Urlaub in Deutschland | Eure Tipps für den Westen
Faszination Wasser
Urlaub in Deutschland | Vor gefühlten hundert Jahren habe ich euch auf Instagram gefragt, wohin man in Deutschland reisen sollte. Was kann man in eurem Bundesland tun und sehen? Es kamen so viele tolle Tips und Hinweise, aber ich wusste schier nicht, wie mit der Fülle umgehen. Jetzt endlich setze ich all das um in eine kleine Urlaubs-Reihe. Zum besser kennenlernen der Regionen, für Ideen und Inspiration für einen Urlaub in Deutschland. Aufgeteilt in Nord, Ost, West und Süd stelle ich euch besuchenswerte Städte und Ausflugsziele vor. Alles basierend auf den tollen Rückmeldungen aus Instagram. Dies ist der vierte und letzte Teil meiner Reihe: Urlaub in Deutschland. Eure Tipps für den Süden.
Der Süden. Das ist mehr als Jodeldiplom und Mercedes.
Heute sind wir im Süden angelangt mit euren Tipps für tolle Urlaubstage in Deutschland und ich bin ein bisschen sentimental. Denn dieser Beitrag wird der letzte der Reihe sein, wir sind durch. Bevor ich aber jetzt schon ins lamentieren komme, stürze ich mich lieber auf die letzten drei Bundesländer: Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern. Mit zwei Freistaaten und dem Bundesland mit den meisten Patenten bildet dieser Beitrag wohl einen würdigen Abschluss und hoffentlich noch mal einige Ideen für Urlaub in der Heimat.
Thüringen
Auch Thüringen ist, wie Sachsen und Bayern, ein Freistaat und gehört, wie schon Hessen, eigentlich eher ins Zentrum denn nach Süden. Das zeigt sich auch daran, dass ein Großteil der berechneten Mittelpunkte Deutschlands in diesem Bundesland liegen. (Andere werden in Hessen und Niedersachsen lokalisiert). Da die Berechnung nach unterschiedlichen Maßstäben erfolgen kann und einige Probleme birgt, stolpert man mehr als einmal über eine Mittelpunkt-Deutschands-Markierung. Wer darüber mehr wissen will, kann sich ja mal bei Wikipedia einlesen und bei Bedarf weiter recherchieren. Für uns heute ist ja aber die Mitte (die so oder so immer ein sehr uninterressanter Fleck Nichts ist) herzlich egal. Wir wollen Urlaub machen und am besten da, wo es in Thüringen am schönsten ist. Schauen wir also mal, was ihr mir auf Instagram so für Tipps gegeben habt.
Wohin sollte man da reisen?
Wer in Thüringen Urlaub macht, der sollte die Landeshauptstadt Erfurt besuchen. Neben Goethe (der ja überall schon war), weilten unter anderem auch schon Bonifatius (wegen dem man die Erstnennung der Stadt kennt), Luther, Cranach, Napoleon, Schiller und Humboldt in Erfurt. Eine Entdeckungstour durch die mittelalterliche Stadt mit ihren Gassen und Plätzen lohnt sich also. Richtig toll ist die Krämerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas. Auch die alte Synagoge ist etwas besonders. Denn sie ist eine der wenigen mittelalterlichen Synagogen Europas und die älteste bis zum Dach erhaltene. Wer außerdem einen Schatz bestaunen möchte, der ist hier richtig. Oberhalb der Altstadt steht die Zitadelle Petersberg. Und wer sich an Blumen nicht satt sehen kann, für den lohnt sich eine Reise 2021 besonders: Erfurt ist nämlich Ausrichter der diesjährigen Bundesgartenschau.
Aber auch Jena und Weimar stehen auf eurer Liste der Orte, die man im Urlaub besuchen sollte. Weimar, das sich selbst „Kulturstadt Europas“ nennt, ist allen Schiller & Goethe Fans ein Begriff. Neben Parks, Weimarer Klassik, Rokkoko und Bauhaus gibt es in Weimar aber auch neuere Geschichte zu erleben. So wird die Weimarer Republik im Haus der Weimarer Republik nachgezeichnet. Außerdem befindet sich hier auch die KZ Gedenkstätte Buchenwald.
