Urlaub in Deutschland | Eure Tipps für den Norden
Urlaub in Deutschland | Eure Tipps für den Westen
Urlaub in Deutschland | Vor gefühlten hundert Jahren habe ich euch auf Instagram gefragt, wohin man in Deutschland reisen sollte. Was kann man in eurem Bundesland tun und sehen? Es kamen so viele tolle Tips und Hinweise, aber ich wusste schier nicht, wie mit der Fülle umgehen. Jetzt endlich setze ich all das um in eine kleine Urlaubs-Reihe. Zum besser kennenlernen der Regionen, für Ideen und Inspiration für einen Urlaub in Deutschland. Aufgeteilt in Nord, Ost, West und Süd stelle ich euch besuchenswerte Städte und Ausflugsziele vor. Alles basierend auf den tollen Rückmeldungen aus Instagram. Dies ist der zweite Teil meiner Reihe: Urlaub in Deutschland. Eure Tipps für den Osten.
Es war ein wenig auffallend wie wenig Rückmeldung zu den östlichen Bundesländern kam. Natürlich kam einiges zusammen, im Vergleich mit anderen Regionen aber eben weniger. Dazu habe ich zwei Theorien: 1. Mir folg(t)en sehr wenige Menschen aus östlichen Bundesländern. 2. Es fahren immer noch sehr wenig Menschen dort hin in den Urlaub. Was meiner Meinung nach ein Fehler ist. Deshalb verstehe ich diesen Beitrag auch als einen, der Neugier wecken soll. Weil kommt, Brandenburg ist toll. Sachsen und Sachsen-Anhalt haben Kultur. Da geht was Leute.
Der Osten. Im Urlaub den Horizont erweitern.
Ich halte die Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt tatsächlich für unterschätzt. Deswegen lasst uns mal gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen in diese drei Bundesländer. Als erstes möchte ich euch aber etwas ans Herz legen, was nicht direkt zu den drei genannten Bundesländern gehört, wegen der Himmelsrichtung „Ost“ und der dazugehörigen Assoziation „neue Bundesländer“ (ja nach 30 Jahren immer noch, uff.) doch passt. Spannend und toll ist es außerdem: Das Grüne Band Deutschland. Das ist ein Naturschutzprojekt entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Ein 1400km langer grüner Naturschutzstreifen von Travemünde an der bis nach Hof in Bayern. Ziel ist der Erhalt und Ausbau von Artenvielfalt und Biothopen sowie ein ökologischer Tourismus. Das Motto „Vom Todesstreifen zur Lebenslinie“ ist also Programm. Ich finde dieses Projekt sehr spannend. Unterstützung kann es übrigens immer gebrauchen, sei es beim Thema „Lückenschluss“ oder bei der Bewerbung zum Weltkulturerbe.
Jetzt aber konkret zu den drei Bundesländern, die heut dran sind (plus Extrawurst Landeshauptstadt). Schauen wir doch mal, was es hier zu sehen und erleben gibt für einen gelungenen Urlaub.
Brandenburg
Wer nach Berlin reist, landet vermutlich auch in Brandenburg. Nicht, weil Berlin zu Brandenburg gehört – Berlin ist natürlich ein eigenes Bundesland. Aber die Stadt liegt mitten drin. Wie in einem Nest. Und viele Ausflüge aus Berlin heraus führen ins Nachbarbundesland. Ich lese auch immer wieder von Berliner Ausflugskaravanen ins ländliche Brandenburg. Nicht immer positiv. Dennoch ist ein Abstecher nach oder ein Aufenthalt in Brandenburg bei der Berlin Reise lohnenswert.
Wohin sollte man da reisen?
