Ich habe Sehnsucht. Ganz krass. Nach Urlaub woanders. Nach fremde Orte sehen. Nach Sommer, Sonne, Strand und Meer. Nach dem Gefühl, unterwegs zu sein, etwas zu erleben. Diese Unbeschwertheit und Freude.
Diese Sehnsucht hatte ich 2021 auch schon, auch im Februar. Vielleicht liegt es am Winterblues. Oder einfach an zwei Jahren fucking Pandemie. Die letzte unbeschwerte Reise war 2019 Südtirol. Da wusste man noch nix von Corona und überhaupt war alles easy. Wir haben uns zwar 2020 im Sommer noch nach Frankreich in die Normandie getraut, aber da war es schon nicht mehr unbeschwert, sondern immer auch eine Hab Acht Stellung.
Diese Sehnsucht nach „weg von hier“ hat mich in die Ordner meiner Urlaubsbilder getrieben und dort bin ich über besagten Urlaub in Südtirol gestolpert und habe gemerkt, die sind ja noch alle unangetastet. Also stille ich mit diesem Beitrag und den vielen Bildern meine Sehnsucht, versuche es zumindest. Und gebe euch ein paar Impressionen aus dem schönen Pustertal. Denn dort, genauer in Innichen, waren wir 2019 im Frühling. Wie fast immer fuhren wir mit der Bahn dort hin.
Von München aus kommt man super nach Südtirol. Erst mit dem EC über den Brenner bis nach Fortezza und dann weiter mit der Regionalbahn. Es dauert nur 5 Stunden, schneller ist man auch nicht in Hamburg! Ich weiß noch, wie begeistert ich über die Anbindung war. Und auch, wie nutzerfreundlich die Regionalverbindung Fortezza – Bruneck – Innichen fand. In den Bahnen gab es anschauliche Hinweise, wie man mit dem ÖPNV zu beliebten Ausflugszielen kommt. Außerdem bietet Südtirol mit der MobilCard eine gute Alternative zum Auto.
Wir waren etwa eine Woche im Pustertal. Mit Kindern kann man ja nie so viel machen wie man möchte. Vor allem Wandern ist nicht ihr Ding. Deshalb habe ich dieses Eldorado für Wanderer überhaupt nicht aukosten können. Aber dennoch haben wir uns viel angeschaut und entdeckt. Denn auch für weniger bewegungsaffine Leute bietet die Region richtig schöne Sehenswürdigkeiten.
Nicht alle kann ich hier zeigen, mir fehlen etliche Fotos – ich vermute, ich habe sie fälschlicherweise gelöscht. Ihr könnt euch vielleicht den Schock vorstellen, den ich heut erlitten habe. Das kommt davon, wenn man nicht gleich alle Fotos (auch die vom Handy!) auf den Rechner zieht. Selbst schuld. Es sind zum Glück die meisten noch da, den Rest muss man sich halt denken.
Von Innichen aus kommt man recht gut nach Bozen. Klar, man muss einmal umsteigen und es dauert ein bisschen, aber das macht überhaupt nichts. In Bozen gibt es nämlich viel zu entdecken und sehen. Wir sind durch die Stadt geschlendert in der gerade Markt war. Es war brütend heiß und die Kinder entsprechend schlecht drauf.
Daher kam uns der Abstecher ins Archäologische Museum gerade recht. Dort gibt es nämlich den Ötzi zu sehen. Wohltemperiert imponiert ihn das Sommerwetter vor der Tür überhaupt nicht. Die Kinder schwankten zwischen gruseln und staunen, ich fand es einfach sehr beeindruckend, den Ötzi einmal zu sehen. Die Geschichte drum herum – der Streit zwischen Südtirol/Italien und Österreich – ist genau so spannend und man lernt viel über die Zeit.
