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28. Mai 2019Acht Veränderungen mit großer Wirkung – Umweltschutz im Alltag

Heute zeige ich euch acht Veränderungen, die ihr im Alltag vollziehen könnt um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Denn manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Klimakrise, Artensterben, Umweltverschmutzung, unmenschliche Produktionsbedingungen, Abholzung der Regenwälder. Die Liste lässt sich fast endlos weiter führen und sorgt leider sehr oft zu Handlungsunfähigkeit. Was soll ich schon tun?
Dabei gibt es eine Reihe Dinge, die wir in unserem Alltag ändern können, die eine große Wirkung auf die Umwelt und Lebensbediungen haben. Acht davon möchte ich euch heute ans Herz legen. Wo ihr anfangt ist egal. Wenn wir unseren Planeten nicht vor die Wand fahren wollen wird es einfach unabdingbar sein, im persönlichen Alltag Veränderungen vorzunehmen. Jede von uns und Schritt für Schritt.
1. Verringere den Konsum von tierischen Produkten
Zu viel Konsum von tierischen Produken ist weder gesund noch umweltfreundlich. Tiere brauchen riesige Mengen Weideland. Dafür wird regelmäßig Wald abgeholzt. Außerdem benötigt Tierhaltung eine enorme Menge Wasser, über 15.000 Liter pro Kilo sind es allein bei Rindfleisch. Ebenso brauchen sie Futtermittel. Das beliebteste Futtermittel ist Soja, importiert wird es zu 80% aus Ländern wie Südamerika.
Wir haben übrigens eine Selbstversorgung von 116% bei Milch. Den Überschuss exportieren wir in südamerikanische und afrikanische Länder oder nach China. Bekommen die Bauern bei uns für ihre Milch schon zu wenig, sinken die Erträge durch den Export weiter. Und die Gefahr besteht, den Markt im Importland zu zerstören.
Das Verringern des Konsums tierischer Produkte senkt den persönlichen CO2 Ausstoß. Allein beim Fleischkonsum lässt sich sehr viel verbessern. Derzeit essen Deutsche im Schnitt 60kg Fleisch pro Jahr. Die empfohlene Menge liegt seitens der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei 31,2 kg. Würden wir uns daran halten, könnten wir 27 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Allein Veganer*innen (derzeit ca 1 Million in Deutschland) sparen laut einer neuen Berechnung pro Jahr und Kopf ganze 2 Tonnen CO2 ein. Ein verringerter Konsum tierischer Produkte bringt also dreierlei: Vermindertes Tierleid, gesündere Ernährung und direkter Umweltschutz.
2. Lass dein Auto öfter stehen
Ein Auto ist eine gute Sache. Ohne Frage. Nur zeigt die allmorgendliche Realität in Städten, dass man doch viel öfter im Stau oder Stop and Go steht, als bequem zur Arbeit zu fahren. Auch fahren immer noch viel zu viele Menschen einzeln mit dem Auto. Neben den allseits bekannten Fakten zur Umweltschädlichkeit des Autoverkehrs kommt noch hinzu, dass Reifenabrieb in Deutschland der größte Faktor von Mikroplastik in der Umwelt ist, gut 1/3 des Mikroplastiks geht auf den Abrieb zurück. Da kann man noch so viel mikroplastikfreies Duschgel kaufen, der Abrieb macht jede Bemühung zunichte. Deshalb bedeutet der Verzicht aufs Auto direkten Umweltschutz.
Deshalb: Wo immer es machbar ist, aufs Fahrrad oder die Öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Mit Radanhänger und Hackenporsche lässt sich super einkaufen. Viele Wege lassen sich mit SBahn, Bus, Zug oder Stadtbahn erledigen. Auch Mitfahrzentralen und -bänke werden immer mehr.
Immer wird man sein Auto wohl selten stehen lassen können. Aber öfter als bisher ist meist drin. Wie wir ohne Auto leben, steht in meinem Erfahrungsbericht.
3. Plane Urlaub und Kurztrip so, dass es auch ohne Flugzeug geht
Es soll Menschen geben, die den eigenen ökologischen Fußabdruck zB mit veganer Ernährung möglichst klein halten und dann mit Edelstahlflasche und veganer Vesper in den nächsten Flieger nach Barcelona steigen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Fehlanzeige.
