Wie nachhaltig Handeln uns überfordert
Same shit like 1999. Ich trage Mitschuld an der Welt wie sie ist
Nachdem ich letzten Monat die Zahnbürste genauer unter die Lupe genommen habe, gucke ich mir heute Alternativen zu Zahnpasta und Zahnseide an. Denn so wichtig gute Mundhygiene auch ist, sie machen auch viel Müll durch ihre Verpackung.
Zahnpasta
Die Drogerien und Supermärkte sind übervoll mit verschiedensten Zahnpasten. No Name oder Markenprodukt – Tube neben Tube versprechen sie strahlend weiße Zähne. Da man Zahnpasta generell auch mal verschlucken könnte, sollte doch alles paletti sein mit der Pasta. So ist es prinzipiell auch. Mikroplastik ist seit Jahren kein Thema mehr in deutschen Zahnpasten. Und natürlich werden alle Mittel geprüft. Dennoch kann man je nach verwendetet Zutaten die Inhaltsstoffe kritisch sehen. Parabene können Allergien auslösen, Natriumlaurylsulfat (Schaumbilder) ist aggressiv und kann Schleimhäute reizen und Triclosan wird gegen Bakterien eingesetzt und steht in Verdacht, diese antibiotikaresistent machen zu können. Hinzu kommt, dass Zahnpasta grundsätzlich nur in Kunststoffverpackung erhältlich ist. Wer also Müll vermeiden und Einfluss haben will, was sie in den Mund nimmt, sucht sich gerne Alternativen zur herkömmlichen Zahnpaste.
Zahntablette
Eine einfache Zahnpasta hat in der Regel folgende Bestandteile: Einen Putzkörper, einen Schaumbilder, in der Regel Flourid (da streiten sich ja die Geister), Aroma für guten Atem/Geschmack, Farbstoff, Feuchhaltemittel, Konservierungsstoffe und ein Bindemittel.
Bei einer Zahnputztablette sind letztendlich fast die gleichen Grundinhaltsstoffe – Putzkörper, Flourid, natüriches Aroma, Bindemittel für die Tablette – enthalten, es wird aber auf Konservierungsstoffe und zusätzliche unnötige Inhaltstoffe verzichtet und alternative Zutaten verwendet. Zahntabletten bekommt man im Unverpacktladen oder in Bioläden und in einigen Drogerien. Durch sie kann man die Verpackung von Zahnpasta verringern.
DIY Zahnpflege als Alternative?
Wer noch mehr Konrolle über die Inhaltsstoffe seiner Zahnreinigung haben möchte, der überlegt sich oft, seine Zahnpasta oder -salz selbst herzustellen. Hierfür finden sich etliche Rezepte im Netz. Nun ist es mit dem Selbermachen so eine Sache. Im Gegensatz zu Shampoo ist experiementieren am Zahn nicht so einfach. Denn ist der Zahn erstmal kaputt, ist es zu spät. Und wer nicht auf die korrekte Dosierung achtet, kann schnell Fehler machen. Besonders das falsche Dosieren von Putzkörpern kann schnell zu Zahnschmelzabrieb führen. Das DGPZM sieht neben der Gefahr des Abriebs auch den fehlenden Einsatz von Flourid bei DIY Mischungen kritisch.
Ich selbst bin kein Fan vom selbermachen bei so kritischen Dingen und benutze daher eine Mischung aus veganer Naturkosmetik-Zahnpasta und unverpackten Zahnputztabletten mit Flourid. Somit spare ich zumindest 50% Verpackung und vermeide kritische Inhaltsstoffe.
Zahnseide
Zahnseide aus der Drogerie besteht aus gewachstem oder ungewachstem Polyethylen oder Nylon, ist also eine Kunststoffschnur. Verpackt ist es in einer Kunststoffpackung, die das Abrollen und Abtrennen vereinfacht. Also sehr viel Kunststoff für die Zahnpflege. Auch Flossetten (also die Stäbchen mit einem Stück Zahnseide) bestehen aus Kunststoff. Deswegen auf Zahnseide verzichten sollte man aber nicht, denn wenn Essensreste zwischen den Zähnen verbleiben, dann kann das zu Karies führen.
Also braucht es eine Alternative für den ganzen Plastikmüll. Für NichtveganerInnen kann Zahnseide aus echter Seide eine Alternative sein. Bei Anbietern wie Vömel bekommt man die Zahnseide in einem Glasröhrchen mit der Option auf Nachfüllrollen. Meistens findet man sie in Bio- und Unverpacktläden. Oder eben online.
Für VeganerInnen gibt es inzwischen zum Glück auch eine Alternative zu Nylonzahnseide. Die Firma Bambusliebe produziert und verkauft Zahnseide aus Maisseide die ebenfalls mit Nachfüllpackungen zu bekommen ist.
Aus meiner Sicht gibt für das Thema Zahn- und Mundpflege keine perfekte Lösung, sondern lediglich viele Möglichkeiten etwas besser zu machen. Für mich ist das ok um gleichzeitig umweltfreundlicher zu leben und dennoch die Zahnpflege nicht zu vernachlässigen. Nicht alles kann 100% perfekt verändert werden. Sicherlich werden sich aber im Laufe der Zeit mehr und mehr Möglichkeiten und Alternativen auftun.
1 Comment
Was ich ganz abgesehen vom Umweltaspekt total wichtig finde, ist die Frage: Wie wirken die genannten Mittel? Ich putze seit 3 oder 4 Jahren mit Zahnputztabletten (bin weder verwandt noch verschwägert noch fürs Empfehlen bezahlt worden) und würde nie wieder wechseln. Die Zähne fühlen sich einfach immer an wie frisch poliert (hatte ich sonst nur nach der Zahnreinigung), und meine Zahnärztin lobt mich seitdem fürs gute Putzen, was sie früher (ähem) nie gemacht hat. Und das liegt nicht daran, dass ich mehr/ausdauernder/technisch ausgefeilter putzen würde! Für Reisen sind die Tabletten außerdem praktisch. Ich find sie super.