Und genau das haben wir auch schon gemacht. Statt in Berlin zu übernachten haben wir uns bei unserem letzen Kurzurlaub in der Jugendherberge in Potsdam einquartiert. Sehr urig. Und direkt auch richtig schön, also die Stadt. Das Holländische Viertel ist ein Traum, ein Spaziergang im Park Sanssouci ein Muss und wenn man noch was von Innen sehen will, dann lohnt ein Abstecher in die Biosphäre Potsdam. Oder kann man auch einfach nur nach Babelsberg in den Filmpark fahren. Es gibt natürlich weit mehr Orte als nur Potsdam in Brandenburg. Zum Beispiel Jüterbog oder Neuruppin, die Fontane Stadt (Entschuldigung, ich hab mir Bilder aneguckt, wie schön ist das denn?). Und dann gibt es da ja auch noch den Spreewald (mit und ohne Gurken), die Uckermärkische Seenlandschaft oder die Oberlausitz (zumindest 3% davon, der Rest liegt in Sachsen und im Nachbarland Polen).
Was kann man denn da tun?
Da es neben der Uckermärkischen Seenlandschaft auch noch das Seenland Oder-Spree, das Ruppiner Seenland und das Havelland (Herr Ribbeck!) gibt, würd ich mal sagen: Wassersport. Oder Hausboot mieten. Noch geiler: mit dem Floß fahren. Das geht auf der Havel, einfach mal nach suchen. Natürlich kann man auch radeln in Brandenburg, zum Beispiel auf dem Elberadweg. Alternativ lässt sich herrlich skaten auf den Strecken von Flaeming-Skate. Oder man schwingt sich in luftige Höhen auf dem Beelitzer Baumkronenpfad. Kultur gefällig? Wir wäre es mit einem Besuch beim Schloss Rheinsberg oder Kloster Chorin? Wer es spannender mag, kann ja die Drehorte der Serie „Dark“ besuchen. Klingt jedenfalls intressant.
Sachsen
Das „Schlösserland Sachsen“ selbst wirbt mit 1000 Jahren Kulturgeschichte und ist, liebe Bayern die ihr hier mitlest, ebenfalls ein Freistaat. Jetzt bin ich ja eine Freundin der Dialekte. So als dialektfreie Niedersächsin. Deswegen will ich hier mal voran gehen und den „sächsischen“ Dialekt verteidigen. Im Gegensatz zu anderen deutschen Dialekten wird der sächsische leider immer wieder verhohnepiepelt. Oder zumindest als unattraktiv bezeichnet. Das ist natürlich ein Problem der Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Dialekte. Ich finde das sehr schade und kann nur sagen: Meine Liebe zum sächsischen Klang habe ich gefunden als ich zuhörte, wie das Kinderbuch „Mama Muh“ auf „sächsisch“ vorgelesen wurde. Das hat mich so richtig angeholt, es war warm und weich. Ich setze das Wort „sächsisch“ im Zusammenhang mit Dialekt deshalb in Anführungszeichen, weil er genau wie zum Beispiel „der bayrische“ Dialekt kein einzelner ist, sondern eher eine Zusammenfassung verschiedener Dialekte.
Wohin sollte man da reisen?
Zuerst denkt man vielleicht an die Landeshauptstadt Dresden. Frauenkirche, Semperoper. Alles schon gehört. Aber was ist mit dem Goldenen Reiter und dem Blauen Wunder? Eine schöne Aussicht über Dresden hat man wohl neben Frauenkirche oder Ernemannturm zum Beispiel auch am Hohen Stein. Obwohl man schnell an Dresden denkt: die größte Stadt Sachsens ist Leipzig. Heimat von Johann Sebastian Bach und seit dem Mittelalter von Bedeutung bietet sie heut noch einiges an kulturellem Erbe. Schillers Wohnhaus kann man auch besichtigen, ich wills nur mal gesagt haben. Wer jetzt nicht hurra schreit, tut dies vielleicht beim Panometer, dem größten 360° Panorama der Welt. Und wer ein Faible für imposante Bauten hat, der sollte sich das Völkerschlachtdenkmal anschauen. Die Geschichte und Intention dahinter ist in meinen Augen sehr gut aufgearbeitet worden und es bleibt schlicht beeindruckend. Allemal wert besucht zu werden ist außerdem die hübsche Stadt Bautzen. Schaut euch mal die Bilder im Netz an.