Es scheint so, als würde Thüringen besonderen Wert auf schöne Bezeichnungen legen, denn auch Jena hat für sich einen Beinahmen: Lichtstadt. Das erklärt sich natürlich durch die lange Tradition als Optik- und Photonikstandort und Wiege der optischen Industrie in Europa. Daher kann man hier im Deutschen Optischen Museum die Geschichte der Optik erleben. Da es derzeit (Stand 7/2021) wegen Umbau geschlossen ist, muss man sich Alternativen suchen. Wie wäre ein Besuch des Zeiss-Planetarium. Und wer nicht in die Sterne, sondern auf die Stadt gucken will, der besteigt die „Keksrolle“ (ich mein, kommt, diese Namen!), den 159 Meter hohen Jentower und blickt über die Stadt.
Der älteste Ort Thüringens ist übrigens Arnstadt (erstmals nachweislich 704 erwähnt). Weil Johann Sebastian Bach hier eine Weile (nicht ganz unumstrittener) Organist war wird sie auch Bachstadt Arnstadt genannt. Vor allem die mittelalterlichen Gebäude und Kirchen, allen voran die Liebfrauenkirche sind sehenswert. Sie ist (gleich nach dem Naumburger Dom) der bedeutendste Kirchenbau Mitteldeutschlands aus der romanisch-gotischen Übergangszeit.
Was kann man denn da tun?
Unter der Erde wird einem einiges geboten in Thüringen. Höhlen und Bergwerke gibt es hier in großem Ausmaß zu entdecken. Ob man nun in die „Schwarze Crux“, Thüringens größtes erhaltenes Eisenbergwerk, in den Geopark Barbarossahöhle, die Kristallgrotte Merkers, die Feengrotten bei Saalfeld, die Heilgrotten Morassina oder in die Altensteiner Höhle, der ältesten Schau- und Naturhöhle des Bundeslandes steigen will, ist vermutlich Geschmackssache oder eine Frage von Zeit im Urlaub. Wer Handwerk mag, aber keine Höhlen der schaut sich vielleicht nach Glaskunst um. Glashütten gibt es in Thüringen jedenfalls einige.
Auch oberhalb der Erde kann man viel entdecken. Im Kyffhäuser lässt sich das Kyffhäuser Denkmal besichtigen. Der Sage nach schläft hier der Friedenskaiser, das ist Friedrich I., genannt Barbarossa (ursprünglich handelte die Sage wohl von seinem Enkel Friedrich II.) in einer Höhle bis er erwachen und das Reich retten und zu neuer Größe führen wird. Wer da schläft und zu welchem Zweck er aufwacht, das hat sich immer wieder verändert. Lustigerweise las ich in einem Fachbuch vor ein paar Tagen über Barbarossa, der alles war aber kein Friedebringer und Reichsretter. Auf den zu warten, lohnt also nicht. Aber so läuft das eben im Zuge einer Nationalbewegung (im deutschen Fall 19. Jahrhundert): historische Fakten sind nix gegen Mythen.
Von oben auf den Nationalpark Hainich blicken kann man im Baumkronen-Pfad. Und vom 21 Meter hohen Turm „Nohas Segel“ auf dem Berg „Ellenbogen“ (diese Namen, ey) blickt man auf Teile des UNESCO Biosphärenreservat Rhön. Beides sehr schöne Gegenden für einen Urlaub in der Natur. Urig unterwegs und das ganz anstrengungsfrei ist man im Thüringer Wald mit der Thüringer Bergbahn und der Schwarzatalbahn. Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, kann auf den 861m hohen Kickelhahn in Ilmenau steigen, auf der Saale Horizontale, einem 91km weiten Wanderweg im mittleren Saaletal, Jena und die umliegende Natur genießen oder auf dem Rennsteig, ein Höhenweg im Thüringer Wald, Schiefergebirge und dem nördlichen Teil des Frankenwaldes auf 169 km fernwandern.
