Vegan Kochen & Backen – Kochbücher aus meinem Schrank für euch vorgestellt. Heute: VEGAN FOODPORN
Ein Jahr #IchKaufNix ist um. Mein Resümee über meinen Versuch des Konsumverzichts
Mit Lichtblicke gucke ich auf den zurückliegenden Monat zurück und suche gutes, positives, schönes – eben Lichtblicke. Das letzte Jahr hat mir noch einmal ganz krass gezeigt, wie viel negatives es gibt. Wie sehr ich damit konfrontiert werde und mich dem nicht entziehen kann. Weil „only bad news is good news“, ihr wisst es eh.
Momentan ist es mal wieder soweit, dass mir die Idee von guten Nachrichten so absurd vorkommt. Das Weltgeschehen macht es einem echt nicht leicht. Rechtspopulisten in Italien, Frauen werden umgebracht, weil man(n) ihnen Selbstbestimmung verweigert, Scheinreferenden in der Ukraine, Pakistan leidet weiter unter den Folgen der Überschwemmungen, gerade zog Hurrikan Ian durch Florida. Von den Sorgen und Ängsten hierzulande gar nicht erst zu reden … Aber vielleicht ist es da um so wichtiger, dass wir nicht vergessen, dass es auch gutes gibt und getan wird. Es ist ein bisschen wie eine Kerze anzünden im großen Dunkel.
Weltschwimmverband erlaubt Badekappen für Afrohaare
Manches mal erschreckt es mich, wie sehr wir Probleme und Schwierigkeiten gar nicht wahrnehmen, weil wir nicht betroffen sind und wenn wir es dann merken, sie als „unwichtig“ abwerten. Wer von uns hat sich wohl schon mal damit beschäftigt, dass Badekappen nicht für jeden Menschen funktionieren? Und ich meine nicht, ob man sie mag oder nicht. Sondern, dass sie einfach nicht für jeden Kopf gemacht sind. Also ich nicht. Im Profischwimmsport sind Badekappen nun kein nice to have, sondern sehr sinnvoll. Um so wichtiger, das jeder Mensch sie tragen kann.
Leider ist das nicht so, denn Menschen mit Afrohaar, mit Dreads und Flechtfrisuren können mit den Standardbadekappen herzlich wenig anfangen. Die Haare passen schlicht nicht hinein. Und noch letztes Jahr hat sich der Internationale Schwimmverband FINA gegen die Zulassung von speziellen Badekappen bei Olympia in Tokio ausgesprochen. Argument: Unnötig. Brauchen die Schwimmer*innen nicht. Entspricht halt auch nicht der „natürlichen Kopfform“.
Dabei ist es gerade für Menschen mit Afrohaar wichtig ihr Haar im Schwimmbadwasser zu schützen, da dieses viel schneller Schäden durch erleidet als andere Haartypen. Nun, nach einem Jahr hat die FINA eingelenkt und die Badekappen zugelassen. Ob sie sich im Zuge dessen auch mit strukturellem Rassismus beschäftigen bleibt aber offen.
Quelle: Sport1 vom 09.07.2021 und Perspective Daily vom 18.09.2022
Patagonia-Gründer denkt Kapitalimus neu
Das ist neu und sehr interessant: Firmenchef Yvon Chouinard hat seine Firma Patagonia neu strukturiert. So gehen 100 % der stimmberechtigten Anteile des Unternehmens an den Patagonia Purpose Trust und 100 % der nicht stimmberechtigten Anteile an das Holdfast Collective. Alles Geld, was nicht in die Firma direkt reinvestiert wird, kommt dem Holdfast Collecitve als Dividende zugute. Man rechnet etwa mit 100 Millionen US Dollar.
