Kommunalpolitik. Einer Partei beitreten?
Nachrichten: Der Golfstrom wird langsamer
Der eigenen Ohnmacht mit Engagement in Politik und Organisationen vor Ort aktiv begegnen. Momentan häufen sich die schlechten Nachrichten. Da lesen wir vom Amazonas, der erstmals mehr CO2 ausstößt, als er absorbiert. Von Hitzewellen in den USA und Canada. Wir erinnern uns an die verherenden Brände in Australien 2019/2020 und die Fluten in Bangladesch. Wir hören vom Tornado in Tschechien und vom Waldsterben hier. Aktuell sind die Nachrichten voll von Berichten aus den Katastrophengebieten in RLP und NRW. Zu viel Wasser in zu kurzer Zeit. Zerstörung von Häusern, Verlust von Hab und Gut und vor allem: Verlust von Menschenleben. Es ist schier zum verrückt werden.
Ich glaube, wir alle fühlen diese Ohnmacht des „was kann ich da tun?“, wenn wir mit solchen Nachrichten konfrontiert werden. Es lähmt uns. Es ist, als würden wir einen Katastrophenfilm anschauen, wo alles schlimmer und schlimmer wird, keiner auf die Wissenschaftler:innen hören will und die Politik sich im Klein Klein verliert und lieber davon redet, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise Arbeitsplätze kosten wird statt sich mit den Fakten auseinander zu setzen und die Hebel jetzt umzulegen. Jenni von mehralsgruenzeug schrieb heute: „Der Wandel passiert entweder by design oder by desaster.“ Und ich finde, passender kann man es nicht ausdrücken.
Was. Kann. Ich. Schon. Tun. Nicht viel und doch eine ganze Menge.
Also sind wir gelähmt. Fühlen uns hilf- und machtlos. Was tun? Kopf in den Sand? Nein. Das wichtigste ist erstmal, anzuerkennen wo die eigenen Grenzen des Machbaren liegen. Ich alleine kann durch individuelle Entscheidungen die Welt nicht retten. Ich kann meinen Beitrag leisten, ganz klar. Aber die Geschichte von der Veränderungskraft durch individuelle Entscheidungen ist einfach eine gute PR Maßnahme derer, die eigentlich etwas ändern müssten. Ich kann also auf der großen Ebene nur sehr beschränkt etwas tun. Wählen gehen ist zum Beispiel so etwas, was wirklich Einfluss hat auf einer größeren Ebene. Wir können dafür sorgen, dass entscheidene Positionen in der Bundes- und Landespolitik besetzt werden mit Menschen, die der Tatsache eines auf uns zurasenden chaotischen Wandels ins Auge blicken und Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Aber ansonsten bleibt die Ohnmacht.
Wir selbst sind keine Player auf der großen Bühne. Wo wir aber wirkliche Player werden können ist direkt vor Ort.
Doch die Ohnmacht muss nicht blieben, kann sich in Handeln umwandeln. Direkt vor Ort können wir nämlich sehr wohl etwas bewirken. Denn auf kommunaler Ebene werden so viele Entscheidungen getroffen, die auch die Klimakrise betreffen. Wie wird unser Ort, unsere Stadt weiter gebaut? Verdichten wir die Böden oder sorgen wir für Frischluftschneisen und Wasser? Wie schützen wir die Bäume in unserer Kommune? Werden wir Teil einer Genossenschaft für Windkraft und/oder Photovoltaik? Geben wir alternativer Mobilität Raum? Wollen wir auf unsere gemeindlichen Dächer PV Anlagen bauen? Wie kaufen wir als Gemeinde ein und wo liegen unserer Möglichkeiten? Hören wir Expert:innen zu? Auf wen wollen und müssen wir achten und was ist unsere Zukunft hier direkt vor Ort?
Häuser- und Straßenbau, regenerative Energien, Schutz der Natur, Bau von Infrastruktur … All das sind Themen der Kommunalpolitik. Und je mehr Menschen dort sitzen, denen klar ist, dass „weiter so“ einfach nicht geht, dass wir eine Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder haben, dass Wandel eh kommt aber wir jetzt noch die Chance haben, ihn zu lenken, desto mehr wird sich direkt bei uns vor Ort verändern. Es braucht drigenden Menschen, die sich einbringen und diese Themen voran bringen.
Politisches Engagement ist aber nicht nur Kommunalpolitik.
Möglich, dass grad keine Wahl für kommunale Ämter ansteht. Möglich, dass es Zeit braucht um dort hin zu kommen wo man auch gewählt wird. Aber politisches Engagement hängt nicht ausschließlich an einem Sitz in einem Rat. Auch der Beitritt in eine Partei gibt dieser Gelder und Durchsetzungskraft in ihren Punkten. Darüber hinaus ist es wichtig und sehr sinnvoll, sich in Organisationen einzubringen. Sei es im BUND Naturschutz, im VCD, im ADFC, WWF, Greenpeace, im Nabu oder lokalen Initiativen, die sich das Thema Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben haben. Aber auch in der Feuerwehr oder der Gewerkschaft, im Elternbeirat und bei der Tafel. Wir können überall die Themen ansprechen, Zusammenhänge herstellen und daraus Bildungsangebote machen. Denn jedes Engagement ist verbunden mit der Arbeit zum Klimaschutz. Der Klimawandel wird schließlich alle treffen und einen flächendeckenden Einfluss auf unser Leben haben. Er ist nicht nicht nur ein ökologisches Thema, sondern auch ein soziales. Er wird uns unweigerlich in Gänze treffen.
Gegen die Ohnmacht handeln.
Dem MÜSSEN wir etwas entgegensetzen. Für andere und für uns. Denn der Nebeneffekt dieses Handelns ist der Verlust des Ohnmachtsgefühls. Ohne Witz. Es hilft, aktiv zu werden. Ins Handeln zu kommen, die Machtlosigkeit zu beenden. Natürlich sind das alles kleine Schritte. Keiner allein kann etwas global verändern. Wir müssen uns alle als Teil einer großen Bewegung verstehen. Aber viele Menschen an vielen Orten und Stellschrauben können gemeinsam einen anderen Umgang als den des „Kopf in den Sand, wird schon nicht so schlimm werden!“ fordern und vorleben.
Ich kann daher nur jede und jeden ermutigen: Wenn ihr Kapazitäten habt bzw. euch nehmen könnt, dann nutzt sie. Engagiert euch direkt vor Ort. Das muss keine tragende Aufgabe sein, kein Rampensau-Amt. Aber arbeitet gegen die Ohnmacht an, setzt euch für eure Überzeugungen ein und wartet/hofft nicht darauf, dass es andere tun.