Es ist echt gar nicht leicht Pläne umzusetzen. Ich bin Meisterin darin sie zu machen, aber dann … Flaute. Längst wollte ich mit der Kochbuchvorstellung beginnen. Angekündigt hatte ich es ja bereits Ende Mai. Und was ist? Die Idee verstaubt im Entwürfeordner. Noch staubiger sind nur noch meine Pläne, ein paar lefthand mini Strick-Videos zu machen und hochzuladen. Eine Tragik…. Oh man. Aber gut, genug gejammert! Ich pack das jetzt an, dann schauen wir weiter. Beginnen möchte ich mit einem regelrechten Wälzer: VEGAN! DAS GOLDENE VON GU.
Erschienen ist der GU Wälzer mit satten 400 Seiten im Juli 2020. Er kostet 20€. Enthalten sind 300 Rezepte, ein kurzer Theorieteil und dazu einige Tipps & Tricks rund um die vegane Küche. Also ordentlich was dabei, sollte man meinen. Daher jetzt gucken wir uns das gute Stück mal genauer an und ich versuche, die von mir in geistiger Glanzleistung erbrachten Fragen zu beantworten.
Natürlich habe ich nicht alle 300 Rezepte ausprobiert. Äh excuse me, aber ich bin keine Küchenfee. Eher Team „Verzweifelte Mutter dreier Kinder mit wenig Zeit und noch weniger Nerven abends tolle, aber bitte auch gesunde und ausgewogene Dinge zu kochen.“ Also eigentlich eher ein trauriges kochendes Exemplar. Da ich aber sicher bin, dass es von meiner Art sehr viel mehr gibt als man glauben mag, halte ich an der Vorstellung von Mehrwert meiner Buchrezension (oder was auch immer das hier wird) fest. Also bitte.
Der erwähnte Theorieteil rund um Veganismus stehen ganz vorne auf den ersten fünf des 400 Seiten dicken GU Schmökers. Daran erkennt man auch schon, dass es hier nicht viel um Grundwissen im Detail gehen kann. Wer danach sucht, wird hier nicht fündig. Nährstoffe und Co kommen kurz und knapp auf einer Doppelseite vor. Dafür fünf gängige Fragen rund um das Thema Veganismus von „Aber Soja ist doch nicht nachhaltig?“ bis zu „Braucht man da nicht lauter Ersatzprodukte?“ Lustige Anmerkung: Die fünf Fragen sind eigentlich vier. Da wurde einfach eine vergessen. 😀
Jetzt fehlt einem aber ein ausführlicher Theorieteil gar nicht, wenn man wie ich ein Regal voller Bücher hat. Jedes zweite vegane Kochbuch hat so einen. Lesen wird man das eh nicht ständig. Ein paar Basic Rezepte wie Herstellung von Nusssahne oder Seitan finden sich im GU auf jeden Fall. Allerdings habe ich sie alle noch nicht getestet. Einfach weil es bei mir mit „Oh, Nussmus selber machen, das sollte ich mal probieren.“ immer endet. Ähm, ja. So schaut es aus.
Ansonsten wird kurz erklärt, was die pflanzliche Alternative zu bestimmten Produkten ist, wie sie im Laden heißen und im Buch genannt werden und dann kommt man auch schon zu den oben erwähnten Nussmusen, Nusssahnen und dem Seitan. Diese veganen Basics nehmen noch mal fünf Doppelseiten ein und los geht es mit den Rezepten.
Der Rezepteteil macht mit Abstand den größten Teil des Buches aus. Und so soll das meiner Meinung nach auch sein. Ich kaufe ja ein Kochbuch, keine theoretische Abhandlung oder die Lebensgeschichte einer Köchin. Auf über 300 Seiten folgen Rezepte auf Rezepte. Und jedes Rezept ist mit einem Foto versehen. Für mich ganz wichtig. Aufgeteilt sind sie in folgende sechs Kategorien:
Vor jeder Kategorie stehen immer ein paar Seiten „Küchenpraxis“ mit Hinweisen. So werden in der Kategorie „Frühstück“ die verschiedenen Nussmuse und Milchalternativen erläutert und es gibt einen Hinweis zum Eiersatz. In der Kategorie „Küchenklassiker“ sind dann Geschmäcker wie Umami und Rauch das Thema und es gibt einen Infoblock, warum Veganer*innen überhaupt Fleischersatz wollen.
Am Ende des Buches folgt ein Sach- und Zutatenregister und eine Tabelle mit Begriffsabkürzungen und eine Umrechnungstabelle. Alles in allem eine runde Sache. Ich mag die Aufteilung.