Damit wird Patagonia aber keine gemeinnützige Organisation, sondern bleibt ein gewinnorientierts Unternehmen. Wer also sagt „Patagonia gehört jetzt einer NGO“ liegt falsch. Spannend ist das ganze trotzdem, weil es ein ganz neuer Weg ist. Patagonia bleibt gewinnorientiert und spendet gleichzeitig seine Gewinne. Armin Steuernagel sagt im Interview dazu: „Statt sein Unternehmen einer NGO zu spenden, ist Chouinard jetzt zum Pionier einer neuen Form des Kapitalismus geworden. Das ist das eigentlich Innovative.“
Quelle: Brief von Yvon Chouinard auf Patagonia.de und Zeit vom 23.09.2022
Novum: Dänemark zahlt für Klimaschäden
Das ist auch neu und könnte bahnbrechend werden. Dänemark beschließt, ärmeren Ländern Geld für Schäden und Verluste infolge der Klimakrise zur Verfügung zu stellen und gibt dafür 13,4 Millionen Euro frei. Das ist deshalb so besonders, weil es dabei nicht um eine finanzielle Unterstützung handelt, wie der globale Norden es bisher tut. Sondern das Geld explizit auf die Folgen des Klimawandels gemünzt ist.
Bisher nämlich weigern sich die USA und EU, einen Fond für Klima-Schadensersatz anzulegen. Natürlich sind 13,4 Milliarden Euro im Angesicht des Ausmaßes sehr wenig, aber ein wichtiger Schritt und hoffentlich ein Türöffner. Wie der dänische Entwicklungsminister Møller Mortensen sagt: „Es ist völlig ungerecht, dass die Ärmsten der Welt am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden sollen, wozu sie am wenigsten beigetragen haben. Mit dieser neuen Vereinbarung lassen wir den Worten Taten folgen.“
Quelle: Taz vom 26.09.2022
Und noch eine Rückgabe: Benin-Bronzen gehen nach Nigeria
Ich hatte ja bereits in der Juli-Ausgabe von Lichtblicke über die Rückgabe von indonesischstämmigen Schädeln geschrieben. Das Thema Rückgabe von Gebeinen, Kultur- und Kultgegenständen sowie Kunstschätzen steht ja leider erst am Anfang. Nun kommen aber weitere gute Nachrichten aus Hamburg. Denn der Hamburger Senat hat beschlossen 179 Raubkunst-Objekte an Nigeria zu übereignen. Sie stammen aus dem Königreich Benin, einem über Jahrhunderte hinweg militärisch und politisch einflussreichen Staatsgebilde an der östlichen Guineaküste Westafrikas. Im Zuge des Einmarsches der Briten im 19. Jahrhundert wurden Skulpturen und Tafeln gestohlen und landeten in europäischen Museen. Obwohl Nigeria seit Jahren die Rückgabe dieser Kunstgegenstände fordert, kommt erst seit 2021 ein wenig Bewegung in die Sache. Anfangs hieß es sogar noch, man wolle nur einen Teil zurückgeben. Nun aber ist die Rede von einer vollständigen Eigentumsübertragung. Bleibt zu hoffen, dass die Hamburger Bürgerschaft, die dazu auch abstimmen muss, dem Vorhaben des Senats zustimmt. Der Vertrag zur Rückgabe soll im Dezember unterzeichnet werden.
Warum ist Rückgabe eigentlich so wichtig?
Über die Rückgabe von Kunstraub-Objekten wurde und wird viel diskutiert. Wer soll was zurück bekommen, wenn Länder und Grenzen nicht mehr passen? Besorgt wird über die richtige Aufbewahrung in afrikanischen Ländern gesprochen. Darin schwingt immer auch die Annahme mit, dass afkrikanische Staaten nicht in der Lage seien, ihre eigene Kultur ordnungsgemäß (= nach europäischer Art) zu bewahren. In ihrem Buch „Zurückgeben“ erläutern Felwine Sarr und Bénédicte Savoy, wie schwer es wiegt, dass das künstlerische und kulturelle Erbe des afrikanischen Kontinents vor allem in europäischen Museen, nicht aber vor Ort zu sehen und erfahren sei. Die Jugend habe schicht keinen Zugang zur eigenen vergangenen Kultur.
Darüber hinaus muss man sich fragen, wie viel höher ein musealer Wert über einer rechtmäßigen Rückforderung steht, um so mehr, wenn es sich um religiöse Objekte oder gar Gebeine handelt.
Quelle: NDR vom 27.09.2022 und „Zurückgeben“ von Felwine Sarr und Bénédicte Savoy