Wer eher nicht für Städte zu haben ist, den verschlägt es im Urlaub vermutlich in die Natur. Im Gegensazu zu popeligen 3% in Brandenburg liegen ganze 67% der Oberlausitz in Sachsen. Hier findet sich auch das Zittauer Gebirge. Ansonsten kann man in der Oberlausitz natürlich herrlich Radfahren oder nach Bad Muskau fahren und den Muskauer Park besuchen. Der liegt zu einem kleinen Teil in Sachsen und zu einem größeren in Polen. Ein kleiner Grenzsprung also inklusive. Jetzt muss es vielleicht nicht wieder Schlösser und Radfahren sein, der ein oder die andere wünscht sich eventuell mehr Action.
Was kann man denn da tun?
Warum nicht einen Abstecher in die Sächsische Schweiz, dem Elbsandsteingebirge? Zum klettern, wanderen, auspowern. Oder wie wärs mit Ski-Urlaub im Erzgebirge. Und dabei gleich Kunsthandwerk bestaunen und erwerben. Weihnachten kommt immer so plötzlich. Wer den Brocken im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt zu langweilig findet, kann hier dann auch auf den Fichtelberg mit immerhin schon 1215 Metern steigen.
Absolutes instataugliches Highlight ist dann die Rakotz Brücke. Holy Moly, ich kannte das Bild, aber dass die in Sachsen ist, wusste ich nicht. Derzeit befindet sie sich noch in der Restauration. Ich verlinke sie hier bewusst nicht, weil man Orte, die im Zweifelsfall von Insta-People überrannt werden nicht pushen sollte. Es ist aber ein leichtes, sie über die Internetsuche zu finden. Fans von „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ haben vermutlich noch die Moritzburg auf ihrer Liste der „things to see“ stehen. Auch so ein Traumschlösschen, allein dafür verdient das Bundesland schon den Titel „Schlösserland“. Und wer Filme eh liebt, fährt dann weiter nach Görliwood. Görli-was? Ich wusste es auch nicht. Aber Görlitz diente als Kulisse für Filme wie Inglorious Bastards, Der Vorleser oder In 80 Tagen um die Welt. Ich bin beeindruckt. Wusstet ihr das?
Sachsen-Anhalt
Lustigerweise verschwimmen hier ein bisschen die Grenzen. Da ein Teil des Harzes zu Sachsen-Anhalt gehört, ich aber den Harz immer mit Heimat assoziiere und das eben Niedersachsen ist, kommt es mir komisch vor, hier klar zu trennen. Aber genau hinzuschauen bietet mir natürlich auch die Möglichkeit, wirklich mal von der anderen Seite zu gucken. Natürlich gibt es in diesem Bundesland, das dritte im Bunde heute, noch mehr als den Harz. Schauen wir uns das also an.
Wohin sollte man da reisen?
Wenn wir schon beim Harz sind, dann erwähne ich hier Werningerode. Kleinodstadt mit Startpunkt der Brockenbahn. Wer die 1142m nicht aufsteigen will oder kann, der nimmt die Dampflok. Ein günstiger Spaß ist das nicht, aber mit Kindern vielleicht ein kleines Harz-Highlight. Auch Quedlinburg mit Schloss und Domschatz ist einen Besuch wert. Wer Städte verbinden will, kann die Straße der Romantik nutzen. Die ist nicht romantisch (na vielleicht schon), sondern verbindet Stätten mit mittelalterlichen romanischen Bauwerken. Auf der Nord- und Südroute reist man durch Städte und Orte wie Magdeburg, Hillersleben, Salzwedel, Halberstadt, Quedlingburg, Halle oder Merseburg.
Was kann man denn da tun?