Zugegeben, jetzt kommt der subjektivste Teil dieses Beitrags. Denn ich habe – wie sage ich es freundlich – wählerische Kinder. Und noch schlimmer, nicht kompatible Kinder. Kind 1 mag Paprika, Kind 2 nicht, Kind 3 schon, in homöopatischen Dosen. Das zieht sich quasi durch jedes Lebensmittel. Außerdem essen zwei von ihnen am liesten vegetarisch und mischköstlisch (sagt man das so?) mit Tendenz zu Veganismus. Ihr seht, die Grundvoraussetzung ist wie ein Beziehungsstatus bei Facebook: kompliziert.
Wer „Ich esse alles, gib mir den Rettich!“ Kinder hat, dem fällt es mit Sicherheit leichter, überall „Das schmeckt auch Kindern“ drauf zu schreiben. Jedenfalls beschleicht mich der Verdacht bei diversen Kochbüchern, die sich „Familienküche“ oder „Schmeckt Kindern“ fett vorne drauf schreiben. Lange Rede kurzer Sinn: Ja das meiste, was ich bisher aus dem Goldenen GU gekocht habe, hat 4 von 5 Personen und damit 2 von 3 Kindern geschmeckt. Eingentlich dürfte die Jüngste überhaupt nicht mit in die Wertung einfließen. Die isst quasi nix, was irgendwie über nackige Nudeln und Reis hinaus geht. Was willste machen.
Die Rezepte sind aber durchweg lecker in meinen Augen. Halt, ne. Einmal war es echt nichts für unseren Geschmack. Die Rote Linsensuppe mit Spinat war einfach nur mööp. Nicht eklig oder so (sowas hatte ich auch schon, anderweitig!) aber einfach langweilig wässrig. Und da der böse Spinat nicht nur im Namen steht sondern auch noch sichtbar in der Suppe schwimmt, waren 3 von 5 eh schon raus bevor der Geschmackstest laufen konnte. Aber Geschmäcker sind ja nun echt unterschiedlich.
Mir liegen ja vor allem die deftigen Rezepte. Wie überall finden sich im Goldenen GU auch so „wie das Original“ Rezepte à la Schnitzel oder Wutschsalat. Ich mag solche Art von Rezepten nicht (außer Gulasch) und bin eh kein großer Fan vom deutschen Dreiklang: Fleisch(ersatz), Kolenhydrate, Gemüse. Ich mag es lieber One-Pot-artig. Das werdet ihr auch an meinen Lieblingsrezepten sehen.
Ich glaube, das hier wird mein Lieblingsabsatz einer jeden Buchbesprechung. Immerhin will ich hier MEINE Lieblingsrezepte vorstellen. Es ist also irrelevant, ob die Kiddies das genau so sehen. Ich kann also herrlich subjektiv meine Top 3 auflisten. Ohne Rücksicht.
Und als Extra, auch wenn es dafür eigentlich kein Rezept bräuchte: Die Puffer mit Apfelmus. Die koche ich seit ich selber koche(n muss), nach einem GU Rezept. Früher nach „Studentenküche vegetarisch“, dann nach dem Rezept aus dem Goldenen GU Buch. Oder mit Mehl und Kartoffeln für Unentschiedene (aka vorwiegend festkochend).
Was soll ich sagen, ich mag das GU Buch sehr. Allein schon, weil es den Eindruck macht, dass vegane Küche keine Nische ist, sondern wert, einen dicken Wälzer mit goldenem Einband zu veröffentlichen, wie dies bereits mit diversen anderen Themen geschehen ist. Das macht das ganze Thema ebenbürtig. Wisst ihr, was ich meine? Man fühlt sich ernstgenommen. Aber auch, weil die Aufteilung mein Ding ist. Ich kann recht schnell finden was ich bevorzuge (One-Pot). Und es gibt zu jedem Rezept ein Foto. Ohne wäre auch ein Ausschlusskriterium für mich.
Etwas verwundert war ich, dass ein paar Bilder von schlechter Qualität waren. Wie als wären sie aus einen Kochbuch der 90er rauskopiert und nicht für das neue GU hergestellt. Ich tippe fast darauf, dass es ein Fehler im Druck ist, denn anderswo sehen die Bilder besser aus. Wo wir gerade davon reden: Im Goldenen GU werden Rezepte anderer veganer GU Kochbücher verwurstelt. Es kommt also zum Wiedererkennen, wenn man mehrere GU Bücher hat. Wobei ich mir vorstellen kann, dass das häufiger so ist, dass für ein dickes Buch die dünnen GU Hefte mit verwendet werden. Ich besitze ein paar dieser veganen GU Kochhefte und hatte ein, zwei déjà vue. Aber nicht in einem Ausmaß, dass mich den Kauf des Goldenen Buches bereuen lässt.