Lichtblicke 2022 im Mai. Vegan auf dem Vormarsch. Milchkonsum geht zurück. Karine Jean-Pierre schreibt Geschichte. Tasmanien ist CO2 negativ. Die Percy Jackson Serie wird divers(er).
Wir schaffen das mit der Mitmenschlichkeit im Kleinen echt ganz gut. Ein Hoffnungspost.
Mit Lichtblicke gucke ich auf den zurückliegenden Monat und suche gutes, positives, schönes – eben Lichtblicke. Das letzte Jahr hat mir noch einmal ganz krass gezeigt, wie viel negatives es gibt. Wie sehr ich damit konfrontiert werde und mich dem nicht entziehen kann. Weil „only bad news is good news“, ihr wisst es eh.
Natürlich kann ich das Schlimme nicht weglächeln, will ich auch gar nicht. Es ist wichtig, hinzugucken und Dinge die falsch laufen nicht zu ignorieren. Es ist essenziell, dass wir gegen die schwierigen Dinge, die vor unserer Haustür passieren angehen und uns nicht einigeln. Aber, und ja hier darf ein aber stehen: Es braucht auch gute Nachrichten. Lösungsideen. Entwicklungen. Und darum geht es in hier.
Dieses mal wird es um ganz persönliche Lichtblicke gehen und nicht um das Weltgeschehen. Denn der Juni stand ganz im Zeichen der Selbstreflexion, des Pausierens und des analogen um mich blickens. Dazu gehörte auch der weitestgehende Nachrichtenverzicht. Was natürlich zur Folge hat, dass ich vom Weltgeschehen und seinen positiven Momenten nicht viel mitbekommen habe. Was nicht heißt, dass es sie nicht gab und gibt. Aber Lichtblicke können ja auch im privaten passieren, im alltäglichen.
Vom Radfahren und im Jetzt sein
Mein größter Lichtblick im Juni war die 5tägige Auszeit mit meinem Mann. Wir schnappten unsere Räder und fuhren auf dem Altmühlradweg 230km entlang. Besuchten Rothenburg ob der Tauber, badeten im Altmühlsee, stiefelten in Eichstätt auf die Willibaldsburg und fuhren zum Donaudurchbruch in Kelheim. Jeden Tag eine Etappe. Jeden Tag ein Hotel buchen. Jeden Tag radeln. Kilometer für Kilometer. Stolz und Freude über das, was wir untrainiert schaffen. Den Tag laufen lassen und abends nach Essen und Dusche nur noch ins Bett fallen.
Diese Tour war wichtig für mich, gab mir Kraft und Erholung und hat Lust auf mehr gemacht. Sie hat uns außerdem gezeigt, dass wir radfahrend funktionieren. Dass wir harmonieren und stressfrei gemeinsam unterwegs sein können. Auch, wenn wir nicht immer 100% einer Meinung waren, ob man noch irgendwas angucken oder irgendwo hoch stiefeln sollte. Und vielleicht schaffe ich ja doch irgendwann mal die Nord-Süd Durchquerung Deutschlands auf dem D11. Dann alleine. Weil alleine auch schön ist.
Ade Instagram, see you
Es ging mir – aus unterschiedlichen Gründen – nicht gut im Juni. Davor wohl auch, aber man merkt Dinge ja immer erst später. Ein Punkt der mir beim mich besser fühlen definitiv behindert (hat), war (ist) Instagram. Da sind Dynamiken im Gange, die ich nicht mehr aushalten konnte. Hat natürlich auch damit zu tun, wem ich so folge. Also habe ich an einem Tag in einer Spontanhandlung die App vom Handy geschmissen. Ich pausiere. Und ja, für mich ist das ein Lichtblick. Weil es mir Raum gibt das ganze mal zu reflektieren. Und nicht mehr in die App zu flüchten, wenn eigentlich Dinge verarbeitet werden müssten
Inzwischen hatte ich Zeit etwas nachzudenken und bin sehr vielen Menschen entfolgt. Niemanden davon, weil ich ihre Beiträge nicht wichtig und richtig finde. Im Gegenteil, ganz viele von ihnen liegen mir am Herzen und halte ich für extrem bereichernd für uns als Gesellschaft. Sondern weil ich nicht in der Lage bin täglich von 30 Menschen 30 negative/kritische/aufrüttelnde (politische) Texte zu lesen. 30 x Aufregung. 30 x Wut, Verzweiflung, Teilen von Missständen. Das geht einfach nicht. So sehr ich all die Arbeit wertschätze, so sehr ich all die Informationen für wichtig halte. In der ungefilterten, massenhaften Überschüttung auf Instagram machen sie mich kaputt, statt zum Handeln zu motivieren.