Baden-Württemberg
Jetzt habe ich überhaupt nix zur Thüringer Bratwurst geschrieben, was vor allem daran liegt, dass mir zwar die Weißwurst für Bayern einfiel aber nichts wurstiges zu Baden-Württemberg. Dann erinnerte ich mich aber an ein Zitat, das mein Mann (ein finnisch-hanseatischer Schwabe) des öfteren schon aufgesagt hat: „Was ist groß? Ein Elefant. Und was ist größer? Stuttgart. Und was is des größte? Linsen, Spätzle und Saitenwürschtle!“ Und siehe da, die Saitenwurst – eine Art Wiener Wurst – ist das Nationalgericht der Schwaben und die bewohnen zum großen Teil Baden-Württemberg. Also doch drei Wurstländer. Ansonsten ist Baden-Württemberg vor allem als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas und Zentrum der Automobilindustrie bekannt. Aber neben Industrie finden sich in diesem Bundesland auch Schwarzwald, Bodensee und der 1493m hohe Feldberg wo sich sehr gut Urlaub machen lässt.
Wohin sollte man da reisen?
Die Landeshauptstadt Stuttgart hat keine:r von euch als Ziel für einen Urlaub genannt. Ist auch in meinen Augen nicht so der Knüller (ich wette, das sehen andere anders) und soll nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein. Interessanter sind da ganz andere Orte. Zum Beispiel Karlsruhe. Hier ruht übrigens weder Karl der Große (der ruht in Aachen) noch gibt es eine Verbindung zu den Illuminati oder dem Heiligen Gral, wie so manch ein gegen histrorische Quellen immuner Mensch annimmt. Vielmehr soll Markgraf Karl-Wilhelm von Baden geruht und geträumt haben von einer fächerformigen Stadt. Träumte und setzte es um; 1715 wurde Karlsruhe, die „Fächerstadt“ gegründet. Ich wette, Karlsruhe ist auch ohne Gral sehenswert. Neben Schloss und Stadtgarten mit allem Drum und Dran bietet die Stadt vor allem für Kunst- und Medieninteressierte viel. Das Zentrum für Kunst und Medien gilt als eines der bedeutensten Museen der Welt.
Heidelberg am Neckar wartet natürlich mit alten Gebäuden und dem Wahrzeichen der Stadt, der „Alten Brücke“ auf. Highlight dürfte das Schloss Heidelberg sein. Die „berühmteste Ruine der Welt“, so die Webseite. Dass Jahr um Jahr viele Besucher:innen in ihrem Urlaub hier her strömen liegt vermutlich nicht unwesentlich an der Romantik. Die nämlich ließ die Ruine zum Sinnbild der Vorstellungen dieser Zeit werden. Neben Goethe verewigten auch Hölderlin und Eichendorff die Ruine in Versen. Hinauf gelangt man zu Fuß oder per Bergbahn. Ebenfalls am Neckar gelegen sind die Städte Neckargmünd und Eberbach mit ihren Fachwerkhäusern und alten Kirchen.
Wer lieber an einem Dreiländereck Urlaub machen möchte, dem sei Konstanz wärmstens empfohlen. Kulinarisch für Veganer:innen geeignet und eh ein sehr hübsches Städtchen. Man kann von hier aus auf dem Bodenseeradweg radeln, die Inseln Reichenau oder Mainau besuchen, am Bodenseeufer die Imperia bewundern oder aber über den See paddeln, treten oder sich fahren lassen. Und Schweiz und Österreich sind nur einen Sprung entfernt. Ein Abstecher nach Randolfzell am Untersee mit seinen alten Häusern und auf die Halbinsel Mettnau lohnt sich dann auch gleich.