Museums- und Kulturfans werden in ihrem Urlaub in Sachsen-Anhalt auf jeden Fall glücklich. Einen besonderen Fund kann man im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) besichtigen: Die Himmelsscheibe von Nebra. Rund 3600 Jahre alt und damit die weltweit älteste (bekannte) konkrete Himmelsdarstellung. Wer es moderner mag, den zieht es vielleicht ins Bauhaus Dessau. Und wen die Reformation rund um Luther interessiert, der wird in Eisleben und Wittenberg glücklich. Und wer nicht nur gucken will, sondern pilgern, kann dies neuerdings auch auf dem 410km langen Lutherweg tun. Für Freundinnen und Freunde des Sports ist natürlich sowohl im Harz als auch an der Havel ordentlich was möglich. Wandern, Radeln, Wassersport, geht alles.
Berlin
Die dritte Extrawurst im Bunde. Und wie soll ich dieser Stadt gerecht werden? Urlaub in Berlin. Städtetrip? Dafür bräuchte ich einen ganz eigenen Beitrag. Berlin, da schwingt schon Erwartung und Größe mit. Und ich muss außerdem gestehen, ich weiß bis heute nicht, ob ich Berlin nun mag oder nicht. Ich vermute, ich bin da nicht allein. Jetzt ist es ja völlig hoffnungslos zu glauben, ich könnte hier irgendeine halbwegs umfassende Auflistung erreichen, was man in Berlin tun kann. Dazu ist diese Stadt einfach zu groß und vielfältig. Und genau so vielfältig sind die Gründe, Berlin zu besuchen.
Soll der Urlaub etwas beisteuern zum Wissen über die Geschichte? Deutsche Einheit? Weltkrieg und Nationalsozialismus? Aktuelle Politik? Dann Regierungsviertel, Reichstag, Holocaust-Mahnmal, Brandenburger Tor, aber auch diverse Museen zur Geschichte dieser Stadt und Deutschlands, Berliner Mauer, Mauerpark, Teufelsberg (ehemalige US-Abhörstation). Wer das Humboldt Forum auf seiner Liste hat, sollte sich definitiv in die aktuelle Debatte rund ums Humboldt Forum, Raubkunst und deutschem Kolonialismus einlesen.
Soll es mehr klassisches Sightseeing mit allen wichtigen Bauten sein? Dann Fernsehturm, Brandenburger Tor, Reichstagskuppel, Berliner Dom mit Aussicht auf die Stadt, Museumsinsel, Stadtrundfahrt auf der Spree, Oberbaumbrücke, Siegessäule, East Side Gallery. Und will man beim fünften Besuch endlich mal was anderes, unbekanntes sehen und erleben? Vielleicht dann mal zum Wannsee fahren, mit der Seilbahn auf den Kienberg, in den Volkspark Friedrichshain oder die Bockwindmühle in Marzahn.
Es gibt tausend Dinge zu sehen und erleben in Berlin. Und hat man diese abgehakt, kommen noch mal tausend hinzu. Von daher kommt man wohl öfter in diese große, laute, seltsame Stadt. So wie ich. Und braucht ein bisschen, bis man weiß, wie man das alles findet.
Dafür, dass es wenig Tipps für die drei östlichen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gab, hat sich dies hier aber wirklich zu einem stattlichen Beitrag entwickelt. Ausgehend von euren Tipps habe ich mich zusätzlich selbst auf die Suche gemacht und so viele spannende Dinge, Orte und Sehenswürdigkeiten gefunden. Ich hab grad voll Lust einiges davon selbst zu besuchen. Definitiv etwas, was auf meine „Orte die ich im Urlaubs besuchen will“ Liste muss. Und vermutlich hat es mir besonders viel Spaß bereitet, weil ich so wenig Vorwissen hatte. Da begibt man sich so richtig auf Entdeckungstour. Ich hoffe, ihr hattet heute ebenso viel Spaß beim durchstreifen der drei Bundesländer wie ich. Nächste Woche stelle ich euch den Westen vor. Den Süden hebe ich mir für den Schluss auf (ich vermute, der bayrische Teil wird exorbitant, weil neue Heimat …). Daher begeben wir uns erst einmal in die westlichen Bundesländer und entdecken dort sehenswertes und spannendes für einen Urlaub in Deutschland.