Ein weiteres Highlight war der Ausflug von Bozen aus zu den Erdpyramiden bei Ritten. Zuerst ging es über die Stadt hinaus mit einer Seilbahn. Dann ab in die Rittner Bahn und am Schluss folgte eine kurze Wanderung bis hin zu den Pyramiden. Da hatten sogar die Kinder Spaß. Und toll anzusehen sind sie auch – also die Erdpyramiden. Vor der Heimfahrt gab es zur Belohnung ein Eis und man kann sagen, der Ausflug hat sich wirklich gelohnt.
Mit dem Bus kommt man sehr gut und wesentlich kostengünstiger als mit dem Auto an den Pragser Wildsee. Wenn auch nicht zu den schönsten Zeiten (sehr früh/spät). Dieser See, einer der tiefsten in Südtirol, ist schon lange kein Geheimtipp mehr und entsprechend voll sind die Busse und das Ufer. Leider hat uns am Ende noch der Regenguss erwischt, aber erst beim Warten auf den Bus. Der Rundweg ist auch für lauffaule Kinder geeignet und die Aussicht auf den See einfach toll. Mit einigem Glück begegnet einem dann auch noch eine Influencerin die am/im See lustige Verrenkungen macht. Das hebt auch bei müden Füßen sehr die Laune.
Nicht so weit entfernt von Innichen wie Bozen ist Bruneck. Wir wolten unbedingt das Messner Montain Museum Corones sehen – architektonisch einfach genial. Also fuhren wir mit der Seilbahn (lauffaule Kinder, ihr versteht) auf den Kronplatz.
Ich habe eine zwiegespaltene Erinnerung an den Berg. Man sah ganz krass die Spuren, die der Wintertourismus gerissen hat. Überall lagen Gummireste von Matten herum. Alles war plattgetreten und -gefahren. Und auch das Museum fand ich nicht so toll. Also so optisch schon, aber innen war jetzt nichts (außer die Aussicht), was uns als bergsteigerunaffine Familie vom Hocker gerissen hätte. Dafür hat mich das Lumen nebenan überzeugt. In diesem Museum dreht sich alles um Fotografie am Berg. Und es ist wirklich gut gemacht.
Der Messner hat aber nicht nur auf dem Kronplatz ein Museum, nein eigentlich hat er sechs Stück in Südtirol. Und davon steht ein weiteres in Bruneck. Nämlich das Messner Mountain Museum Ripa im Schloss Bruneck. Und das war dann doch interessant. Nicht nur wegen der Ausstellung über Bergvölker weltweit. Auch wegen des Schlosses an sich.
Jetzt können wir mit unseren Kindern nicht ständig durch die Gegend juckeln. Da haben sie schlicht keinen Bock drauf. Um so schöner, dass auch Innichen selbst – so klein es auch ist – ein bisschen was bietet. Ein Ausflug auf den Haunold, Innichens Hauberg, musste sein. Auch wenns da ganz schön touristisch zugeht. Meine Herren. Und eine Wanderung vorbei an der Ruine Wildbad Innichen haben wir auch gemacht. Das Kurhotel aus dem 19. Jahrundert steht schaurig schön in der Landschaft und Wer mehr über die Dolomiten lernen will, der sollte auch das Dolomythos Museum besuchen.
Wir hatten tatsächlich eine richtig tolle Zeit in Südtirol. Leider war der Wanderweg rund um die Drei Zinnen noch nicht zugänglich, so dass wir (oder ich) darauf verzichten mussten. Aber irgendwann komme ich bestimmt wieder in die Gegend, und dann entdecke ich neues.
Vegan essen kann man in Südtirol übrigens nur so mittel gut. Selbst versorgt ist das überhaupt kein Problem. Und Eis gibts auch einiges in vegan. Aber in Restaurants sieht es dann schon eher mau aus. Man muss das halt wissen und ordentlich was einpacken bei Ausflügen. Dann gehts auch in Südtirol ohne Speck und Köse.
Meine Sehnsucht ist heute jedenfalls ein bisschen gestillt. Erinnern hilft also doch. Es bleibt das Hoffen auf bessere Zeiten und weitere unbeschwerte Reisen. Vielleicht auch wieder in die Berge Südtirols. Wer weiß.