Richtig freuen können sich Menschen die alternative Mobilität lieben, wenn sie Urlaub in Freiburg im Breisgau machen. Denn die „Green City“ am Fuße des Schwarzwaldes hat einen guten ÖPNV, Carsharing an jeder Ecke, ein super ausgebautes Radwegenetz mit Radleihmöglichkeiten und ein großes Rad-Parkhaus. Wer die Gassen und Häuser der historischen Altstadt alle belaufen und seine dampfenden Füße in die Freiburger Bächle gesteckt hat, den zieht es vielleicht aus der Stadt hinaus. Direkt oberhalb liegt der Schlossberg. Zu ihm kommt man direkt von der Stadt aus hin. Höher hinaus geht es auf dem Schauinsland. Dieser Berg ist 1284 Meter hoch und kann zum Beispiel mit der Schauinsland Bahn „erklommen“ werden. Etwas weiter weg liegt der Titisee, bei Kindern ist das Kichern vorprogrammiert, zu dem man bequem mit dem Zug aus Freiburg anreisen kann.
In Wangen im Allgäu und Region fühlt man sich fast schon nach Bayern versetzt. Denn Allgäu, ist das nicht eigentlich Bayern? Auch. Aber wie auch Schwaben gibt’s das Allgäu eben nicht nur bayerisch, sondern auch baden-württembergisch. Im beschaulichen Ort Wangen lohnt sich auf jeden Fall ein Spaziergang durch die Altstadt mit seinen Gassen, Markplatz, Brunnen und verwinkelten Ecken. Drum herum kann man im Westallgäu Urlaub in der Natur nach Herzenlust genießen.
Was kann man denn da tun?
Auch hier, wie eigentlich überall, kann man im Urlaub radfahren und wandern ohne Ende. Sei es im Westallgäu, im Schwarz– oder Odenwald, rund um den Bodensee oder am Alten Rhein oder der Jungen Donau. Baden-Württemberg hat eben nicht nur Wirtschaft, sondern auch Natur zu bieten. Den Bodenseeradweg mit seinen kurzen Etappen schaffen auch größere Kinder gut. Er kann auch mit Anhänger befahren werden und ist damit ein perfektes Ziel für radlbegeisterte Familien. Auch familientauglich ist der Baumwipfelpfad Bad Wildbad. Er ermöglicht einen Blick auf den Schwarzwald von oben.
Auch der kleine Ort Todtnau liegt im Schwarzwald, genauer im Hochschwarzwald. Hier findet man Natur satt und ein Eldorado für Wanderer. Nicht weit von hier stürzt der Todtnauer Wasserfall 97m in die Tiefe. Weiter Richtung Osten liegt der Ort Schluchsee am gleichnamigen See. Und noch ein Stück weiter die wirklich imposante Wutachschlucht, durch welche auch der Schuchtensteig verläuft.
Schlösser gibt es in Baden-Württemberg natürlich mehr als nur eines. Das größte Barockschloss Deutschlands ist das Ludwigsburger Schloss, statt Romantik also Barock satt. Das gleiche gilt für das Schloss Solitude in Stuttgart.
Bayern
Jetzt wird es doch ein bisschen unfair, denn seit 16 Jahren ist Bayern, besser Oberbayern meine Heimat. Und weil ich es hier echt mag, bin ich natürlich nicht unparteiisch und vielleicht ganz möglicherweise artet dieser Abschnitt jetzt aus. Ich gebe mir Mühe, mich nicht zu sehr in Details zu verlieren. Aber Tatsache ist, in diesem Bundesland gibt es viel zu sehen. Das gilt natürlich für alle Bundesländer, aber hier kenn ich mich aus. Und es ist viel mehr als Berge und Almhütten. Auch wenn das, plus die Tracht vielleicht das markanteste Bild ist, das Menschen von Bayern haben. Vielleicht räumt ein Urlaub einige der Vorurteile aus.
Wohin sollte man da reisen?
