Mit dem Rad von München nach Flensburg (2). Rauf und runter bis zur Weser
Mit dem Rad von München nach Flensburg (4). Quer durch Schleswig-Holstein
Da stand ich nun, am Weserstein. Stolz, glücklich und gespannt, was als nächstes kommen sollte. Es fühlte sich tatsächlich so an, als seien alle Radwege bisher nur ein Zubringer zu eigentlichen Weg, dem Weser-Radweg gewesen. Von nun an sollte es nur noch Richtung Meer gehen, kein mäandern mehr, keine Steigungen (haha), kein Radwegwechsel.
Um mir meine Naivität gleich zu nehmen, gings schon bei Hann. Münden steil hinauf, und bleib auch eine Weile steigig. Aber im Großen und Ganzen stimmt es schon, es geht kontinuierlich Berg ab und es wird flacher. Und auch der mir verkündete Nordwind ließ sich nicht blicken. Nur das Wetter wurde stetig schlechter und sollte es auch eher bleiben.
Auf dem Weser-Radweg
Von Hann. Münden führt der Weser-Radweg entlang von vielen schönen Städten (Holzminden, Höxter, Hameln, Bremen, Bremerhaven) bis nach Cuxhaven, auch wenn die Weser in Bremerhaven längst ins Meer geflossen ist. Man durchquert auf dem Weg zum Meer Niedersachsen und Nordrhrein-Westfalen sowie die Hansestadt Bremen. Anfangs gibt es eine verrückt gute Infrastruktur. Ich habe mehrere Reperaturstationen mit Überdachung gesehen, auch mitten im Nirgendwo. Auch in den Städten waren – anders als z.B. beim Werratal-Radweg – öfter Fahrradboxen und/oder Reperaturstationen vorhanden. Und für E-Biker standen eine Menge Aufladestationen bereit.
Je weiter ich allerdings nach Norden kam, desto dünner wurde diese Infrastruktur. Das liegt natürlich auch daran, dass die Ortsdichte und -größe kleiner wird. Aber auch sonst fand ich den Weser-Radweg im Norden nicht ganz so schön. Bis Hameln war ich jedoch schwerst beglückt. Das Weser-Bergland ist eh wunderschön. Ich bin in direkter Nachbarschaft groß geworden und habe etliche Orte schon besucht. Es war fast wie ein nach Hause kommen.
Neben sanften Hügeln (Bergen) und der gemächlich fließenden Weser sind es vor allem die Orte, welche die Gegend so schön machen. Holzminden kann man (er)riechen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. In Höxter findet dieses Jahr die Landesgartenschau statt, das Kloster Corvey läd überdies zu einem Besuch ein. In Hameln war es zwar richtig voll, aber die Stadt ist mit ihren Fachwerkhäusern total pittoresk. Überhaupt begegnen einem überall Märchen: Neben dem Rattenfänger in Hameln und den Bremer Stadtmusikanten in Bremen führt der Radweg auch durch die Münchhausenstadt Bodenwerder.
Der Norden ruft
Spätestens wenn man Nienburg oder Verden (Aller) erreicht, kann man den Norden sehen und hören. „Hallo“ wird von „Moin“ abgelöst, auf der Weser fahren große Schiffe, am Weg stehen Windmühlen und die Zahl der Windräder steigt exorbitant an. Und so erreicht man plötzlich Bremen und fährt ewig und drei Tage durch die Stadt, die sich länglich an die Weser schmiegt. Hier habe ich einen Tag pausiert, den ersten Tag auf meiner Reise. Nach 14 Tagen täglich fahren war es bitter nötig. Den Pausentag habe ich hauptsächlich mit einer ortsansässigen Freundin essend und ratschend verbracht. Das war wie Urlaub vom Urlaub.
Dann ging es aber schon wieder weiter, die Nordsee in greifbarer Nähe. Ich hatte ja schon einige Fähr-Überfahrten auf Main und Werra entlang des Weges gemacht. Aber die Überfahrt von Nordenham nach Bremerhaven war noch mal toller. Mit der Skyline Bremerhavens im Blick und glücklicherweise einer Regenpause konnte ich die letzten Meter per Schiff zurück legen und einfach nur genießen. Bremerhaven kannte ich schon ein wenig von einem Besuch im Auswandererhaus und so zog es mich bei Dauerregen und Wind dieses Mal ins Klimahaus. An dieser Stelle eine klare Empfehlung für beides.
Und da ist es, das Meer
Das Ende des Weser-Radweges ist Cuxhaven. Warum? Ich weiß es nicht, denn die Weser mündet ja bereits in Bremerhaven in die Nordsee. Gleichzeitig ist der Radweg ab Bremerhaven auch schon Teil der Nordseeküsten-Route/Euro Velo 12, welcher entlang der Küsten Englands, Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Deutschlands, Dänemarks, Schwedens und Norwegens führt. (Na, wer hätte Lust? Ihr könnt ja mal hier schauen.)
Mit Cuxhaven hatte ich also final das Ende des Weserradweges erreicht und nach 524,7 km und einer weiteren Woche auf dem Fahrrad auch ernsthaft die Nordsee. Zumindest fühlte sich Cuxhaven viel, viel mehr nach Nordsee an als Bremerhaven. Und irgendwie hatte ich in Cuxhaven auf dem Deich so das Gefühl, dass es jetzt doch eigentlich gut sei. Das Meer gesehen, die Radreise an die Nordsee geschafft – Zeit heim zu fahren. Aber der Plan war ja ein anderer und das Rückfahrtticket ab Flensburg auch schon längst gekauft, Umtausch wegen ausgebuchter Fahrradstellplätze nicht möglich. Ein Woche wollte noch verbracht und geradelt werden, schließlich stand Heithabu immer noch auf meiner to see Liste.
Radwege
- Weser-Radweg
- Nordseeküsten-Route
Radreise – Etappen
- Holzminden (87 km)
- Bad Oeynhausen (118 km)
- Haßbergen (94,2 km)
- Bremen (85,4 km)
- Bremerhaven (89,2 km)
- Cuxhaven (50,9 km)
Weitere Teile meiner Radreise
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 1: Planung und Vorbereitung
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 2: Rauf und runter bis zur Weser
Mit dem Rad von München nach Flensburg. Teil 4: Quer durch Schleswig-Holstein
Im vierten Teil meiner Radreise geht es also weiter gen Norden und dann nach Osten. Schleswig-Holstein is calling. Der Nordwind stattet mit einen Besuch ab und am Ende ist es doch alles ganz schön.