So unbequem die Wahrheit ist: Fliegen ist eine Katastrophe und CO2-Kompensation eine problematische Argumentation. Die Klimawirkung eines Fluges ist 2-5 mal so hoch wie der eigentliche CO2 Ausstoß. Pro Person und Kilometer verbraucht ein Flug 196 Gramm CO2. Im Vegleich: Eine Autofahrt verbraucht 139 Gramm CO2 pro Peron und Kilometer, die Zugfahrt 11 Gramm CO2.
Fliegen ist Luxus. Die wenigsten Menschen auf der Welt können sich dies überhaupt leisten. Diejenigen, die es können, tun es dank verblilligten Flügen (keine MwSt, keine Mineralölsteuer auf Kerosin) um so häufiger. Für einen Shoppingtrip nach New York, ein Wochenende nach Stockholm oder „weil man so dringend Sonne braucht“ über Weihnachten nach Bali. Unser Luxus zertört die Welt. Das müssen wir begreifen und unseren Urlaub anders planen.
4. Kaufe weniger (Kleidung)
„Choose well, buy less, make it last.“ Dieser Satz von Vivienne Westwood sollte unser Richtwert sein. Wir Deutschen kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Jedes Jahr! Was wir Mode nennen, ist für andere Menschen Ausbeutung pur. Sie stehen am Ende der Lohnkette und bekommen einen Hungerlohn für unsere billigen Kleider und Schuhe.
Weniger einkaufen, auch Technik und Nippes, eine lange Nutzungsdauer und Reperatur helfen außerdem Ressourcen einzusparen und ökologische Schäden zu verringern. Denn die Herstellung von Kleidung verbraucht unmengen an Wasserund ist oft ökologische Vollkatastrophe. So wird weniger Kaufen auch aktiver Umweltschutz.
Second Hand kaufen ist unter Umständen eine gute Wahl, wenn es das sinnlose Shoppen nicht einfach nur ersetzt. Wer gebraucht jährlich ein neues Handy kauft, unterstützt diejenigen, die ihre alten Geräte weggeben um das Neuste vom Neuen zu kaufen. Damit werden weitere Ressourcen vergeudet. Besser ist ein Besuch im Repair Café, Teilnahme bei (Talente)Tauschbörsen oder kaputte Kleidung in eine Schneiderei zu bringen. Je weniger konsumiert wird und je länger das Kleidungsstück/Produkt im Besitz bleibt, desto besser.
5. Wechsel zu Ökostrom
Der einfachste Weg, Umweltschutz im Alltag zu praktizieren ist ein Stromanbieterwechsel. So ein Wechsel ist eine wirklich einfache Sache und im Vergleich zB mit einem Bankwechsel ein Kinderspiel. Es gibt inzwischen viele gute Anbieter auf diesem Gebiet, aber auch solche, die sich das Ganze nur auf die Fahnen geschrieben haben. Denn wer Ökostrom von einem herkömmlichen Anbieter wählt, finanziert Kohle- und Atomstrom mit. Daher ist ein Wechsel zu einem reinen Ökostromanbieter sinnvoll. Vor dem Wechsel unbedingt einen Preisvergleich machen.
Wichtig ist, dass der Anbieter wirklich 100% erneuerbare Energien anbietet und das auch transparent belegen kann. Drei für mich vertrauensvolle Anbieter wären:
- Greenpeace Energy (bezieht seinen Strom aus 100% Wasserkraft- und Windkraftanlagen in Deutschland und Österreich)
- Naturstrom (bietet einen Strommix aus Windkraft, Photovoltaik und Biogas in Deutschland)
- Lichtblick (liefert 100% Wasserkraft aus Deutschland)
Sowohl bei Greenpeace Energy als auch Naturstrom waren/sind wir und der Wechsel war jedes Mal unkomliziert und lückenlos. Man steht also nicht plötzlich ein paar Tage im Dunkeln.