Ganz klar: nach München. Immerhin Landeshauptstadt und mehr Dorf als Großstadt. Natürlich trifft sich die Welt hier zum saufen und feiern auf dem Oktoberfest. Zeigen sich hier gerne die Reichen und Schönen in der Maximilianstraße. Natürlich dominiert hier der FC Bayern. Aber genau so gut chillt man hier entspannt an der Isar, im Olympiapark und im Englischen Garten. Sind hier Biergärten und Christkindlmärkte abseits der Touristenmeilen wirklich schön. Gleicht kein Viertel dem anderen und gibt es hier Kunst und Kultur satt. Ob Nymphenburger Schlosspark, die Pinakotheken, die Frauenkirche oder die BMW Welt. Ich glaub, es gibt für jede:n was zu sehen und erleben.
Weitere Klassiker der Städtereisen in Bayern sind wohl Regensburg, Nürnberg und Passau. Die ersten beiden warten auf mit Geschichte, alten Häusern, schönen Altstädten, imposanten Brücken und großen Bauten. Nürnberg kommt historisch noch einmal eine besondere Rolle zu, denn neben mittelalterlicher Geschichte ist dies auch eine Stadt der neueren Geschichte. Das Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände bietet hierzu viele informationen. In Regensburg finden sich erneut Spuren der Römer. Das Porta Praetoria ist zusammen mit dem Porta Nigra in Aachen die einzig erhaltenen römischen Toranlagen nördlich der Alpen.
Sind die ersten beiden Städte vor allem groß, kommt die Drei Flüsse Stadt Passau sehr beschaulich daher. Hier fließen nicht nur die Donau, Inn und Ilz zusammen, sondern oft genug auch durch die Stadt. Passau leidet unter Hochwasser. Ist dies aber nicht da, strahlt die Stadt sehr viel Charme aus. Einen Blick von oben auf die Stadt mit ihren Gassen hat man sowohl von der Feste Oberhaus als auch von der Wallfahrtskirche Maria Hilf.
Würzburg ist eine Studentenstadt. Hier kann man Wein genießen, am Main wandeln oder das Grab von Walther von der Vogelweide besuchen, deutschlands bedeutensten mittelalterlichen Lyriker. Ob er hier wirklich liegt, ist umstritten. Aber es gilt: Wer Blumen auf sein Grab legt, soll von Liebeskummer geheilt werden. Versuchen kann man es ja. Oder zumindest die Stille genießen. Man findet es hinter dem Stift Neumünster. Wissenschaftlicher geht es natürlich in der Wilhelm Röntgen Gedächtnisstätte zu.
Wer Urmel aus dem Eis, Jim Knopf oder Kater Mikesch liebt, der sollte Augsburg und der Augsburger Puppenkiste einen Besuch abstatten. In Erlangen, der kleinsten Großstadt Bayerns, findet man neben barocken Gebäuden und einer schönen Altstadt auch die Orangerie im Schlossgarten und einen 2 ha großen Botanischen Garten. „Klein Venedig“ findet man dann in Bamberg. Dabei habdelt es sich nicht um ein Abbild des echten Venedig, sondern um eine ehemalige Fischersiedlung mit alten mittelalterlichen Fachwerkhäusern.
Im schönen Altmühltal liegen die Städte Eichstätt, Ingolstadt, Kehlheim und Gunzenhausen. Sie kann man erradeln und erwandern über den Altmühltal Rad- und Wanderweg. Zwischen Feldern und entlang der Altmühl ist dies ein idyllisches Fleckchen Erde für einen Urlaub in Bayern. Und wer Römer und Dinos liebt oder gerne nach Fossilien suchen will, ist hier eh gut aufgehoben. Nach so viel Aufregung lohnt sich ein Sprung in den Altmühlsee in Gunzenhausen. Übrigens liegt auch Pappenheim im schönen Almühltal. Falls ihr mal die echten Pappenheimer kennenlernen wollt.
Dann hätten wir noch Bayreuth mit seinen Wagner Festspielen und Oberammergau, wo alle zehn Jahre die Passion Christi aufgeführt wird. Ein Versprechen aus Zeiten der Pest. Wegen Corona wurde die Aufführung von 2020 auf 2022 verschoben. Wer in Füssen Urlaub macht, sollte neben der romantischen Altstadt – Klischee hin oder her – auch Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau besuchen. Wenn schon, denn schon. Romantik – Kitsch – Urlaub der feinsten Sorte. Aber bittschön nicht den Pferdewagenweg hoch juckeln, sondern durch die Pöllatschlucht gehen. Sofern die Beine es mitmachen und sie wieder geöffnet ist.
