der schwierigste Teil. Manuell oder Automatik? Stativ oder Freihand? Welche Einstellungen? Welche Brennweite?
Die Frage AF oder MF kann ich in sofern beantworten, dass der AF gern daneben liegt und durch die Seifenblase hindurch fokussiert. Seifenblase unscharf, detailgenauer Hintergrund. So wollen wir das nicht. Das Problem mit dem MF ist aber, dass – sofern man wie ich nicht geübt ist – man oft nicht schnell genug scharf stellen kann. Seltenst bleiben Seifenblasen sehr lange stabil. Wenn das klappt, alles prima. Dann kann man in Ruhe Einstellungen testen und drehen und machen.
Meistens ist es aber nicht der Fall und man muss schnell sein. Daher bietet sich tatsächlich die Nutzung eines Stativs an. Den Punkt, an dem man die Seifenblase absetzen möchte scharfstellen und dann nur noch auslösen. Vielleicht am besten mit ein, zwei, zehn Blasen üben bis man die Schärfe wirklich erreicht hat. Sehr hilfreich ist hier der Live View. Und Geduld. Ohne Schmarrn. Geduld ist der Garant für Erfolg. Vor allem in diesem Fall.
Die Grundeinstellungen der Kamera sollten halbwegs den Bedingungen angepasst sein. ISO runter, schnelle Belichtungszeit, relativ kleine Blendzahl/mittelgroße Öffnung – ich hatte sie immer auf f/6.3. Das ist natürlich nicht richtig offen, ist aber dem Lichteinstrahl geschuldet. Es reichte, um den Hintergrund unscharf zu stellen und trotzdem nicht überzubelichten. Es ist nämlich ziemlich hell im Schnee.
Ob es jetzt unbedingt ein Makroobjektiv braucht, sei dahingestellt. Ich habe im ersten Durchgang mein Nikon Kit Objektiv verwendet. Allerdings ist das schon hinüber und unter 31mm geht es nicht mehr. Mit Hilfe des Makro 90mm erhielt ich eine weichere Zeichnung. Viel wichtiger ist tatsächlich das unscharf stellen des Hintergrundes. So ein filigranes Teil wie die Seifenblase braucht einen verschwimmenden, bestenfalls kontrastfarbenen Hintergrund. Weiß auf weiß sieht man einfach sehr schlecht und zu viel Informationen im Hintergrund untergraben die Wirkung des eigentlichen Wunders.
Die Wahl des richtigen Ortes
Bleibt noch die Frage, wo man fotografiert. Das Ganze braucht ja zum Glück keinen besonderen Platz. Etwas Schnee oder einen anderen kalten Untergrund und fertig. Ich fand es hilfreich, von unten nach oben zu fotografieren. Daher empfehle ich eine erhöhte Ablageposition für die Seifenblasen. Denn mit meinem Stativ kam ich an gewisse Grenzen in Bodennähe, aber vor allem mag ich auch nicht ewig im Schnee liegen bei den Temperaturen.
Lichtet man das Schauspiel nach schräg oben ab und bekommt Licht von der Seite, spiegelt dieses herrlich in der Blase und man bekommt tolle Reflektionen zu sehen. Nach unten fotografieren ist aufgrund der mangelnden Kontraste nicht empfehlenswert.
Ein tolles Ergebnis bekommt man mit Seifenblasen auf Pflanzen. Dafür braucht man aber eine extra Portion Geduld, denn jeder Minipiekser am Untergrund bringt die Blase zum Platzen.
Wo genau habe ich Fotografiert? Zum einen in unserem Minigarten. Da scheint die Sonne drauf am frühen Mittag und mit viel Verrenkung kann man schräg nach oben fotografieren. Auf den meisten Bildern hier liegt die Seifenblase auf Schnee auf einem Pflanzkasten.
in anderer Ort: Das Dachfenster. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man friert weniger. Gemütlich Stativ aufbauen, Fenster auf, Seifenblase machen und auslösen. Das Bild mit dem Makroobjektiv habe ich so gemacht. Leider war es dann zu windig und möglicherweise ist auch der Luftaustausch von warmer Innenluft und kalter Außenluft problemtatisch. Für ein paar Versuche ist es aber ein schöner Ort.
Entsprechend der Hürden ist der Bilderausschuss natürlich sehr hoch. Ich hab an den zwei Tagen ca 100 Fotos verschossen und die hier gezeigten sind am Ende das Ergebnis. Im Übrigen habe ich sie natürlich noch durchs Bildbearbeitungsprogramm gejagt, denn für das ganze Feintuning vor Ort hatte ich wenig Nerven (KALT!). Es reicht also, eine gewisse Balance beim Foto zu erzeugen und die Kontraste und Lichter später noch nach zu justieren – oder richtig in die Vollen zu greifen und ein tolles Licht- und Farbspiel mit dem Bild zu erstellen.
Na, habt ihr ja nun auch Lust bekommen, gefrorene Seifenblasen zu fotografieren? Vielleicht helfen euch ja meine Tipps. Viel Spaß und zieht euch warm an!