6. Vermeide Einmalprodukte wo es geht
Alles, was seine Daseinsberechtigung nach einmaliger Nutzung verliert, müssen wir so weit es geht vermeiden und durch nachhaltigere Produkte ersetzen. Dies gilt natürlich zuallererst für überflüssige Dinge wie Wegwerfgeschirr, To Go Becher, Strohhalme, Einmallappen, Alu- und Klarsichtfolie, Ohrenstäbchen, Plastiktüten, Abschminkpads.
Aber auch reguläre Verpackungen sind problematisch. Glas und Papier, dass nur einmal benutzt wird hat eine miese Ökobilanz in Herstellung und Recycling. Brötchen- oder Gemüsetüten aus Papier sind nicht weniger problematisch als ihr Plastikkollegen. Auch hier werden in der Herstellung Ressourcen verbraucht und Papier verursacht sogar noch mehr Emissionen als Plastik. Kunststoffe werden derzeit nur zu etwa 36% wirklich recycelt, 60% werden verwertet = verbrannt. Ein Teil unseres Kunststoffmülls landet u.a. in Malaysia. Also alles in allem gibt es keine tolle Option.
Manches lässt sich ohne weiteres nicht ersetzen. Anderes muss von Industrie und Handel geändert werden. Da braucht es Druck der Verbraucher*innen auf die Politik. Aber vieles ist sehr gut und einfach selbst ändern. Ein paar Ideen findet ihr zb bei Grennality, Smarticular und in meiner stetig wachsenden Reihe „Einfach nachhaltiger„. Denn „der beste Müll ist der, welcher gar nicht erst entsteht.“
7. Gestalte deinen Garten/Balkon naturnah
Artensterben und Bienenschutz ist in aller Munde. Was kann ich als Einzelne eigentlich tun? Sobald man einen Balkon oder Garten sein eigenen nennen kann, sogar einiges.
Steingärten sollten längst der Vergangenheit angehörten, genau so wie der Englische Rasen. Es braucht bienenfreundliche – regionale ! – Pflanzen, die bereits im Vorfrühling erste Nahrung bieten. Also nicht zu früh Mähen. Hecken sind perfekte Schutzräume für Tiere. Und eine ungepflegte, blühende Ecke im Garten bietet vielen Insekten Schutz und Nahrung.
Sicher ist auch der Bau/Kauf eines Insektenhotels eine Option, wobei sehr gut überlegt sein sollte, welche Voraussetzungen so ein Hotel braucht, damit Bewohner einziehen.
Der BUNDNaturschutz und der NABU haben einige Tips zusammengetragen. Und auch auf dem Balkon kann durch richtige Bepflanzung einiges getan werden um Insekten zu schützen.
8. Beteilige dich an lokalen Naturschutzprojekten
Umweltschutz direkt vor der Haustür ist ein guter Schritt. Er bringt Menschen zusammen , die ihr Leben ändern möchten und ähnliche Ziele verfogen wie man selbst.
Aktionen wie „RAMADAMA“/“Clean Up“ helfen, einen Einblick zu bekommen, was wir Menschen so alles in die Gegend werfen und wie schnell „ein kleines bisschen Müll“ zu einem ernsthaften Problem wird. Viele Gemeinden bieten auch Grünflächenpatenschaften an, auf denen man selbstverantwortlich pflanzen kann. Genau so hilfreich sind auch Aktionen zur Krötenwanderung, Patenschaft für Streuobstbäume oder Nistkästen, das Anlegen/Pflegen eines Naturlehrpfades oder die Unterstützung lokaler sozialer Landwirtschaften.
In vielen Orten gibt es bereits Naturschutzgruppen, denen man problemlos beitreten kann. Ohren und Augen auf. Und wenn nicht: Selber mal einen Clean Up ins Leben rufen, die Schule oder politische Gemeinde mit ins Boot holen und los.
Umweltschutz ist oft nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Es gibt viele einfache Dinge die, im Alltag umgesetzt, eine große Wirkung entfalten können. Dass darüber hinaus von uns allen Druck auf politische und wirtschaftliche Entscheider*innen eingewirkt werden muss, ist klar. Doch wie aufgezeigt gibt es auch für jede*n Einzelne*n Möglichkeiten, zu handeln, statt zu verzagen.