Wie das mit mir und Instagram weitergeht, weiß ich gar nicht. Mal sehen. Ich lasse mir Zeit. Inzwischen habe ich wie gesagt ja aufgräumt (mit leichtem ziehen im Herzen) und dementsprechend die App wieder aufs Handy geladen. Ganz hinten irgendwo. Ich luscher auch ab und zu wieder drauf. Lese einen oder zwei Texte und mache dann zu. Es ist also ein Wiedersehen, kein Abschied. Auch das ist ok.
Ein Hörbuchkauf, der sich lohnt
Was mich dann zum nächsten bringt. Ich habe mir ein Hörbuch gekauft. Zum ersten Mal aufgrund einer Empfehlung. Die liebe Nic (luziapimpinella) hat in ihrem Beitrag „Die Dinge im Mai 2022“ gleich zwei Buchempfehlungen rausgehauen. Einmal Hans Rosling „Factfullness“ und im gleichen Zug Ronja von Wurmb-Seibel „Wie wir die Welt sehen: Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien“. Da ich bereits Factfullness begeistert gelesen habe (auch von mir an dieser Stelle eine FETTE Kaufempfehlung!!) und mich die Frage „Wie umgehen mit Nachrichten?“ echt beschäftigt – man kann ja auch nicht weggucken, oder? – bin ich blind Nics Empfehlung gefolgt und habe mir das Hörbuch von Ronja von Wurmb-Seibel gekauft. Es ist inzwischen halb durchgehört und ich bin fasziniert vom konstruktiven Journalismus. Definitiv ein Lichtblick für mich in diesem Monat. Als nächstes möchte ich Formate finden, in denen diese Form des Journalismus angewandt wird.
Ein heilsames Konzert im Regen
Der Lichtblick schlechthin kam dann noch am Ende des Monats, als ich endlich endlich aufs Fanta 4 Konzert gehen konnte, auf das ich pandemiebedingt zwei Jahre gewartet habe. Die Wetterprognose war leider richtig schlecht und kurzzeitig gab es sogar die Sorge, dass es unwetterbedingt ausfallen könnte. Zum Glück war es aber nur ein leichter Dauerregen. Heißt, am Ende war ich nass aber glücklich.
Wie sehr mir dieses Konzert gut tun würde, konnte ich nicht ahnen. Während des Konzerts schaute ich mich um. Die Menschen waren glücklich, ausgelassen, allem Regen zum trotz. Es wurde getanzt, gesungen, gejubelt. Ich war den Tränen nahe. Was für ein Gefühl unter freiem Himmel unter vielen Menschen auf dem Konzert zu sein. Das Herz ist mir fast übergelaufen vor Glück.
So öder schnöder Alltagskram
Und dann waren es vor allem der langweilige, wenig spektakuläre analoge Alltag UND die Aussicht auf Ferien, die mir Lichtblicke waren. Jetzt, wo die Pfingstferien vorbei sind und nur noch vier Wochen zwischen uns und den geliebten Sommerferien liegen, habe ich einmal mehr gemerkt, wie sehr uns die Osterferien (weil wir alle Corona hatten) als Verschnaufpause gefehlt haben.
Der Alltag ist vielleicht nicht aufregend, aber er enthält viele schöne Lichtblicke, die mir Frieden bringen. Wenn ich weiß, in meinem 30 Meter Umkreis ist alles ok. Wenn ich einfach nur Lebe, ohne Anspruch etwas besonderes tun oder sein zu müssen. Kein taugliches Bild produzieren müssen. Keine stündliche Auseinandersetzung mit Kriesen der Welt. Wenn die Kinder langsam schulisch austrudeln oder die letzten Prüfungen schreiben. Wenn man Haken hinter Abschlussprüfungen setzen kann. All die guten und wichtigen Gespräche mit den großen und kleinen Menschen hier im Haus und ein abendliches alkoholfreies Radler auf der Terasse. Das ist es, was den Speicher wieder füllt und mein Leben etwas gerader rückt.
Wir steuern jetzt auf einen entspannenden Juli zu in dem 2 von 3 Kindern ihren Abschluss gemacht haben werden bzw ihre Noten erfahren. In dem wir hoffentlich viel Eis essen, radfahren und Sonne tanken und an dessen Ende sechs süße Wochen Sommerferien liegen. Auch da wird es einen großen privaten Lichtblick geben: Denn wir fahren – mit dem Zug, logo – nach Südtirol und ich freu mich wie ein Schnitzel darauf, Meran und Umgebung zu erkunden. Selbstverfreilich werde ich euch davon erzählen.