Ihr sucht die „schönste Altstadt Deutschlands“ (laut Focus Umfrage) mit komplett erhaltener Stadtmauer? Dann ab nach Dinkelsbühl in Mittelfranken. Perfekt um einen Tag zwischen alten Gemäuern, winkeligen Gassen, Türmen und Märkten zu verbringen und dem Flusslauf der Wörnitz ein Stück zu folgen. Besonders schön soll die Stadt zur Advents- und Weihnachtszeit leuchten. Der Weihnachtsmarkt jedenfalls zählt zu den schönsten Märkten an der „Romantischen Straße“.
Gar nicht unweit von Nürnburg liegt Rothenburg ob der Tauber. Diese Stadt liegt oberhalb des Taubertals und bietet Fachwerkromantik im Übermaß. Wer sich da nicht bezaubern lässt, ja ich weiß auch nicht. Aber gut, es gibt ja auch Menschen, die nicht so auf Fachwerk und Mittelalter stehen. Für die bietet die Umgebung genug an. Denn Rothenburg liegt im Naturpark Frankenhöhe und dort kann man Wandern, im Kletterwald klettern oder einfach nur die Natur wirken lassen.
Was kann man denn da tun?
Bayern, das ist nicht nur wie aus der Zeit gefallene oder hochmoderne Städte. Auch Natur. Seenlandschaften, Bergketten und Naturschutzgebiete prägen dieses Bundesland. Ob Spessart, Rhön, Allgäu, Fränkische Schweiz, Frankenwald, Fichtelgebirge oder Bayrischer Wald: Überall heißt es Schuhe an und losgelaufen. Urlaub inmitten der Natur ist hier überall möglich. Im Bayrischen Wald ragt der Große Arber empor. Er ist mit 1455 m der höchste Berg Bayerns außerhalb der Alpen. An ihm kann man sich also schon mal aufwärmen. Und im Anschluss im Arbersee abkühlen.
Bevor es dann richtig alpin wird, lohnt sich ein Abstecher in die Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Hier gehts ums Bier und ums „grüne Gold“. Entsprechend viele Brauereien gibt es. Und das Deutsche Hopfenmuseum. Da heißt es probieren und entdecken. Bier ist schließlich nicht gleich Bier. Wer nicht nur trinken mag, der kann sich hier sportlich betätigen. Zum Beispiel auf der 170 km langen Hallertauer Hopfentour.
Das Altmühltal habe ich ja oben schon erwähnt. Hier lässt sich wandern, Rad fahren und die Altmühl mit dem Boot bepaddeln. Störche brüten auf den Dächern der alten Orte und der Mohn weht in den Feldern. Besonders schön ist der Donaudurchbruch bei Kehlheim. Lässt sich auch hochtouristisch mit dem Schiff befahren. Überbleibsel des Limes, der einstigen Grenze des römischen Imperiums finden sich hier überall. Sehenswert ist außerdem die Burg Prunn, eine der besterhaltenen Ritterburgen Bayerns. Gebaut auf einem 70 Meter hohen Felsen über dem Altmühltal. Hier wurde der „Prunner Codex“, die viertälteste vollständige Handschrift des Nibelungenliedes gefunden. Das Original liegt übrigens in der Bayrischen Staatsbibliothek in München und kann digital angesehen werden..
Natürlich gibt es noch weitere Burgen und Schlösser (neben den beiden bereits genannten Hohenschwangau und Neuschwanstein). Die Burgruine Falkenstein bei Pfronten im Allgäu ist die höchstgelegene Ruine Deutschlands. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf Allgäuer Alpen und das Voralpenland und kann auch Neuschwanstein sehen. Schloss Linderhof bei Ettal ist auch ein Bau unter Ludwig II. Sehenswert ist nicht nur das Schloss und der Park, sondern auch die Venusgrotte. Die Luisenburg wartet weniger mit Geschichte als mit Kultur der Superlative auf. Auf einer der ältesten Freilichtbühnen Deutschlands finden nämlich die Luisenburger Festspiele statt. Wer lieber draußen laufen möchte, kann das größte Felsenlabyrinth Europas besuchen.
