Mit dem Rad von München nach Flensburg (1). Planung und Vorbereitung
Mit dem Rad von München nach Flensburg (3). Entlang der Weser bis zur Nordsee
Wer von Bayern, konkreter München, nach Norden will, der hat ein paar Optionen. Direktemente ohne Rücksicht auf Radwege – das heißt viele Steigungen, im schlimmsten Fall fürchterliche Strecken und dafür quasi Fluglinie mit weniger Kilometern. Schöner fährt man westlich auf dem D9 gen Nordsee oder gen Ostsee auf dem D11. Für mich sollte es Richtung Nordsee gehen, also orientierte ich mich am D9. Das erste großes Ziel meiner Radreise war die Weser und damit Hann. Münden.
Um dort hin zu gelangen muss man Bayern durchqueren, zwischen Thüringen und Hessen hin und her radeln und nach Niederasachen wechseln um am Schluss am Weserstein zu stehen. Doch bis ich überhaupt in die Nähe der Weser kam hieß es ziemlich lang durch Bayern radeln. Denn Bayern ist groß und München sehr weit südlich.
Sieben Tage durch Bayern
Ich habe sieben Tage gebraucht um an die bayrisch-thüringische Grenze zu kommen. Was vor allem daran lag, dass ich mich an Flüssen und Tälern orientiert habe um die schlimmsten Steigungen zu vermeiden. Zunächst musste ich erstmal auf den D9 kommen, der München nicht streift. Dafür bin ich nach Augsburg geradelt, erst über „Zubringer“ Radwege und dann auf dem München – Augsburg – Radweg direkt in die Stadt. Von dort ging es meist auf dem D9 und an der Romantischen Straße entlang weiter über die schönen Städte Donauwörth, Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber bis kurz vor Würzburg.
Zwischendrin habe ich den Radfernweg D9 auch mal verlassen um der xten Schleife zu entgehen, Richtung Rothenburg habe ich kurzfristig umgeplant und bin nur noch nach der Kombination „wenig Kilometer + wenig Steigungen“ auf irgendwelchen lokalen Radwegen gefahren. Der Preis dafür war eine richtig langweilige Strecke ohne Infrastruktur. Da es an dem Tag aber warm mit starken Böen war, halte ich es bis heute für die richtige Entscheidung. Und ich wurde tags drauf bereits mit einem Teilabschnitt vom Liebliches Taubertal Radweg hinter Rothenburg belohnt. Vor allem, weil ich wegen der angekündigten Hitze sehr früh gestartet bin. Dieser Radweg hat zwar auch einige Steigungen parat, ist aber vom Fahrgefühl und der Aussicht einfach top.
Der D9 wird bei Würzburg kurzfristig zum EuroVelo 4 und führt durch die Stadt in nord-westliche Richtung weiter. Weil ich aber einfach keine Lust auf Würzburg (oder konkreter: auf eine größere Stadt allgmein) hatte und meine gewünschte tägliche Kilometerzahl mit erreichbaren, infrastrukturstarken Orten nicht ganz kompatibel war, habe ich auch hier spontan umgeplant und bin auf dem Gaubahn-Radweg/EuroVelo 4 nord-östlich bis nach Schweinfurt gefahren, immer schön am Main entlang. Wobei, vom Main habe ich sehr wenig gesehen.
Von Schweinfurt ging es auf dem Main-Werra-Radweg, eine Verbindungsstrecke , die sehr wenig befahren und tatsächlich echt schön ist, Richtung Werratal-Radweg. Überhaupt war auf der ganzen Strecke bis Hann. Münden recht wenig los. Komplett allein stand ich daher an Tag 7 an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zwischen Bayern und Thüringen. Nicht mal ein Hinweisschild war zu sehen. Dafür war die Einsamkeit und Weite extem toll. Und nach einer letzten Steigung gab es auf thüringischer Seite nicht nur eine tolle Abfahrt sondern auch ein herrliches Café mit Weitblick.
Ade Bayern, hallo Thüringen und Hessen!
Das Alleinsein sollte mich auch ab Meiningen auf dem Werratal-Radweg begleiten, den ich dann bis Hann. Münden genommen habe. Dafür, dass er mit „einer der zehn schönsten Radwege Deutschlands“ beworben wird, musste ich vor allem bis Bad Salzungen öfter kräftig fluchen. Steile Abfahrten auf schlechten Straßen, Landstraßen mit Tempo 70 und LKW-Verkehr ohne Radstreifen/Radweg (aber mit „Achtung Radfahrer“) … was daran toll sein soll, wollte mir nicht in den Kopf. Ab Tag zwei wurde der Radweg merklich schöner und der ständige Wechsel zwischen Thüringen und Hessen, getrennt durch die Werra, war auch was deutsche Geschichte angeht sehr lehrreich. Aber lasst euch vom Wort „Tal“ in Werratal-Radweg nicht beirren, es hat hier einige Steigungen.
Nach zehn Tagen, 3810 Höhenmetern und 746 km hatte ich das Ende des Werratal-Radweges und damit mein erstes Radreiseziel Hann. Münden in Niedersachsen erreicht. Beseelt stand ich am Weserstein, erinnerte mich an das Gedicht, dass wir in der Schule lernen mussten. Ich war extrem stolz auf den zurückgelegten Abschnitt und sah mit Freude auf die kommenden Kilometer, die mich nun an der Weser entlang immer weiter nach Norden führen würden.
Radwege
- Via Julia
- München-Augsburg-Radweg
- Radfernweg D9
- Romantische Straße
- Liebliches Taubertal Radweg
- Mainradweg
- Main-Werra-Radweg
- Werratal-Radweg
Radreise – Etappen
- Augsburg (96 km)
- Donauwörth (79 km)
- Dinkelsbühl (71,8 km)
- Rothenburg ob der Tauber (49 km)
- Volkach an der Mainschleife (97,8 km)
- Bad Neustadt an der Saale (72,1 km)
- Bad Liebenstein (86,4 km)
- Wilhelmsglücksbrunn/Creuzburg (85,9 km)
- Eschwege (46,5)
- Hann. Münden (62,4 km)
Weitere Teile meiner Radreise
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 1: Planung und Vorbereitung
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 3: Entlang der Weser bis zur Nordsee
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 4: Quer durch Schleswig-Holstein
Im dritten Teil der Radreise geht es entlang des Weser-Radwegs. Durchs traumschöne Weser-Bergland und über die „Moin“-Grenze immer Richtung Norden. Das Ziel: Die Nordsee.