Wer im Urlaub hoch hinaus will, ist natürlich in den bayrischen Alpen genau richtig. Unzählige Gipfel, von moderat bis schneebedeckt gibt es zu besteigen und zu befahren. Oder auch herunter zu fahren, falls man noch dem Ski Vergnügen fröhnt. Der höchste Berg Deutschlands ist die Zugspitze. Sie ist 2962m hoch und für geübte Steiger:innen erklimmbar. Alle anderen nehmen die Seil- oder die Zahnradbahn. Aber bitte nicht in Flipflops und halb nackert. Nur weil unten im Tal 30 Grad sind, ist das noch keine passende Kleidung für einen Berg. Auch nicht, wenn man nur fährt und nicht viel läuft. Denn oben, da will man bestimmt etwas laufen (teuer genug ist die Fahrt ja) und da braucht es feste Schuhe und gute Kleidung. Also, Jacke einpacken und gutes Schuhwerk anziehen. Ist sicherer.
Auch schön ist der Jenner mit Blick auf den Königssee. Und natürlich fährt auch hier eine Bahn rauf, wie fast überall. Wer es nicht nach Thüringen schafft, aber nach Bayern und dem daher die Barbarossa Sage abgeht, der kann auch einfach zum Untersberg im Berchtesgadener Land fahren. Dort schläft Barbarossa der Sage nach auch. Oder Karl der Große. Vielleicht kann man sich ja einen Kaiser wünschen. Wisst ihr Bescheid. Es ist unmöglich hier alle schönen Berge aufzulisten. Touren gibt es in allen Schwierigkeitsstufen und in jedem Urlaubsgebiet der Alpen und Voralpen. Wichtig ist immer, auf den Schwierigkeitsgrad zu achten, sich selbst nicht zu überschätzen und das Wetter im Auge zu haben. Die Bergwacht ist zwar gut, aber dennoch kommen immer wieder Wanderer ums Leben. Auch auf leichten Touren.
Einfacher als Berge ist es, die Klammen aufzuzählen. Sie sind auch weniger schwierig zu begehen. Direkt als Einstiegsmöglichkeit zur Zugspitze dient die Höllentalklamm. Man kann sie aber auch losgelöst laufen oder als Teil einer Wanderung zum Kreuzeck oder AlpspiX, der – ich nenne es mal interessanten – Aussichtsplattform am Hang. Auch die Partnachklamm in Garmisch-Patenkirchen ist eine tolle Tour, die auch gut mit Kindern gemacht werden kann. Entweder man geht wieder zurück, oder noch ein Stück weiter rauf bis zum Eckbauer. Ebenso schön sind die Wimbachklamm bei Ramsau, die Leutasch-Klamm in Mittenwald und die Breitachklamm bei Oberstdorf. Um Klammen zu durchqueren, muss man allerding Eintritt zahlen. Außerdem gilt momentan für alle Klammen Einbahnstraße oder andere etwas eingeschränkte Regelungen wegen Corona. Einfach mal auf den jeweiligen Webseiten nachschauen.
Wer genug von Klammen hat der kann auch einfach ein paar Wasserfälle bewundern. Beispielsweise die Eistobel-Wasserfälle bei Isny (wobei da auch eine Klamm ist) oder die Tatzelwurm Wasserfälle in Oberaudorf. Mit der Tatzlwurmbrücke im Altmühltal haben sie übrigens nur den Namen gemeinsam, sehenswert ist beides. Bayern von unten kann man sich zum Beispiel in der Schulerloch Tropfsteinhöhle oder im Salzbergwerk Berchtesgaden ansehen. Letzteres ist eh so ein klassisches Klassenfahrtsziel, wenn es nach Bayern geht. So richtig imposant von oben auf die Donau blicken kann man von der Walhalla. Die steht tatsächlich noch auf meiner To See Liste. Einfach wegen der ganzen Protzerei.
Ansonsten ist Bayern auch ein Seenland. Wir haben über 200 natürliche Seen. Zu nennen wären da zum Beispiel der Königssee, Schliersee, Steinberger See, Auwaldsee, Kochelsee, Walchensee, Brombachsee, Altmühlsee, Eibsee, Bodensee, Chiemsee, Tegernsee, Ammersee und der Starnberger See. Plus all die weiteren großen und kleinen Seen. Zu allen etwas zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. Daher beschränke ich mich auf eine willkürliche Auswahl.
Für einen Urlaub im Chiemgau ist der Chiemsee natürlich ein Muss. Dazu gehört auch eine Fahrt auf die Inseln Herrenchiemsee und Fraueninsel. Auf erstem kann man auch Schloss Herrenchiemsee (ebenfalls Ludwig II) besichtigen, auf letzterer lohnt sich auch eine Übernachtung. Der Eibsee mit Blick aufs Zugspitzmassiv bietet DIE Kulisse für schöne Fotos und ist längst kein Geheimtipp mehr. Ebenfalls schön ist der Königssee. Auch wenn ich nicht behaupten kann, er sei idyllisch. Der Weg zwischen Parkplatz und Bootsableger ist voll von Touristen und Geschäften, die ersteren den größten Schmarrn andrehen wollen. Wer es dann aber zum Boot schafft, der kann vom See aus die Kirche St. Bartholomä mit ihren roten Zwiebeldächern bewundern und an der Echowand das typische Trompetenspiel anhören. Alles eine Mischung aus schön und mega touristisch. Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, kann zum Malerwinkel wandern.
Direkt von München per S-Bahn erreichbar sind der Starnberger See (die „Badewanne Münchens“) und der Ammersee. Den Tegernsee, einer der saubersten Seen Bayerns, erreicht man von München aus mit einer Stunde Bahnfahrt. In den Altmühlsee in Gunzenhausen springt man am besten nach einer ordentlichen Radtour auf dem Altmühlradweg. Dieser See gehört dann auch schon – wie beispielsweise der Brombachsee und Rothsee – zum Fränkischen Seenland, einer Region in der es sich naturverbunden Urlaub machen lässt.
Und damit bin ich auch schon am Ende des vierten Teils „Urlaub in Deutschland“. Ich habe so viele tolle Dinge entdeckt durch eure Tipps, Regionen im Internet angeschaut, von denen ich nichts wusste und meine Reiseliste ist extrem gewachsen. Selbst für Bayern, meiner Heimat, habe ich neue Ziele gefunden. Vielleicht ging es euch ja ebenso und ihr habt Lust bekommen, ein paar Regionen zu besuchen und ihnen vielleicht eine Chance zu geben. Denn wir alle haben ja so unsere Vorstelungen, ob eine Region für einen Urlaub geeignet ist oder nicht. Einmal aus dem Gewohnten ausbrechen und neues probieren, das wünsche ich mir für uns alle, die wir vielleicht jetzt öfter innerhalb Deutschlands unseren Urlaub verbringen wollen. Denn was ich ganz deutlich in den vier Teilen gesehen habe: Deutschland ist schön und vielfältig.
2 Comments
Baden Wúrttemberg hat noch ein paar mehr Schlósser, z.B. Lichtenstein und v.a. die Hohenzollern sollte fúr Geschichtsfans interessant sein, ist sie doch das Stammschloss der deutschen Kaiser. Auch die Stauffer begnúgten sich nicht mit Márchenschlóssern,Friedrich Barbarossa sei Dank. Und dann wáre da noch das Unesco Bioreservat Schwábische Alb, von Stuttgart bis zum Bodensee…
Ja da hast du Recht, es gibt noch viel mehr. Danke für die Ergänzung.
LG Janine